11 · 𝐑𝐞𝐝𝐞𝐬𝐭 𝐝𝐮, 𝐫𝐞𝐝𝐞 𝐢𝐜𝐡

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𝐃𝐀𝐒 war's. Ich hatte einen Schlussstrich mit Sirius Black gezogen. Einen dicken, fetten, kursiv gedruckten Schlussstrich.

Und ich fühlte mich miserabel.

Auch wenn ich wusste, dass es das einzig Richtige war, für meine Seite sowie für seine, wollte mich ein Teil von mir dafür verprügeln, dass ich ihn einfach so auf dem Dach zurückgelassen hatte.

„Er ist so kalt zu mir, ich fasse es einfach nicht. Er behandelt mich nicht mal mehr wie eine Freundin!"

Mit ihrem erzürnten Gezische riss Moira mich aus meinen Gedanken. Desinteressiert zuckte ich mit den Schultern und warf Severus über den Innenhof einen kurzen Blick zu. In dickem Mantel und Schal gewickelt saß er auf einer Bank und hatte seine Nase tief in ein Buch gesteckt. Er sah aus wie ein Fleck Tinte in dem mit weißem Pulverschnee bestäubten Hof.

„Er hat nicht mal nachgefragt, als ich ihm von meinem Urlaub in Transsylvanien erzählt habe. Ich hab verdammte Vampire kennengelernt!", beschwerte Moira sich und funkelte ihn böse an.

Moira war schon immer eine sehr stolze Person gewesen und hatte auch nie Zurückweisung von einem Jungen erfahren. Bis auf Severus. Das wurmte sie so sehr, dass ich es schon fast amüsant fand. Doch mir war nicht nach lachen zumute. Nicht heute.

Es waren genau zwei Wochen vergangen, seit ich Sirius abserviert hatte und ihn schien es kein Stück mehr zu stören. Mit zwei Mädchen links und rechts eingehakt war er über die Wiesen stolziert, hatte mit seinen idiotischen Freunden irgendwelche idiotischen Späßchen gemacht und mich keines Blickes gewürdigt. Wenn ich bisher nicht gewusst hatte, was Herzschmerzen waren, dann wusste ich es jetzt.

Doch es war eigentlich nur gut, dass er so schnell darüber hinweg kam. Was würde es auch bringen, wenn er deprimiert und miesepetrig dasitzen würde? Das versuchte ich mir jedenfalls einzureden. Innerlich hatte ich diesen unglaublich egoistischen Wunsch, dass er mich vermisste. Bei mir sein wollte. Mich noch einmal überreden würde, es doch nochmal zu versuchen.
Doch mir war klar, dass das nicht passieren würde, nicht passieren dürfte.

„Erde an Elle!" Eine Hand fuchtelte vor meinem Gesicht herum. Ich zuckte zusammen und meine Augen fanden Moiras beleidigtes Gesicht.
„Du hörst mir auch nicht zu!", zischte sie wütend, „Warum gesellst du dich nicht einfach zu Snape, dann könnt ihr mich zusammen ignorieren!"

Mit diesen Worten stampfte sie durch den Schnee davon und ließ mich stehen. Ich sah ihr noch kurz hinterher und nahm dann ihren Vorschlag an. Bei Moiras Wutausbrüchen musste man sich keine Sorgen machen, am nächsten Tag war meistens alles wieder gut. Richtig schlecht wurde es erst, wenn sie ganz still wurde. Denn dann zuckten bei ihr die Gedanken durch den Kopf, einer böser als der andere und nichts schien ihr böse genug zu sein, um es auszusprechen.

Severus hob den Kopf als er meine knarzenden Schritte auf dem Schnee hörte. Ich sah ihm an, dass er nicht genau wusste, wie er reagieren sollte, da auch unsere letzte „Unterhaltung" zwei Wochen her war. Deshalb lächelte er einfach nur unsicher.

„Hey", sagte ich freundlich und steckte meine frierenden Hände in die Taschen meines Mantels.

„Hey", gab er zurück und rutschte auf der Bank ein wenig zur Seite, sodass ich Platz hatte. „Was liest du da?", fragte ich, um ein Gespräch anzufangen und die unangenehme Spannung zwischen uns zu überspielen. Severus hob das Buch, sodass ich auf den Deckel sehen konnte.

„Unser Zaubertrankbuch? In deiner Freizeit?" Ungläubig fing ich an zu lachen und Severus grinste schief. „Ich lese nicht, ich schreibe." Er deutete auf sein enges Gekrakel das neben einem Schrumpftrank gequetscht war. Es war so klein, dass ich es kaum lesen konnte, doch es schienen Notizen und Tipps zu sein, wie der Trank besser gelang.

„Aber da stehen ja völlig gegensätzliche Dinge ... dreimal Rühren statt einmal ... fünf Tropfen Hibiskuswurzelsaft statt zwei ... Was soll das?", fragte ich verwirrt und fuhr seine Schrift entlang.

Severus nahm das Buch wieder an sich und klappte es zu. „Ich habe es ausprobiert, so gelingen mir die Tränke zur Perfektion. Die Anleitungen in unseren Büchern kann man als Klopapier benutzen. Die bringen rein gar nichts." Als wäre es ein kostbarer Schatz, strich er vorsichtig über den Einband des Buches. „Das mache ich schon seit der ersten Klasse ...", seine Mundwinkel hoben sich, „Meine Mutter hat es schon immer gehasst. Den Wert des Buches würde ich damit zerstören, sagt sie immer. Meiner Meinung nach ist der Wert damit auf das doppelte gestiegen."

Ich legte den Kopf schief und musste lächeln, während ich ihn betrachtete. „Du bist höchst eigenartig, Severus Snape."

„Sagt diejenige, die heimlich nachts durch die Gänge streift", gibt er zurück und sieht mich an.

Oh, da wären wir. Bei dem Thema, das ich bis ans Ende meines Lebens eigentlich umgehen wollte. Ich seufzte und unterbrach unseren Blickkontakt. „Ich habe gehofft, das wir nie darüber reden werden", sagte ich und lächelte schwach, „Ich sage nichts, wenn du nichts sagst, weißt du noch?"

Severus schwieg während er sein Zaubertrankbuch in seiner Tasche verstaute. „Wir müssen nicht darüber reden, Elle. Allerdings gilt automatisch auch 'Redest du, rede ich'", sagte er schließlich.

Mittlerweile hatte es wieder leicht angefangen zu schneien und die Schneeflocken kitzelten meine Nase. Ich wischte sie weg und dachte nach. Einerseits konnte ich ihm nicht von Sirius erzählen, andererseits wollte ich wirklich gerne wissen, warum er geweint hatte. Ich sah ihn an. Ob er mich verraten würde, wenn ich ihm mein Geheimnis anvertrauen würde? Severus und ich waren zwar seit Beginn unserer Schulzeit in derselben Freundesgruppe, doch so richtig eng hatten wir uns nie gestanden. Ich hasste es Menschen nicht einschätzen zu können.

„Denk darüber nach, Elle. Du wirst mich schon finden, wenn du mich suchst", sagte Severus nach einer Weile des Schweigens und stand auf. „Wir sehen uns!" Mit diesen Worten drehte er sich um und stapfte Richtung Schloss zurück.

*

Glaubt ihr Elle wird Severus von ihrem Geheimnis erzählen? (:

Tut mir leid, dass der Upload so lange gedauert hat, habe momentan eine Schreibblockade, weshalb das Kapitel auch nicht so aufregend geworden ist. Hoffentlich gefällt es euch trotzdem (:

Oh und einen schönen 1.Advent!

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Where stories live. Discover now