23 · 𝐕𝐞𝐫𝐭𝐫𝐨𝐜𝐤𝐧𝐞𝐭𝐞𝐫 𝐇𝐚𝐮𝐟𝐞𝐧 𝐀𝐥𝐭𝐩𝐚𝐩𝐢𝐞𝐫

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𝐈𝐂𝐇 spürte sie alle. Wie heiße Nadeln stachen mir die Blicke in Nacken, Rücken und Gesicht. Ich sah sie nicht, denn mein Blick war stur auf den Boden zu meinen Füßen gerichtet, während ich mir einen Weg durch die Gänge erkämpfte, doch ich wusste, das man mich anstarrte. Wie auch nicht nach der Szene, die ich vor zwei Tagen abgezogen hatte?

Außerdem war das Getuschel nicht zu überhören, die Tratschtanten, schienen sich nicht mal die Mühe zu machen, ihre Stimmen zu senken.

„Gott, sie sieht schrecklich aus ... sieh dir diese verquollenen Augen an!"

„Wenn ich sie wäre, würde ich mich nicht mehr aus dem Schlafsaal trauen."

„Einfach nur peinlich!"

„Das war's wohl mit dem stolzen Namen Malfoy."

Meine Wangen brannten und die Hitze, die meinen Körper durchströmte war fast unerträglich.

Genau deswegen hatte ich mich die letzten Tage im Schlafsaal verbarrikadiert und Migräne vorgetäuscht. Ich war psychisch nicht in der Lage dazu gewesen, mich den Blicken und abwertenden Worten der Anderen zu stellen. Genau jetzt wünschte ich mir, ich wäre noch länger im Schlafsaal geblieben.

„Ignorier sie einfach, Elle. Die wissen doch gar nicht, wovon sie reden", raunte Moira mir zu und legte mir einen Arm um die Schultern, während sie den Schwatzenden vernichtende Blicke zuwarf. Fast sofort schwiegen sie und wandten den Blick ab.

Moira hatte diese Wirkung auf Menschen. Wir Malfoys mochten die meiste Zeit fies und provozierend sein ... Moira war manchmal richtig böse. Da hatte selbst ich hin und wieder eine Gänsehaut bekommen, natürlich ohne es zu zeigen. Mir hatte es einfach Spaß gemacht Muggelstämmige zu ärgern, meine beste Freundin dagegen schien dafür geboren worden zu sein.

Das war auch eigentlich der Grund gewesen, weshalb ich mich von ihr entfernt hatte, nachdem ich mein Handeln überdacht und mich gegen die Seite des Lords entschieden hatte, doch was hatte es mir gebracht? Ich hatte meinen Freund, den Jungen, in den ich mich verliebt hatte und meinen großen Bruder verloren. War es da nicht einfacher gewesen, einfach böse zu sein? Da wurde mir immerhin noch Respekt entgegen gebracht.

Der Scham in mir und die Trauer verwandelte sich langsam in Wut. Ich presste die Lippen zusammen und zwang mich dazu, die Tränen aus meinen Augen zu verbannen. Dann schüttelte ich sanft Moira's Arm von meinen Schultern.

„Was soll's. Wenn ich dafür mietfrei in deren Erbsenhirnen wohnen kann", sagte ich trocken und drückte den Rücken durch.

Überrascht blinzelte Moira, dann grinste sie. „So gefällst du mir schon besser. Um ehrlich zu sein hatte ich die heulende Elle ziemlich satt."

"So viel habe ich gar nicht geheult", verteidigte ich mich und richtete meine mit Büchern vollgestopfte Umhängetasche.

Moira schnaubte durch die Nase. "Bitte? Es war meine persönliche Hölle, Schätzchen."

Das entlockte mir ein Grinsen. Ich konnte nicht leugnen, dass mir ihre Art gefehlt hatte, auch wenn ich mit vielem, das sie von sich gab, nicht übereinstimmte. Doch immerhin war sie meine beste Freundin und wir hatten die letzten sechs Jahre miteinander verbracht ... das verschwand nicht so leicht.

Als wir um die nächste Ecke gingen, erstarrte mein Grinsen jedoch kurz. Dort stand er zusammen mit seiner üblichen Freundesgruppe, die Blödsinn machte und lachte. Er dagegen lachte nicht, sondern stierte mit verschränkten Armen grimmig aus dem Fenster. Es war das erste Mal seit zwei Tagen, dass ich Sirius über den Weg lief, doch es war schon zu spät um umzudrehen.

Potter war der erste, der mich bemerkte. Er stoppte in seinen Bewegungen, in denen er irgendeinen Affen nachgeahmt hatte und stupste Remus Lupin an, dessen Lachen ebenfalls zögernd erstarb, als er mich erblickte.

Ich fragte mich, ob er ihnen schließlich von uns erzählt hatte. Von unserer Beziehung und allem drumherum. Von letztem Jahr.

Ihre Gesichtsausdrücke waren jedenfalls alles andere als einladend, weshalb ich mich zwang die Augen abzuwenden und bemüht stolz an ihnen vorbeizulaufen. Nicht ohne einen letzten Blick auf Sirius zu werfen.

Ich wusste nicht, ob er mich nicht bemerkt hatte und schlecht gelaunt seinen Gedanken nachhing oder ob er mich eiskalt versuchte zu ignorieren. Was davon es auch war, mein Herz zog sich zu einem vertrockneten Haufen Altpapier zusammen.

„Wirst du mir irgendwann erzählen, was das war?", fragte Moira neben mir leise, als wir ihn hinter uns ließen.

„Was?", entgegnete ich und tat so, als wüsste ich nicht wovon sie redete.

„Ach, ich weiß nicht ... Dein Zusammenbruch vor der gesamten Schule vielleicht." Mein Blick war gerade aus gerichtet, doch ich konnte ihr Augen verdrehen förmlich hören.

Ich hatte ihr noch nichts erzählt. Nichtmal einen Krümel, auch wenn sie mich sehr oft danach gefragt hatte. Ich brachte es nicht über mich. Sie würde es ja doch nur lächerlich finden und mich fragen, ob ich verrückt geworden war, mich auf ihn einzulassen. Oder einfach nur dumm. Wer wusste, ob sie mir überhaupt glauben würde.

„Mal schauen", antwortete ich schließlich ausweichend und öffnete die Tür zum Klassenzimmer für Verwandlung.

Moira grunzte unzufrieden. „Mal schauen ist eine nettere Version von Nein. Spar mir das unnötige Hinhalten."

„Mal schauen heißt mal schauen, Moira. Nichts anderes", gab ich seufzend zurück und wich den Blicken der Schüler, die schon auf ihren Plätzen saßen, aus.

Vielleicht erzählte ich es ihr tatsächlich irgendwann. In einem schwachen Moment.

Moira war sichtlich nicht zufrieden mit meiner Antwort, doch sie sagte nichts mehr, sondern setzte sich schweigend neben mich. Es war nie ein gutes Zeichen, wenn sie einfach nur schwieg, doch ich hatte nicht die Nerven, mir Gedanken darüber zu machen. Mein Kopf war zu voll mit anderen Dingen.

Glücklicherweise begann in diesem Moment der Unterricht und ich konnte endlich meinen Kopf von all dem Drama abschalten und mich auf unnötiges Wissen konzentrieren. Alles war besser als über meine jetzige Situation nachzudenken.

*

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt