39 · 𝐖𝐢𝐞 𝐅𝐚𝐦𝐢𝐥𝐢𝐞

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𝐈𝐂𝐇 fuhr mir durch die kurzen dunklen Haare und betrachtete mich im Spiegel. Es war ein bittersüßes Gefühl. Einerseits schmerzte es mir, die Ähnlichkeit mit meiner eigenen Familie aufzugeben, andererseits war ich froh darum, so wenig mit ihnen gemein zu haben wie nötig. Ich war nicht mehr wie sie, also sollte ich auch nicht wie sie aussehen.

Das ironische daran war, dass ich mit meinen dunklen Haaren nun fast genauso aussah wie meine Mutter, womit sich mein Herz wieder schmerzhaft zusammenzog.

„Ein bisschen heller, bitte", bat ich. Rose tippte mit ihrem Zauberstab gegen meinen Kopf und aus dem schwarz wurde nach und nach ein warmer Karamellton. „Besser?"

„Viel besser ... danke." Ich sah ihr noch immer sehr ähnlich, doch nur wenn man mir einen zweiten Blick zuwarf. Mit gemischten Gefühlen sah ich meinem veränderten Spiegelbild entgegen. Ich war eigentlich immer sehr stolz darauf gewesen, meiner Mutter so ähnlich zu sehen, da ich sie für wunderschön hielt. Jetzt tat es nur noch weh.

„Die Wirkung wird allerdings nicht ewig anhalten, innerhalb ein paar Monaten werden sie nach und nach wieder heller. Ich bin leider nicht sehr geübt mit dem Spruch."
Rose ließ sich neben mir auf das Sofa sinken. „Ich verstehe noch immer nicht, wieso du das machen wolltest. Deine blonden Haare waren sehr schön, diesen hellen Ton sieht man so selten."

Ich zuckte als Antwort mit den Schultern. „Veränderungen tun mir gut."

Rick, der sich gegenüber von uns auf einen Sessel geflezt hatte, beäugte mich mit kritischem Blick. „Jetzt siehst du aus wie jede andere", gab er seine Meinung kund und ich lächelte erleichtert. „Perfekt."

Kopfschüttelnd wandte er sich wieder seinem Buch zu, als würde er die Welt nicht verstehen. Doch ich war einfach nur froh, dass ich jetzt eine große Chance hatte, in der Masse unter zu gehen.
Ich war unsichtbar ... naja, zumindest bis man sich mein Gesicht genauer ansah und meine Mutter kannte, was in der Zaubererwelt ein Problem war. Durch die pompösen Bälle, die sie seit unserer Geburt veranstaltet hatte, kannten sie vermutlich alle, die irgendwelche Klatschblätter lasen.

Ich erhob mich und räusperte mich. Rose und Rick hoben die Köpfe und sahen mich aufmerksam an. „Ich danke euch beiden wirklich sehr für eure Gastfreundschaft. Ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr mir geholfen habt", sagte ich.

Rose legte ihren Zauberstab zur Seite und stand ebenfalls auf. „Das haben wir gerne gemacht, Kleine. Es war uns eine Freude", sagte sie und griff nach meinen Händen.

Rick erhob sich nicht, er klappte lediglich sein Buch zu und legte es auf seinem Schoß ab. „Darf ich fragen, was du als Nächstes vorhast? Hast du mittlerweile einen Plan?"

Mein Lächeln wurde schwächer. „Ich finde schon was", sagte ich und versuchte zuversichtlich zu klingen, obwohl ich mich ganz und gar nicht zuversichtlich fühlte.

Als erstes würde ich wohl zu Gringotts gehen müssen, mein Verließ leer räumen und dann aus England verschwinden müssen. Doch wie sollte ich das anstellen ohne meinen richtigen Namen nennen zu müssen? Die Kobolde würden nur Lucielle Malfoy zu ihrem Verließ führen, Ella ganz sicher nicht.

„Das heißt, du hast keine Ahnung, wo du hin sollst?", fragte Rose erstaunt und ich schwieg betreten. Ich musste ihnen vorkommen wie eine Idiotin.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sie mit Rick einen Blick tauschte. „Wieso bleibst du nicht noch hier?"

Überrascht blinzelte ich. Dann sah ich von ihr zu Rick und wieder zurück. „Hier?"

Rose zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Wir haben ein Gästezimmer, das sowieso die meiste Zeit leer steht und wir verstehen uns doch alle ziemlich gut. Außerdem brauche ich Hilfe im Haushalt und Rick kann nichtmal den Besen von der Kehrschaufel unterscheiden."

„Ich kenne den Unterschied sehr wohl", warf Rick ein, „Ich halte es nur für unnötig, nicht einfach zu zaubern."

„Wir leben in einer Muggelstadt, da wäre es ratsam sich deren Gepflogenheiten anzupassen, falls mal jemand durchs Fenster spitzelt", fauchte sie zurück und wandte sich dann wieder mit einem Lächeln an mich. „Also? Was sagst du?"

Verblüfft starrte ich sie an. „Aber ... aber ich bin doch praktisch fremd für euch, ich meine ..."

„Ach Papperlapapp", winkte Rose ab, „Dann lernen wir uns eben besser kennen. Nicht wahr, Rick?" Sie warf ihm einen Blick zu, den er mit einem Augen verdrehen kommentierte.

Sie sah so fröhlich aus, dass sie mich ansteckte und sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. „Okay", sagte ich schließlich, „Ich würde sehr gerne für ein paar Tage hier bleiben. Aber nur bis ich einen Plan habe, versprochen."

Und so kam es, dass ich meine nächsten Tage bei Rose und Rick verbrachte. Ich hatte vermutet, es würde seltsam sein, da wir uns kaum kannten, doch ich lag vollkommen falsch. Ab Tag eins war Rose so fürsorglich zu mir, als gehörte ich zur Familie. Vermutlich war sie einfach nur zuvorkommend und freundlich, doch es war völlig ungewohnt für mich und es überforderte mich auch ein wenig. Ihre ruppige Art, als wir uns das erste Mal in die Augen gesehen hatten, war wie weggeblasen.

Ich half, wo ich nur konnte. Ich putzte, ich kochte, ich schlug die Betten auf, lüftete die Zimmer, goss die Blumen. Rose war mir unheimlich dankbar für meine Hilfe, vielleicht bemühte sie sich deshalb so sehr um mich. Sie machte mir Frühstück, schenkte mir ein paar ihrer alten Kleider aus ihrer Jugend, erzählte mir Geschichten aus ihrem Leben.

Mit Rick verstand ich mich auch innerhalb kurzer Zeit viel besser. Er erzählte mir viel von seiner Arbeit und von seinen Träumen. Wir malten uns aus, wie es wäre, wenn wir reisen würden, was wir tun würden, wo wir hingehen würden. Er zeigte mir seine Lieblingsbücher und ich erzählte ihm dafür von meinen. Am dritten Tag fand ich heraus, dass er Geige spielen konnte und drängte ihn dazu zu spielen. Er versuchte sogar mir ein paar Töne beizubringen, doch ich war wohl ein hoffnungsloser Fall. Abends, wenn Rose eingeschlafen war, tanzten wir bis spät in die Nacht.

Es war unglaublich, wie schnell ich die beiden in mein Herz schloss. Fast schon unheimlich. Dabei wollte ich doch so vorsichtig sein, was Vertrauen anging, doch Rose und Rick hatten sich in mein Herz geschlichen und mich störte es leider überhaupt nicht.

Ich hoffte nur, das würde mir nicht zum Verhängnis werden, denn je mehr Menschen ich in mein Herz ließ, desto härter konnte es zertrümmert werden. Das dachte ich mir jedes Mal, wenn wir gemeinsam tanzten und lachten.

*

Ich habe meiner Story einen neuen Titel und ein neues Cover verpasst, weil der Alte nicht mehr so gut gepasst hat (meiner Meinung nach). Wie findet ihr es? (:

Im Laufe der Zeit wird das Cover sich vermutlich ab und zu nochmal ändern, da ich bei sowas seeeehr unschlüssig bin, also einfach ignorieren, wenn das passieren sollte xD

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Onde histórias criam vida. Descubra agora