32 · 𝐊𝐥𝐮𝐠𝐞𝐬 𝐌ä𝐝𝐜𝐡𝐞𝐧, 𝐝𝐮𝐦𝐦𝐞 𝐄𝐧𝐭𝐬𝐜𝐡𝐞𝐢𝐝𝐮𝐧𝐠

656 55 25
                                    

𝐖Ä𝐇𝐑𝐄𝐍𝐃 ich mich drehte und an unzähligen Kaminen vorbeisauste, kreisten nervenzerreißende Gedanken durch meinen Kopf. Steckte meine Familie in Schwierigkeiten? War jemand verletzt, krank oder gar tot? Was erwartete mich, wenn ich Zuhause ankam?

Hustend stolperte ich aus unserem Kamin heraus, alles drehte sich und mein Orientierungssinn war völlig im Eimer. Ich spürte, wie ich das Gleichgewicht verlor, doch bevor ich auf dem Boden aufschlug, packten mich zwei kräftige Hände an der Taille und ich wurde wieder auf die Beine gezogen.

Ich klammerte mich an die Arme, die mich festhielten und langsam kam meine Umgebung, die ich als unser Wohnzimmer ausmachte, zum Stillstand. Als ich aufsah, sah ich den hellen Augen meines Vaters entgegen. Erleichterung durchströmte mich, als ich ihn als unverletzt und wohlauf erkannte. Ich wollte ihn umarmen, doch er drückte mich weg.

Die Miene meines Vaters war alles andere als erleichtert. Seine Züge waren hart, sein Mund ein gerader Strich und seine Augen kalt. „Nicht jetzt, Lucielle", sagte er und ließ mich los.

Verwundert trat ich einen Schritt zurück. „Was ist los, Vater? Geht es allen gut? Ist jemand krank? Wo sind Mutter und Lucius?", sprudelten die Fragen aus mir heraus, doch Vater hob die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen.

„Still. Wir- ", er brach ab und nahm einen tiefen Atemzug, als müsste er sich bemühen, nicht die Beherrschung zu verlieren, „Ich will nichts von dir hören, Lucielle."

Vor Verwirrung schloss ich den Mund und tat, wie mir geheißen, als er voran ging und unser Wohnzimmer verließ. Ich folgte ihm eilig. Was zur Hölle war hier los? Warum war mein Vater so kalt? Und wieso war es in unserem Haus so totenstill? Wo waren meine Mutter und Lucius?

Unsere Schritte hallten laut auf dem Mamorboden und von den hohen Wänden wider und das mulmige Gefühl in meinem Magen verstärkte sich, je mehr leere Räume wir passierten. Vor der breiten schwarzen Tür unseres Ballsaals, die normalerweise verschlossen war, wenn kein Fest stattfand, kamen wir zum Stehen. Vater hob die Faust, um zu klopfen, zögerte und sah auf mich hinab. Der kalte Ausdruck in seinem Gesicht schien einem traurigen, fast ängstlichen Glanz zu weichen und als wollte er etwas sagen, öffneten sich seine Lippen leicht.

„Lou ...", hauchte er leise meinen Spitznamen, mit dem er mich seit zehn Jahren nicht mehr angesprochen hatte. Mein Herz zog sich vor Angst zusammen. Was war los mit ihm? Seine Augen waren voller Trauer und ich befürchtete fast, dass er anfangen würde zu weinen.

Dann brach er plötzlich den Blickkontakt ab und seine Miene nahm wieder den eisigen Ausdruck an. Er klopfte gegen das dunkle Holz.

„Tritt ein", sagte eine Stimme von innen und mir gefror das Blut in den Adern.

Obwohl ich die Stimme erst ein Mal gehört hatte, würde ich den kalten, erbarmungslosen und vor Stolz triefenden Ton überall wieder erkennen. Und als Vater die Tür öffnete und mir mit gesenktem Kopf den Vortritt ließ, bestätigte sich meine Befürchtung.

Als würde ich in sein eigenes Heim treten, saß der Dunkle Lord am Ende einer langen Tafen gebieterisch auf einem Thron gleichenden Stuhl, die Arme auf den Lehnen gebettet, seinen Zauberstab fast schon entspannt in der Hand.

Seine dunklen Augen taxierten mich und ein Schauer lief mir über den Rücken.

Zu seiner rechten und linken entlang saßen mehrere Personen in langen dunklen Umhängen und Masken, die einem Totenschädel glichen und die mich alle aus leeren Augen anstarrten. Ich erkannte die langen schwarzen Haare meiner Mutter, die mir am nächsten saß. Neben ihr saß Lucius, der sich alle Mühe machte, mich nicht anzusehen.
Vater trat hinter mir durch den Raum und ließ sich auf dem letzten freien Platz gegenüber meiner Mutter nieder.

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Where stories live. Discover now