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„Lass mich mit ihr reden. Bitte. Ich-" Stammelte er, doch Cedric unterbrach ihn;

„Wie du vielleicht mitbekommen hast, möchte sie nicht mit dir reden. Ich denke, dass hat sie dir die letzten Tage gut genug zu verstehen gegeben."

„Bitte."

„Nein."

Mein Herz pulsierte lautstark in meinen Ohren.

„Diggory. Lass mich mit ihr reden. Das alles ist ein totales Missverständnis und ich-"

Ein Missverständnis?

Was meinte er damit?

Spöttisch lachte Cedric; „Ein Missverständnis? Dass du knutschend in der Bibliothek warst, mit einem Mädchen, welches in deinen Augen angeblich ein Schlammblut ist? Natürlich."

„Eben. Verstehst du nicht? Ich wollte nichts von ihr und sie hat mich mit einem-"

„Lass es, Malfoy. Lass es einfach sein."

Dann drehte er sich zu mir um und hielt mir seinen Arm hin. Und ich hakte mich bei ihm unter. Alle war ich wollte war weg.

Weg von seinem Geruch.

Weg von seinen hellgrauen Augen.

Weg von ihm.

Gemeinsam liefen wir fort.

Endlich konnte ich wieder normal atmen und auch mein Puls normalisierte sich langsam.

Eine ganze Weile blieb es still. Keiner von uns beiden sagte etwas und es schien mir, als würde Cedric über etwas nachdenken.

„Ein Missverständnis-" Schnaubte er schließlich.

„Können wir einfach nicht darüber reden?"

„Natürlich. Es tut mir leid, D/N."

„Ist schon in Ordnung. Also. Wo wolltest du hin?"

Mittlerweile waren wir über die hölzerne Brücke, die zu Hagrid's Hütte führte, gelaufen und hatten ihr Ende erreicht. Vor uns machte sich eine riesige, grüne Grasfläche breit. Die Sonne schien hell.

„Genau hier." Grinste er und ließ sich auf das Gras fallen, bevor er neben sich klopfte „Leg dich neben mich."

„Ich soll mich ins Gras legen?"

„Komm schon. Sei keine Spielverderberin."

Ein unverständliches Murmeln meinerseits. Doch dann legte ich mich tatsächlich neben ihn. Das Gras war, zu meinem Glück, trocken gewesen. Es roch nach Blumen und Früchten. Die Sonne schien grell auf uns nieder. Es fühlte sich unglaublich an. Zum ersten mal seit langem fühlte ich wieder etwas wie Glück und Zufriedenheit in mir, wenn auch nur für diesen kurzen Moment.

„Sieh in den Himmel."

Ich tat, was er gesagt hatte und sah hinauf.

Seine Hand erhob sich und er deutete mit seinem Finger nach oben; „Diese Wolke da. Was findest du, nach was sieht sie aus?"

„Hm-" nuschelte ich und grübelte „Wie eine Wolke?"

„Lustig-" grinste er als Antwort „Aber nein, ehrlich. Lass uns Wolkenraten spielen."

„Das habe ich das letzte mal gespielt, als ich fünf oder sechs war. Ist dementsprechend schon eine ganze Weile her."

„Dann wird es höchste Zeit. Also? Nach was sieht diese Wolke für dich aus?"

Stirnrunzelnd betrachtete ich den weißen, wattigen Ball, der über unseren Köpfen schwebte.

„Vielleicht wie ein Herz?"

„Tatsächlich hätte ich das auch gesagt. Gut. Du bist dran. Welche Wolke?"

„Mh.. Die da!" Mit meinem Finger deutete ich auf eine Weitere, hoch oben am Himmelszelt.

„Wie ein.. Phönix."

„Stimmt! Darauf wäre ich niemals gekommen."

Erneut lachte er; „Ist wohl ein verborgenes Talent von mir."

„Professorin Trawlaney würde dich dafür lieben."

„Möglicherweise."

Und so verging eine gute Stunde, in der wir kicherten, die verschiedensten Wolken betrachten und sie einer Form zuordneten, bis wir schließlich bemerkten, dass es höchste Zeit für das Abendessen in der großen Halle gewesen war. Gemeinsam liefen wir zurück und tatsächlich ging es mir etwas besser. Ich fühlte mich glücklicher, befreiter, ruhiger. Doch dieses Gefühl sollte nicht lange anhalten dürfen, denn als wir in der großen Halle ankamen, ging das Drama erst richtig los.

Ich hatte mich zu Cedric und seinen Freunden gesetzt, so wie ich es in letzter Zeit immer tat. Auch die Professoren hatten damit kein wirkliches Problem mehr gehabt, nachdem ich ihnen meine Lage geschildert hatte. Zumindest den meisten.

Wir erzählten, aßen, witzelten. Alles war wie immer. Als-

„Ava!"

Die Gespräche in der Halle verstummten kaum. Nur vereinzelte Schüler drehten sich in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Ich gehörte zu den wenigen und sah niemand anderen als Malfoy. Er stand in der Eingangstür der Halle und sah ziemlich wütend und zugleich sehr fertig aus.

Was sollte das werden?

Wenig später lief Ava zu ihm herüber, griff nach seinem Arm, doch er schlug ihre Hand weg. Mein Herz stach und pulsierte schnell vor sich hin.

Was ging da vor sich?

Was war da zwischen ihnen?

Die beiden unterhielten sich. Wobei es eher nach einer Diskussion aussah, als nach einem netten Gespräch. Von Sekunde zu Sekunde sah Draco mehr danach aus, als würde er ihr den Kopf abreißen wollen. Und irgendwann schien er genug zu haben. Er griff nach ihrem Nacken und schleuderte sie umher, sodass sie gegen einige Mitschüler flog und sich die Stirn hielt. Von meiner Entfernung heraus konnte man nicht erkennen, ob sie blutete. Doch um ehrlich zu sein; Ich hoffte es. Blaise lief sofort auf seinen besten Freund zu und hielt ihn fest, damit er nicht weiter auf diese kleine Bitch losging. Wenig später waren die beiden Jungs verschwunden.

„Was war das denn bitte?" Cedric sah genau so irritiert aus, wie ich es in jenem Moment gewesen war.

Und so zuckte ich ahnungslos mit den Schultern, während ich mich wieder meinem immer noch vollem Teller widmete.

Irgendetwas schien komisch.

Irgendetwas schien nicht mit rechten Dingen zuzugehen.

Aber was?

Und wollte ich es überhaupt wissen?

Draco Malfoy- Der Junge den ich lieben mussteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt