25 · 𝐒𝐜𝐡𝐥𝐞𝐜𝐡𝐭𝐞 𝐓𝐫ä𝐮𝐦𝐞

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„ ... 𝐔𝐍𝐃 du glaubst nicht, wie schön seine Augen sind, Elle. Himmelblau - nein - meeresblau! Und seine Stimme - oh mein Gott, seine Stimme ist ein Traum, ich kann sie nicht beschrieben, du müsstest sie hören ..."

Seit einer gefühlten Ewigkeit schwafelte Moira mir über einen Typen, dessen Namen ich schon längst wieder vergessen hatte, die Ohren voll. Irgendein Edgar, Edward oder Emir, ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Sie hatte ihn in den Winterferien bei der Geburtstagsfeier ihrer Cousine kennengelernt und seitdem schrieben sie sich wohl jede Woche ungefähr hundert Briefe. In der Zeit in der mein Leben den Bach runter gegangen war, hatte sich das Leben meiner besten Freundin um 180 Grad gewendet. Severus war völlig aus ihren Gedanken verschwunden und war von Eduard ersetzt worden, sie hatte einige neue Freunde gefunden und sie schien viel glücklicher als zuvor. Ich beneidete sie.

„Dieses Jahr war wirklich das Beste, das mir hätte passieren können, Ellie", strahlte Moira und sah mich mit vor Freude funkelnden Augen an. Ich lächelte. So hatte ich sie noch nie erlebt. Es schien, als wäre sie ein völlig neuer Mensch geworden. Und Ellie hatte sie mich auch noch nie genannt.

„Es freut mich, dass du so glücklich bist, Moira. Das hast du verdient", sagte ich wahrheitsgemäß und legte meine Hand auf ihre. Sofort packte sie meine Hand und drückte sie, während sie sich lächelnd vorbeugte. „Ja, nicht wahr?", strahlte sie verträumt.

Ich lachte. „Und du bist dir sicher, dass du keinen Trank genommen hast? Wenn doch, dann musst du mir das sagen, denn so einen brauche ich auch dringend."

Moira lehnte sich wieder in ihren Sessel zurück. „Nur weil es in deinem Leben nur noch bergab geht, muss es ja nicht bei jedem so sein", sagte sie und verdrehte die dunklen Augen.

Okay, das tat jetzt etwas weh. Ich biss mir auf die Lippe und wandte den Blick ab. Schweigend sah ich in die schwachen Flammen des Kamins, die nicht mehr lange standhalten würden.

„Entschuldige", sagte Moira kleinlaut, „Das wollte ich nicht sagen."

„Schon gut", entgegnete ich knapp.

„Ich bin wohl doch noch etwas impulsiv", meinte sie und versuchte sich an einem Lachen.

Ich lächelte schwach und schüttelte den Kopf. „Du hast ja recht. Dass es in meinem Leben nicht so gut läuft, soll dich nicht daran hindern, glücklich zu sein."

Die nächsten zwei Stunden redeten Moira und ich noch über dieses und jenes und als wir uns nur noch mit langen Pausen und undeutlichem Nuscheln antworten konnten, da uns immer wieder die Augen zu fielen, war es an der Zeit ins Bett zu gehen.
Als wir den Schlafsaal betraten, war ich nur noch fähig meine Kleidung auszuziehen, mein Nachthemd überzuziehen und ins Bett zu fallen. Keine Minute danach war ich eingeschlafen.

Ich träumte schlecht. Es war eiskalt und ich stand barfuß in der Großen Halle. Es war stockfinster und totenstill. Vor mir stand ein mannshoher Spiegel, dessen Scheibe silbrig glitzerte. Mein Puls beschleunigte sich, als ich näher trat und mein Atem stieg neblig in die Luft, jedesmal, wenn ich ängstlich ausatmete. Ich wusste nicht woher meine Angst kam. Hier war nichts und niemand, nichts das mir hätte Angst machen sollen. Und dennoch prickelte mein Nacken und meine Armhaare waren aufgestellt.

Ein Schauer überkam mich, als ich in den Spiegel sah. Zuerst sah ich nur mich, mein kalkweißes Gesicht, ich trug mein weißes Nachthemd. Meine Haare schwebten wie silbrig-weiße Algen um meinen Kopf herum, als wäre ich Unterwasser.

Dann verschwomm das Spiegelbild plötzlich und verwandelte sich in Moira, die lachte und mit einem Mann mit meeresblauen Augen tanzte. Sein Gesicht war eine graue Fläche. Es war wunderschön mit anzusehen. Sie drehten sich und wirbelten herum, Moira's Kleid bauschte sich wie tosende Wellen und ihr Lachen war so hell und klar, als stünde sie direkt vor mir.

Doch dann verwandelte sich das Lachen plötzlich in einen langgezogenen gellenden Schrei, der vor Qualen und Trauer nur so triefte. Erschrocken stolperte ich zurück und das Spiegelbild verschwomm ein weiteres Mal. Nun stand nicht mehr Moira vor mir, sondern ich selbst. Mein Gesicht war vor Qualen verzerrt und ich wand mich auf dem Boden. Mein Ärmel war hochgeschoben und darunter schlängelte sich das Dunkle Mal auf meinem Unterarm, hob sich von meiner kalkweißen Haut ab und als wäre es ein Lebewesen pulsierte und zuckte es. Jemand anderes trat plötzlich in mein Blickfeld, eine Gestalt mit Kapuze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte. Doch ich erkannte die Stimme, mit der er nun sprach.

„Wir tun, was er uns sagt, Schwesterherz."

Da zersprang der Spiegel plötzlich in tausend Teile, mehrere prasselten auf mich ein und bohrten sich tief in mein Fleisch. Ich schrie und stolperte zurück, fiel über etwas hartes am Boden und schlug auf.

Nach Atem ringend schlug ich die Augen auf und saß kerzengerade im Bett. Meine Brust hob und senkte sich hektisch, der kalte Schweiß rann mir die Schläfe hinunter und mein Herz polterte gegen meine Brust. Panisch schlug ich mit meiner flachen Hand gegen meine Wange, um mich zu vergewissern, dass ich wach war. Als ich überzeugt war, beruhigte sich mein Puls ein wenig.

Schweißnass klebte mein Nachthemd an meinem Rücken und eilig kämpfte ich mich aus der warmen Bettdecke, schlug sie zurück und stolperte ans Fenster. Ich riss es auf und als wäre ich am ersticken, sog ich die kalte Nachtluft ein.

Es war windig und eisig kalt, doch das war mir egal. Nach und nach begann mein erhitzter Körper abzukühlen und ich schloss erleichtert die Augen, während die Kälte mit klammen Fingern in meine Knochen drang.

Als ich die Augen wieder öffnete und sie über den Mond, die Baumwipfel und die Schlosstürme schweifen ließ, stockte ich plötzlich. Zuerst dachte ich es sei nur ein Tier am Waldrand, ein Fuchs vielleicht oder ein Waschbär. Doch dann beugte ich mich vor, weiter aus dem Fenster hinaus und sah genauer hin. Es war ein Mensch, vermummt in einem dunklen Umhang.

Mit schnellen Schritten schlich er im Schutz der Bäume am Waldrand entlang. Dann blieb er plötzlich stehen und sah nach links, als hätte er etwas gehört. Dadurch schien das helle Mondlicht direkt in seine Kapuze und ich schnappte nach Luft, als ich das vertraute Gesicht erkannte.

Die bleiche Haut, die dunklen Augen und das schwarze Haar waren unverkennbar.

*

Oho euch steht wieder Drama bevor 0.0

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Where stories live. Discover now