1 · 𝐕𝐢𝐞𝐥 𝐳𝐮 𝐯𝐢𝐞𝐥𝐞 𝐒𝐜𝐡𝐥𝐚𝐦𝐦𝐛𝐥ü𝐭𝐞𝐫

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𝐅𝐑𝐀𝐆 mich mal nach Lust da wieder rein zu gehen."

Mein großer Bruder deutete mit gerümpfter Nase aus dem Fenster der Kutsche. Ich beugte mich an ihm vorbei und sah ebenfalls hinaus. Vor uns ragte Schloss Hogwarts in den tiefdunklen Nachthimmel. Etliche Fenster waren erhellt und hin und wieder sah man einen Schatten dahinter vorbeihuschen.

„Sei froh, dass du nur noch ein Jahr hinter dich bringen musst", entgegnete ich und sah ihn neidisch an, „stell dir mal vor, wie es mir geht."

Der Wagen ruckelte durch das eiserne Tor und fuhr auf eine Kiesfläche zu. Lucius grinste feixend.

„Stimmt wohl. Ein Jahr mehr mit der dreckigen Muggelsbrut als ich."

Ich trat ihm gegen das Schienbein und verzog das Gesicht. Mein siebtes Schuljahr würde das schlimmste meines Lebens werden, wenn Lucius nicht mehr da war. Klar hatte ich Freunde mit denen ich den Schlammblütern Angst einjagen konnte, aber mit meinem großen Bruder machte es einfach am meisten Spaß. Dann musste ich das sechste Schuljahr wohl umso mehr genießen.

Die Räder der Kutsche ratterten über den Schotter und schließlich hielten wir an. Ein wenig griesgrämig hüpfte ich hinter Lucius aus dem Gefährt. Ich beneidete ihn wirklich.
Während ich meine Mitschüler beobachtete, die nach und nach schwatzend aus ihren Kutschen kletterten, sank meine Laune noch mehr. So viele Schlammblüter und viel zu viele Muggelfreunde. Große Hoffnung auf die Auswahl der neuen Erstklässler hatte ich nicht.

„Kommst du noch oder bist du da festgewachsen?"

„Ja ja", fauchte ich und folgte meinem Bruder ins Schloss hinein.

Hier wimmelte es nur so von Schülern und Lehrern, die sich auf einem Haufen durch die Tür in die Große Halle quetschten.
Natürlich, alle wollten sich die besten Plätze ergattern. Lucius und ich machten uns darüber keine Gedanken, denn wir wussten, dass gute Plätze für uns gesichert waren.

Wir Malfoys trugen einen bestimmten Ruf unter den Schülern. Unter den Slytherins himmelte man uns schon fast an, unter den anderen wurden wir gehasst. Es mochte für manche seltsam klingen, doch beides gefiel uns. Unter Hass schlich sich Angst und Furcht, was sehr nützlich sein konnte.

„Elle, Lucius! Hier rüber!"

Moira Varlett, meine beste Freundin, reckte die Hand in die Höhe, sodass wir sie unter dem Meer aus Schülern entdecken konnten. Das wäre nicht nötig gewesen, denn wegen ihres prächtigen dunklen Lockenkopfes stach sie sowieso überall heraus. Zusammen mit Richard Braxley und Severus Snape setzten wir uns neben sie ans Ende der Slytherin-Tafel. Von hier aus sah man alles, aber wurde selbst von den anderen Schülern verdeckt.

„Ugh, schaut sie euch nur an", murmelte Moira und nickte zu einer Gruppe von Gryffindor-Jungs.
Der Eine, der größte von den Vieren, mit schulterlangem, braunem Haar, erzählte wohl eine Geschichte und gestikulierte wild herum, als würde er eine Fliege verscheuchen wollen. Es musste anscheinend unglaublich witzig gewesen sein, denn die anderen Drei und ein paar Umstehende brachen in gröhlendes Gelächter aus.

Ich verdrehte die Augen und wandte mich wieder von Sirius Black ab. Auf ihn war ich wirklich nicht gut zu sprechen.

„Die werden uns das Jahr wieder höllisch versauen", sagte Richard mürrisch und ließ seine kräftigen Fäuste knacken.

„Oder wir ihnen", entgegnete Moira listig grinsend. „Ist das nicht deine kleine Schlammblüterfreundin, Sev?" Mit ihrem Lockenkopf nickte sie in die Richtung eines hübschen rothaarigen Mädchens, das sich gegen die Schulter einer der vier Jungs lehnte. „Seit wann versteht die sich so gut mit Potter?"

Severus hob nichtmal den Kopf, sondern starrte, hinter einem Vorhang aus schwarzen Haaren versteckt, auf seine Hände. Er zuckte nur mit den Achseln.

„Eigentlich ganz gut", sagte ich plötzlich und erntete damit verwirrte Blicke. Auch ich zuckte mit den Achseln. „Das dämliche Affentheater, das die beiden jeden Tag veranstaltet haben, war doch nicht mehr mit anzusehen."

Moira legte den Kopf nachdenklich zur Seite. „Hmm ... Ich fand es immer ziemlich unterhaltsam, wenn sie ihm einen Blubberwarzen-Fluch aufgehalst hat."

„Potters Anmachsprüche waren zum kotzen."

Lucius schüttelte sich kurz angewidert.

„Traurig, dass sie nicht an dich gerichtet waren, Lucii?"
Ich machte eine Schnute, während Lucius verächtlich schnaubte.
„Aber klar doch, kann mir nichts schöneres vorstellen als von Potter höchstpersönlich angeschmachtet zu werden."

„Könnten wir über etwas anderes reden?", warf Serverus scharf mit angespanntem Kiefer ein. Obwohl seine Augen schwarz wie die Nacht waren, konnte man die Wut darin glimmen sehen. Seine Hand umklammerte seinen Kelch so fest, dass sie leicht zitterte.

Moira legte ihm eine Hand auf den Arm. „Du musst endlich über diese Schlampe hinweg kommen, Sev. Das ist sie nicht wert ..."

Wütend schlug er ihre Hand weg und erhob sich. „Halt ... halte einfach die Klappe", presste er schwer atmend hervor und rauschte aus der Halle.

Ein paar Momente lang herrschte Stille, dann sagte Moira leise: „Was für eine Drama Queen ... weiß wirklich nicht, was er an ihr findet." Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust.

Sie wusste nichts davon, doch ich hegte schon eine Zeit lang den Verdacht, dass meine beste Freundin mehr als nur Freundschaft von Severus wollte. Kein Wunder, dass sie Lily Evans so sehr hasste. Ich befürchtete, Sev würde noch sehr lange an ihr hängen, das sah ich in den Blicken, die er ihr immer wieder zuwarf. Augen logen nicht und vor allem Severus Augen konnte man lesen wie ein Buch. Doch anscheinend war das nur mir aufgefallen, denn Moira hielt Evans nur für eine Schwärmerei.

„Du weißt doch, wie reizbar er bei dem Thema ist", sagte ich.

„Ach komm, er soll sich nicht so anstellen. Dann will das kleine Prinzesschen ihn eben nicht, na und? Sie hat doch sowieso nichts als dreckiges Blut in sich!"

„Ich weiß, es ist wahrscheinlich sehr weit hergeholt", kommentierte Lucius feixend, „aber es scheint, als wäre da jemand eifersüchtig."

Moiras bräunliche Haut wurde dunkler und sie wandte wütend den Blick ab. „Friss Drachenmist, Lucius."

„Wow, wie kann Severus deinem Charme nur widerstehen?", prustete Richard hervor und fing sich einen bitterbösen Blick ein.

Bevor Moira etwas bissiges erwidern konnte, wurde es jedoch still in der großen Halle und die Auswahl begann. Wie ich vermutet hatte, gab es kaum alte reinblütige Zaubererfamilien mehr unter den Erstklässlern, ich zählte höchstens zwei, die mir bekannt vorkamen.

„Enttäuschend", flüsterte Lucius mir zu, als der letzte Erstklässler nach Hufflepuff kam und ich konnte ihm da nur zustimmen.

Meine Lust auf die bevorstehenden Monate war nun endgültig in den Keller gesunken.

*

So, das war das erste Kapitel, ich hoffe euch hat es gefallen, auch wenn es anfangs noch etwas langweilig ist (:

Lasst mir gerne Feedback da!

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Where stories live. Discover now