30 · 𝐈𝐜𝐡 𝐰𝐞𝐢𝐬𝐬 𝐞𝐬

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𝐕𝐎𝐑 Sevs Bett lief ich nachdenklich auf und ab, während er sich nach und nach Bertie Botts Bohnen in den Mund schob. Eigentlich hatte ich schon wieder Unterricht, wie mich auch Madam Pomfrey mehrmals darauf hinwies, doch ich flunkerte ihr etwas von Magenschmerzen vor und murrend war sie in ihr Büro zurückgekehrt. Severus wollte sie glücklicherweise noch bis zum Nachmittag zur Beobachtung bei sich haben, weshalb wir ungestört weiter grübeln konnten.

„Es muss jemand gewesen sein, der uns nahe steht ... Jemand, der uns kennt", mutmaßte ich und machte auf dem Schritt wieder kehrt, um in die andere Richtung zu marschieren.

„Jemand, der Verbindung zum Dunklen Lord hat", fügte Severus mit vollem Mund hinzu und ich nickte zustimmend.

„Jemand, der dir Eins auswischen will oder einfach nur Spaß daran hat, anderen beim Leiden zuzusehen - jemand, der kein Problem damit hat, dass er andere Leute in Schwierigkeiten bringt ..." Ich tippte mir gegen das Kinn, verlangsamte mein Schritttempo jedoch nicht, als ich wieder kehrt machte. „Jemand ..." Ich blieb abrupt stehen und starrte geradeaus.

„Was ist?", fragte Severus sofort und setzte sich kerzengerade hin.

Ich starrte weiterhin auf einen unbestimmten Fleck. Nein, nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Ich sollte den Gedanken gar nicht erst zu Ende denken, schließlich ... aber was, wenn doch ...? Mein Magen zog sich zusammen.

„Elle!", sagte Sev ungeduldig und riss mich aus meiner Starre.

„Ich weiß, wer es ist", hauchte ich, „Ich glaube ich weiß es."

„Wer?"

Doch ich antwortete ihm nicht, sondern griff nach meiner Tasche und lief Richtung Ausgang. Hinter mir hörte ich, wie Severus fluchte und mir hinterher stolperte. Gerade als ich nach der Tür griff, kam Madam Pomfrey mit einem Löffel und einer dicken Glasflasche aus ihrem Büro gewackelt.

„Was ist denn mit Ihren Bauchschmerzen? Wo wollt ihr denn hin?" Doch auch sie ignorierte ich und stürmte hinaus.

„Aber Mr Snape, Sie können doch nicht einfach-"

Severus holte mich schnell ein, doch sagte kein Wort. Ich konnte nur an eines denken: Ich betete dafür, dass meine Vermutung nicht stimmte, doch es lief alles darauf hinaus, dass ich Recht hatte.

Meine Schritte wurden schneller, als uns immer mehr Schüler entgegen kamen. Verwirrt sahen sie uns hinterher und hüpften aus dem Weg, doch ich achtete gar nicht auf sie.

„Kannst - du - jetzt - bitte - mal - sagen - was - , keuchte Severus atemlos und hielt mich an der Schulter fest, sodass ich stehen blieb.

„Es ist so offensichtlich", unterbrach ich ihn, „So klar."

„Für mich nicht", ächzte er und presste sich seine Hand vor Seitenstechen gegen die Rippen. Die andere Hand drückte er gegen seine vermutlich pochende Stirn. Er war wieder blasser geworden.

„Lucius."

Er starrte mich an. „Bitte - bitte was?!"

„Er kennt uns sehr gut, er weiß sicherlich von deinen Gefühlen. Er ist Du-weißt-schon-wem so treu ergeben, treuer geht es nicht. Seine Lieblingsbeschäftigung ist es anderen beim Leiden zuzusehen ... denk doch mal nach Sev!" Ich trat näher an ihn heran und packte ihn an den Schultern. „Vor ein paar Monaten kam er völlig aufgelöst zu mir und hatte davon geschwafelt, dass er etwas ganz Dummes getan hat. Verdammt, er hat es mir direkt ins Gesicht gesagt, warum fällt mir das erst jetzt ein?"

Ich drehte mich wieder um und lief weiter, ohne auf Severus geschocktes Gesicht zu achten. Als ich um die nächste Ecke schlitterte, entdeckte ich die Person, nach der ich gesucht hatte.
Als er mich auf sich zurennen sah, wurden seine Augen groß, doch ich ließ ihm keine Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ich fragte mich nicht einmal, weshalb er aussah, als hätte er sich geprügelt.

„Gib mir die Karte", keuchte ich und packte Lupin am Arm, der mitten zwischen seinen Freunden stand.

„Ich - wie bitte?" Völlig überrumpelt starrte er mich an und ließ das Buch fallen, das er in der Hand hielt.

Ungeduldig schüttelte ich seinen Arm. „Die Karte, bitte! Es ist unglaublich wichtig!"

„Elle, was zur Hölle ist mit dir los?", fragte Sirius erschrocken, doch ich schüttelte nur den Kopf und sah Lupin flehentlich an. „Zeig mir bitte die verfluchte Karte, Lupin!" 

Wohl aus Angst, ich würde ihm den Arm abreißen, begann Lupin in seiner Tasche herumzuwühlen, ehe er mir das Pergament zögernd reichte. Ich riss es ihm aus der Hand, doch es war blank leer.

„Anmachen", forderte ich gereizt. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich die Jungs einen Blick zuwarfen, ehe Lupin die Spitze seines Zauberstabs auf die Karte legte und etwas murmelte, was ich nicht verstand. Doch es wirkte und gespannt beobachtete ich, wie sich die Begrüßungsworte bildeten.

Eilig faltete ich die Karte des Rumtreibers auseinander und suchte angestrengt nach Lucius Namen.
Doch ich fand ihn nicht.

„Wo ist er?! Wo ist er, scheiße nochmal!", fluchte Ich und klopfte gegen das Pergament.

„Hey, geh damit behutsam um, Fräulein!", beschwerte sich Sirius, nahm mir die Karte aus den Fingern und drückte sie sich schützend an die Brust.

Ungeduldig wollte ich sie wieder an mich nehmen, doch er streckte die Hand in die Luft und ließ mich darunter herumhüpfen, wie ein Hund, der nach einem Leckerli schnappte.

„Sirius, gib sie mir!"

„Wen suchst du überhaupt, herrgottnochmal?", wollte er wissen und dachte gar nicht daran, mir das wertvolle Pergament zu überlassen. Mit gerunzelter Stirn sah er auf mich hinab.

„Meinen Bru - "

„Lucielle Malfoy?"

Ich hörte auf mich nach der Karte zu strecken und wirbelte herum. Ein kleiner Slytherin-Junge, vermutlich ein Erstklässler, mit abstehenden aschblonden Haaren und nervös dreinblickenden Augen sah zu mir hinauf.

„Ehm ... ja?", sagte ich perplex. Was wollte er denn jetzt von mir? Ich hatte wirklich anderes zutun.

„Pr-Professor D-Dumbledore  ha-hat mich gebeten, d-dich zu i-informieren, d-dass-"

„Ja, was denn nun?", fauchte ich ungeduldig und der Junge quiekte erschrocken auf, bevor er davon rannte, als stünde er in Flammen. Fassungslos sah ich ihm hinterher.

„Nicht zu fassen", ärgerte ich mich und wandte mich wieder zu den Anderen um, die mich alle mit gerunzelter Stirn anstarrten.

„Nicht zu fassen ist, wie unfreundlich du zu dem armen Kind warst", meinte Lupin und deutete mit anklagendem Blick in die Richtung, in die der Junge gerannt war.

„Er wird es überleben", keifte ich, „Ich hab wirklich keine Zeit für so eine Gehirnbremse." Mit diesen Worten schob ich Severus zur Seite, der die ganze Zeit grimmig schweigend mit etwas Abstand daneben gestanden hatte.

Wütend darüber, dass ich meine Suche nach Lucius aufschieben musste und mich erstmal dem Schulleiter widmen musste, stapfte ich los.

*

Nicht nett, Elle :(

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐛𝐨𝐚𝐬𝐭 & 𝐛𝐞𝐭𝐫𝐚𝐲𝐚𝐥 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz