47 · 𝐔𝐧𝐠𝐥ü𝐜𝐤𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞 𝐀𝐮𝐬𝐬𝐢𝐜𝐡𝐭𝐞𝐧

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𝐃𝐈𝐄 Stimmung am nächsten Morgen war irgendwie gedrückt. Als würden die Erinnerungen an die Ereignisse von letzter Nacht in einem dicken staubigen Nebel um uns herum schweben. Der plötzliche Sex, mein darauffolgendes Geständnis - das alles war so impulsiv passiert, dass es mir heute wie ein Traum vorkam und mir die Schamröte in die Wangen trieb, wenn ich daran dachte.

Sirius schien es ähnlich zu gehen. Unser Wortaustausch war karg und peinlich und dennoch entschieden wir uns dazu zusammen zu duschen. Es wäre seltsam dies nach der letzen Nacht nicht zutun, doch weder er noch ich sahen einander dabei an.

Mit der Hand wischte ich eine Fläche auf dem beschlagenen Spiegel frei, sodass ich mir die Folgen der Nacht anschauen konnte. Es war ein Desaster. Die Haut um meine Augen herum war gerötet und geschwollen, genau wie meine Nase und meine Lippen. Mein Gesicht wirkte allgemein irgendwie zerknautscht, wie ein altes Sofakissen, in das man ein paar Mal hinein geboxt hatte. Kein Wunder, dass Sirius den Blick auf mich mied.

Unglücklicherweise war der Großteil meines Haares wieder weißblond, lediglich die unterste Schicht war noch bräunlich, doch in wenigen Tagen würde das auch Geschichte werden. Mir war aufgefallen, dass die Farbe schneller verschwand, je mehr ich mich anstrengte oder schwitzte und nach letzter Nacht wunderte es mich nicht mehr. Ich sah wieder immer mehr aus wie eine Malfoy. Naserümpfend wandte ich den Blick ab und begegnete Sirius Augen, als ich mich umdrehte.

„Du siehst schön aus", sagte er, als er sich ein Handtuch um die Hüfte band. Er sah mir das erste Mal heute richtig in die Augen.

Ich wusste nicht ob ich lachen oder verächtlich schnauben sollte, weshalb ein Laut aus beidem aus meinem Mund kam. „Ich sehe aus wie meine Familie."

„Nein", widersprach Sirius ernst und blickte mich an, als könnte er meine Gedanken lesen, „Du siehst aus wie du. Und du bist schön. Egal, mit wem du verwandt bist."

Mir wurde warm ums Herz und meine Mundwinkel hoben sich schwach. Ich erinnerte mich daran, dass Sirius in einer ähnlichen Situation steckte, wie ich. Auch seine Familie bestand aus stolzen, der dunklen Seite zugewandten Reinblütern und er hatte sie in gewisser Weise verraten. Anders als ich, die versucht hat sich anzupassen, war er seinen eigenen Überzeugungen allerdings treu geblieben. Ich bewunderte ihn dafür und schämte mich gleichzeitig für mich selbst.

Er war so stark, hatte sich losreißen können von den kalten Fängen seiner Familie, obwohl er dadurch so vieles verloren hatte. Ich verstand nicht, wie er daran nicht zerbrochen war. Ohne Halt, ohne Zuhause ...

„Worüber denkst du nach?" Sirius hob mein Kinn an, sodass er mir in die Augen sehen konnte.

„Darüber, wie du das geschafft hast. Dein eigenes Ding zu machen, alles hinter dir zu lassen und neu anzufangen." Ich strich mir eine nasse Strähne hinter das Ohr und fuhr beschämt fort. „Bei mir funktioniert es nicht, jeden Tag denke ich daran und komme nicht davon los. Wie hast du das gemacht?"

Wider meiner Erwartungen wurden Sirius Züge liebevoll und warm. Er legte seine Hände an meine Wangen und hauchte einen Kuss auf meine Stirn. Ich schloss die Augen bei seiner Berührung.

„Freunde. Ich habe mich anderen anvertraut und mir eine neue, bessere Familie geschaffen", sagte er leise.

Ein schwaches, bedauerndes Lächeln erschien auf meinen Lippen. „Ich habe keine Freunde", murmelte ich und dachte an die verkorksten Menschen, die mal zu meinem Leben gehört hatten. Moira, Lucius, meine Eltern, Severus. Mit Severus hatte ich zwar keine Probleme mehr, doch die Tatsache, dass er dem Dunklen Lord Folge leistete, machte ihn nicht zur besten Option, um ein neues Leben anfangen zu können.

Sirius legte den Kopf schief. „Du hast mich. Zähle ich nicht als dein Freund?"

Ich hob das Kinn an und verschränkte meine Hände hinter seinem Nacken. „Doch, das tust du", sagte ich lächelnd und er lehnte mich gegen das Waschbecken, während wir uns in die Augen sahen.

„Wie lange willst du hier bleiben?", wollte ich wissen und ließ meine Hand seinen Hals entlang, über sein Schlüsselbein und seine Brust wandern, wo sie verweilte. Seine Haut war noch feucht vom duschen.

„Für immer."

Ein Grinsen huschte mir über die Lippen. „Und wie lange wirst du hier bleiben?"

Er seufzte leise und zog sich näher an mich heran, sodass unsere Körper aneinander gepresst wurden. Seine Stirn lehnte er gegen meine. „Nach den Sommerferien muss ich wieder nach Hogwarts und davor muss ich zu den Potters. Sie haben mich eingeladen, mit ihnen in den Familienurlaub zu reisen."

„Das heißt?"

„Drei Wochen."

Drei Wochen hörten sich nach einer schrecklich kurzen Zeit an, wenn man bedachte, wie lange ich ihn danach nicht mehr sehen würde. Doch wir würden das Beste daraus machen müssen und es genießen müssen. Drei Wochen waren immerhin vermutlich mehr als wir gemeinsam während der Schulzeit verbracht hatten. Hier mussten wir uns nicht vor anderen Augen schützen oder uns in engen Nischen verstecken, wenn wir uns küssten.

Ich holte tief Luft und strich ihm über die Wange.
„Und danach? Was dann?"

„Beginne ich mein letztes Schuljahr und du ..." Wirst dich weiterhin verstecken. Er sagte es nicht, doch sein Blick der nachdenklich und schließlich ratlos wurde, gab mir schon die Antwort. Und er hatte recht.

Ich würde mich wohl für den Rest meines Lebens verstecken müssen. Was für unglückliche Aussichten waren das bitte? Ich war erst siebzehn und mein Leben war praktisch schon vorbei. Mir graute es vor den unendlich vielen Jahren, in denen mich meine inneren Dämonen, die Erinnerungen an mein verkorkstes Leben, heimsuchen würden.

Ob ich jemals damit würde abschließen können? Vergessen würde ich es niemals, doch würde ich jemals meinen Frieden finden können?

Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf und meine Glieder erstarrten. Es gab einen Weg, wie alles anders werden konnte. Es gab einen Weg, der mich zu diesem Frieden führen konnte.

Doch dafür brauchte ich Rick.

*

Die letzten zwei Kapitel kommen auf euch zu. Ich weiß nicht ob ich traurig oder froh darüber sein soll.

Wollt ihr sie lieber alle auf einmal oder in Ruhe nacheinander?

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Donde viven las historias. Descúbrelo ahora