44 · 𝐏𝐨𝐬𝐭

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𝐃𝐄𝐑 Zauberstab, den Rick mir versprochen hatte, kam am Abend und wurde von einer großen Schleiereule geliefert. In einer kleinen Notiz stand, dass er nicht ganz so gut war, wie es mein Alter gewesen war, doch vorübergehend würde er mir reichen. Ich bedankte mich in einem kleinen Brief, den ich der Eule an den Fuß band und sah ihr hinterher, wie sie in den dunklen Himmel flatterte.

Gerade als ich das Fenster wieder schließen wollte, sah ich in der Ferne einen Schatten, der direkt auf mich zugeflogen kam. Verwirrt starrte ich ihn an, bis ich erkannte, dass es eine weitere Eule war, die wie ein Pfeil auf mich zugeschossen kam. Ich konnte mich gerade noch ducken, bevor sie durch das Fenster flatterte und über meinen Kopf hinweg rauschte. Sie knallte gegen die Stehlampe und beide vielen mit einem Knallen zu Boden.

Hastig rappelte ich mich auf und nahm die Eule, die viel zu klein für ihr Paket schien, vorsichtig auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie mich an und die kleine Brust hob und senkte sich unheimlich schnell. Beruhigend strich ich ihr über den Kopf. „Ganz ruhig, Süße", flüsterte ich und setzte sie auf einem der Sessel ab. Dann schnürte ich das Paket von ihrem kleinen Füßchen.

Es war ein wenig verdellt und unordentlich eingepackt, als hätte der Absender im Laufe des Verpackens die Nerven verloren und einfach nur noch Klebeband drum herum geklebt. Wer würde mir denn jetzt bitte etwas schicken? Mein Herz begann zu rasen. War es vielleicht eine Falle von den Todessern? Hatten sie mir etwas Gefährliches geschickt?

Ich schnappte mir den neuen Zauberstab. Im Gegensatz zu meinem Alten, der sich angefühlt hatte wie eine Armverlängerung, war dieser wie ein Fremdkörper, der kalt in meiner Hand lag. Doch solange er mich beschützte, musste ich damit klarkommen. Ich erhob den Stab, um so schnell wie möglich einen Zauber sprechen zu können, falls mich irgendetwas anfallen sollte, und riss schließlich das Papier herunter.
Nichts sprang mich an. Es fielen lediglich ein Brief und eine große quadratische Schachtel heraus.

Mit gerunzelter Stirn nahm ich den Brief und schlitzte ihn auf. Sofort legte sich das Misstrauen und mein Herz machte einen Hüpfer, als ich Sirius unordentliches Gekritzel erkannte.

Liebe Elle,

Wo zum verdammten Drachenschiss bist du?!
Ziemlich mies von dir ohne eine Erklärung abzuhauen und dann nichts mehr von dir hören zu lassen. Alle sagen, du wärst aus familiären Gründen nachhause gegangen. Stimmt das? Ist alles in Ordnung bei dir?

Wenn ich innerhalb zwei Tagen keine Antwort auf diesen Brief bekomme, fliege ich persönlich zu dir nachhause und dann bekommst du was zu hören, das verspreche ich dir!

Übrigens: Ich hab die schnellste Eule geschickt, die ich finden konnte, allerdings hab ich gehört, dass sie deshalb so schnell ist, weil sie ihre Geschwindigkeit nicht so gut kontrollieren kann ... ich hoffe sie lebt noch. Schick sie mir mit deiner Antwort zurück.

Dein (ziemlich wütender) Sirius

PS: Alles Gute zum Geburtstag, Idiotin.

Auch wenn sein Brief alles andere als freundlich klang, lag ein Lächeln auf meinen Lippen, als ich ihn nochmals las und schließlich zur Seite legte. Er war wütend auf mich, doch machte sich auch Sorgen. Ich hätte nicht gedacht, dass er überhaupt noch viele Gedanken an mich verschwendete, doch die Tatsache, dass er sogar an meinen Geburtstag gedacht hatte, ließ mein Herz höher schlagen. Sogar ich hatte meinen eigenen Geburtstag vergessen.

Ich nahm die Schachtel zur Hand und öffnete sie. Ein ganzer Haufen Kürbis - und Kesselkuchen, Schokofrösche und Bertie Botts Bohnen türmte sich darin und auf einem kleinen Zettel stand: „Denk daran, wie vorwurfsvoll und streng ich dich anschaue, während du das hier genießt. Habe einen schönen Geburtstag, Elle."

Das Lächeln auf meinem Gesicht wurde immer breiter. Doch nach und nach wurde es bittersüß. Ich vermisste ihn sehr. Was würde ich darum geben, die Zeit zurückdrehen zu können und den ganzen Mist aus der Welt schaffen zu können, ehe er überhaupt passierte.

Ich nahm mir ein Blatt und eine alte Feder, die ich in einem der Schränke gefunden hatte und begann meine Antwort zu schreiben.

Lieber Sirius,

Du hast jedes Recht, wütend auf mich zu sein. Ich kann dir in diesem Brief nicht alles erklären, doch ich versichere dir, dass es mir gut geht. Allerdings bin ich nicht zuhause und ich bitte dich niemals und auf keinen Fall jemals dort hin zu gehen.

Du hast vermutlich ziemlich viele Fragen, die ich dir jedoch nicht beantworten kann, falls dieser Brief abgefangen werden sollte.

Vielen Dank für das Geburtstagsgeschenk! Du kannst mich dabei so streng anschauen, wie du willst, ich werde es mir schmecken lassen.

Ich hoffe dir geht es gut und du machst keine Dummheiten.

Deine Elle

PS: Der Eule geht es soweit gut, sie ist nur ziemlich außer Puste und hat mir einen Mordsschreck eingejagt.

Ja, meine Antwort war karg und würde ihn in keinster Weise befriedigen, doch mehr fiel mir nicht ein, ohne zu viele Informationen preis zu geben. Und das konnte ich keinesfalls riskieren. 

Ich faltete den Brief zusammen und band ihn an den Fuß der Eule, die sich mittlerweile beruhigt hatte. Vor ihrem Abflug bot ich ihr noch ein paar Schlückchen Wasser und ein Stück Kesselkuchen an, die sie gerne annahm. Dann sah ich ihr noch lange hinterher, nachdem sie in den dunklen Himmel geflattert war.

*

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora