29 · 𝐒𝐞𝐯'𝐬 𝐁𝐞𝐢𝐜𝐡𝐭𝐞

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𝐔𝐍𝐑𝐔𝐇𝐈𝐆 zwirbelte ich eine Haarsträhne um meinen Zeigefinger, während ich den anderen Arm um meinen Bauch geschlungen hatte. Wie ein lauernder Tiger schritt ich vor der Krankenzimmertür auf und ab. Seit einer halben Stunde wartete ich darauf, dass Madam Pomfrey mich hineinließ, war noch vor dem Mittagessen die etlichen Stufen hinaufgesprintet, doch die strenge Krankenschwester bestand darauf, dass Mr Snape in Ruhe zu Mittag aß. Eigentlich hatte sie mich auch hinunter zum Essen geschickt, doch ich war geblieben.

Ich war unglaublich nervös. Was, wenn er mich anbrüllte, wie das Letzte mal und mich nicht reden ließ? Oder noch schlimmer; wenn er mich gleich wieder hinausschickte, weil er meinen Anblick nicht ertrug? Meine Lippe war schon ganz wund vor lauter Kauen, doch ich konnte nicht anders.

Vor Schreck zuckte ich zusammen, als die schwere Tür von Madam Pomfrey geöffnet wurde. „Er ist fast fertig, kommen Sie herein", sagte sie und bedachte mich mit einem Schmunzeln, weil ich die ganze Zeit gewartet hatte, „Sie wird man wohl nicht los, hm?" Sie grinste, doch ich schob mich nur mit einem verlegenen Lächeln an ihr vorbei.

Die Betten in dem langgezogenen Raum waren leer bis auf das letzte Bett am Fenster. Dort saß Severus im Schneidersitz und schob sich den letzten Löffel einer Creme-Suppe in den Mund. Als er bemerkte, wie ich auf ihn zukam, ließ er das Besteck sinken. Er sagte nichts und seine ausdruckslose Miene deutete auf keine Emotion hin, doch er beobachtete jeden meiner Schritte. Mit wackeligen Knien blieb ich vor ihm stehen.

„Hallo", sagte ich kleinlaut und wünschte meine Stimme würde fester und selbstbewusster klingen.

„Hallo", entgegnete er monoton. Immerhin ignorierte er mich nicht, das war ein Anfang.

Im Hintergrund hörte ich, wie Madam Pomfrey kurz belustigt schnaubte und dann ihr Büro hinter sich schloss und uns alleine ließ. Die Stille zwischen Severus und mir war drückend und ich begann zu schwitzen.

„Wie ... wie gehts dir?", fragte ich und versuchte mich an einem Lächeln, woran ich jedoch kläglich scheiterte. Seine ausdruckslose und kalte Miene schüchterte mich einfach zu sehr ein. Verdammt, ich war in den letzten Wochen wirklich schwach geworden.

„Ich bin wach", gab er als knappe Antwort, die mir nicht viel sagte.

„Das ist schön ...", meinte ich und trat von einem Fuß auf den anderen, „Darf ich?" Ich deutete auf einen unbequem wirkenden Holzstuhl, der neben seinem Bett stand. Sev nickte.

Ich setzte mich und dann herrschte wieder eisiges Schweigen. Zu meiner Überraschung war es Sev, der die Stille durchbrach.

„Madam Pomfrey meinte, dass du mich hierher gebracht hast", sagte er ohne mich anzusehen, „Stimmt das?"

Ich sah ihn an, doch er war mit seinen Fingern beschäftigt. „Hm ja ... Sirius, Potter und Pettigrew haben mir allerdings geholfen", antwortete ich und Sev schnaubte plötzlich.

„Natürlich", rutschte es ihm verächtlich raus, während er seinen Mittelfinger betrachtete, „Natürlich haben sie das. Wollten die großen Helden spielen, wie immer."

Ich schwieg, da ich nicht wusste, was ich darauf sagen sollte. Es schien eher so, als hätte Sev mit sich selbst geredet und ich war nur zufällig dabei gewesen. Plötzlich hob er den Kopf sah mich direkt an. „Wusstest du, dass die Mistkerle mich erst in diese Lage gebracht haben?"

Zögerlich nickte ich. „Sie meinten, es wäre ein Unfall gewesen. Sie wollten dir nur einen Streich spielen."

Sev schüttelte verhasst den Kopf, fast sofort verzog er schmerzhaft das Gesicht und rieb sich die Stirn. „Ein Unfall, von wegen ..."

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Where stories live. Discover now