49 · 𝐄𝐢𝐧 𝐥𝐞𝐭𝐳𝐭𝐞𝐬 𝐋ä𝐜𝐡𝐞𝐥𝐧

1K 58 13
                                    

𝐖𝐈𝐄 wäre es denn mit dem hier?"

„Hmm, ich weiß nicht ... ist er nicht etwas zu ... pompös? Sie ist doch eher schlicht."

„Das klingt, als hättest du gerade meine Freundin beleidigt. Schlicht, also bitte!"

„Nein, nein, ich meinte - "

„Schon gut, lass stecken. Kristalle, Edelsteine oder Diamanten? Was denkst du, Tatze?"

Sirius wischte sich den Schweiß von der Stirn und lehnte sich an das Schaufenster des Schmuckladens, ehe er einen Blick hineinwarf. Er musterte den glänzenden Schmuck.

„Wenn ich meine über alles geliebte Marilyn Monroe zitieren darf: Diamonds are a girl's best friend", sagte er grinsend.

James tippte nachdenklich gegen die Scheibe, während er die Augen zusammenkniff. „Allerdings nicht der beste Freund meiner Brieftasche."

Freundschaftlich schlug Sirius ihm auf die Schulter. „Ach komm, Krone. Es ist eigentlich völlig egal, wie der Ring aussieht. Lily wird dich heiraten, selbst wenn du den Verlobungsring aus zwei Grashalmen flechtest." James reagierte nicht, er schien fieberhaft nachzudenken und Sirius seufzte, als er sich wieder gegen die Wand lehnte.

Peter kam mit vier Eiswaffeln in den Händen auf sie zugeschlurft. Die Kugeln hatten in der erbarmungslosen Sonne schon angefangen zu schmelzen und das Eis tropfte an seiner Hand hinunter. „Kann mir bitte nochmal jemand erklären, warum wir unbedingt nach Frankreich reisen mussten, um Lily den Ring zu besorgen?", stöhnte er und der Schweiß rann ihm in Bächen die Stirn herab, obwohl er einen großen Strohhut trug. Er reichte jedem von ihnen ein Eis.

„Weil sie Frankreich liebt", antwortete James, während er noch immer konzentriert den Schmuck fixierte, „Wenn ich ihr sage, woher der Ring stammt, kann sie gar nicht anders, als Ja zu sagen."

Sirius, Remus und Peter tauschten Blicke, die alle dasselbe sagten: Völlig überflüssig. Doch wenn sich James Potter einmal etwas in den verstrubbelten Kopf gesetzt hatte, konnte man es ihm nicht mehr ausreden. Seit sie vor zwei Jahren die siebte Klasse in Hogwarts bestanden hatten, haderte er schon mit dieser Verlobungs-Idee. Er fand nie den richtigen Zeitpunkt oder den richtigen Ort und machte sie damit alle verrückt.

Nach einer viertel Stunde schien er sich noch immer nicht für ein Modell entscheiden zu können und Sirius gab es auf ihm gut zu reden. Er ließ seinen Blick über den vollen Marktplatz schweifen und schnipste sich die Sonnenbrille auf die Nase.

Die vielen Stände waren gefüllt mit selbstgemachtem Schmuck, Obst, Gemüse, Gemälden und Dingen, die er selbst nicht kannte. Seufzend wünschte er sich auf sein fliegendes Motorrad zurück, mit dem er durch feuchte kalte Wolken sauste und sich den Fahrtwind um die Ohren schlagen ließ. Die französische Hitze war einfach unerträglich.

Sein prüfender Blick blieb an einem großen Gemälde kleben, das, geschützt vor der Sonne, unter einem Baldachin stand. Es zeigte ein Ölgemälde einer hügeligen Landschaft, auf der ein großes prächtiges Schloss prangte, mit unzähligen Fenstern und Türmen. Es erinnerte ihn an Hogwarts und der drückende Sog des Vermissens bohrte sich in seinen Magen, doch er lächelte. Ein bittersüßes Vermissen.

Dann wurde ihm jedoch die Sicht von einer jungen Frau genommen, die sich vor das Gemälde stellte und es ebenso aufmerksam betrachtete. Ihr Haar war lang und weiß-silbrig glänzend im Schein der heißen Sonne. Sie trug ein leichtes, dunkelgrünes Sommerkleid, das sich im sachten, warmen Wind bauschte. Sirius beobachtete sie fasziniert und fragte sich, wie wohl ihr Gesicht aussah, als sie sich zur Seite drehte und etwas auf Französisch in die entgegengesetzte Richtung rief.

Sirius verlor vor Schreck das Gleichgewicht, seine Adern gefroren und er riss sich die Sonnenbrille von den Augen, um sicher zu sein, dass er sich nicht täuschte und ihm die Sonne keinen Streich spielte.

Er kannte das Gesicht. Er kannte es so gut. Tausend mal hatte er es geküsst - hatte es ihn geküsst. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass er sie hier treffen würde? So plötzlich und ohne jegliche Planung?

Sein Herz raste, er hörte seinen Puls in seinem Ohr, sein Mund wurde staubtrocken. Sollte er zu ihr gehen? Sich vorstellen? Er konnte sich keinen Zentimeter bewegen, weshalb er sie einfach nur anstarrte.

Die junge Frau schien zu spüren, dass sie beobachtet wurde, denn zögernd sah sie sich um. Als sich ihre Augen trafen, weiteten sie sich kurz überrascht. Sie sahen einander an, fünfzehn Meter voneinander entfernt. Sie musterte ihn, vielleicht klingelte eine wage alte Erinnerung in ihrem Kopf und sie schien zu überlegen, ob sie ihn nicht schon einmal hier gesehen hatte. Oder sie fragte sich auch nur, weshalb ein wildfremder Mann sie wie vom Donner gerührt anstarrte und keinen Muskel bewegen konnte.

Unsicher legte sie ein Lächeln auf ihre Lippen und sie winkte zögernd. Sirius erwiderte es sachte und ihr Blick wurde weniger beunruhigt. Er war schon kurz davor, sich in Bewegung zu setzen und sie tatsächlich zu begrüßen, als aus der Richtung, in die sie gerufen hatte, jemand auf sie zugeschritten kam.

Der Mann war groß und schlank gebaut, sein Arm, auf dem er ein kleines Kind trug, war tätowiert und seine Haare reichten ihm bis zu den Schultern.
Sirius entgeisterter Blick wurde warm, bittersüß. Es schien als hätte sich ihr Männergeschmack nicht verändert.

Sie begrüßte den Mann mit einem Kuss auf die Wange und nahm ihm dann das Kind aus dem Arm. Es war nicht älter als drei Jahre alt und starrte mit großen grauen Augen in Sirius Richtung.

Der Mann legte ihr einen Arm um die Taille und steuerte sie in die entgegengesetzte Richtung, doch ehe, sie sich von ihm führen ließ, warf sie einen Blick zurück.

Sie sah ihn an, direkt in die Augen. Sie kniffen sich leicht zusammen, als würde sie angestrengt nachdenken, doch als das Kind anfing an ihrem Haar zu ziehen, weil es unbedingt weiter wollte, gab sie es auf.

Elle schenkte ihm ein letztes freundliches Lächeln, ein Lächeln, das man fremden Leuten auf der Straße schenkte, wenn sie einem netterweise den Vortritt gelassen oder die Tür aufgehalten hatten. Dann folgte sie mit ihrer kleinen Familie dem Menschenstrom aufwärts und ihr glänzendes, seidiges Haar ging zwischen all den bunten Farben des Marktes verloren.

Sie hatte ihn nicht erkannt. Sie hatte sich nicht erinnert. Sie hatte ihn vergessen. So traurig diese Erkenntnis auch war, Sirius fühlte sich seltsam leicht ums Herz. Wenn sie ihn vergessen hatte, dann hatte sie auch den Kummer und den Schmerz vergessen, die Trauer und die Wut.

Ihr ging es gut. Sie war glücklich. Sie hatte ein Kind. Ein neues Leben. Eine wundervolle Zukunft.

Elle erinnerte sich nicht an ihn und ihre Bindung, doch Sirius war sich sicher: Er würde Lucielle Malfoy niemals vergessen.

𝐄𝐍𝐃𝐄.

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Where stories live. Discover now