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Minuten waren vergangen. Stumm lag ich in meinem Bett und starrte an die steinerne Decke hinauf. Meine Gedanken drehten in meinem Kopf ihre Kreise und es fühlte sich an, als würde er explodieren. Was war das mit Malfoy in der Küche und in seinem Zimmer gewesen? Wieso hatte ich dieses Kribbeln im Bauch gehabt, als ich ihn angesehen hatte? Wieso hatte er sich so verhalten als wäre er froh darüber, dass ich seit gestern an seiner Seite gewesen war? Auch wenn wir uns schon einige Jahre durch unsere Eltern und die Schule kannten, war dies kein Grund dafür gewesen, dass er so fühlte. Das ich so fühlte. Er war mir, nach all der Zeit, fremd geworden. So fremd, wie dieses Anwesen es gewesen war. Die Situation war beängstigend, ermüdend.

Meine Gedanken stoppten schließlich, als es leise an der Zimmertür klopfte. Doch ich antwortete nicht. Alles was ich in jenem Moment wollte, war Ruhe.

Erneut klopfte es.

Nachdem ich noch immer nicht reagiert hatte, öffnete sich die Tür dennoch.

„D/N?" Draco trat ins Zimmer.

„Habe ich nicht gesagt, dass ich Ruhe haben möchte?" Ich wandte meinen Blick nicht von der Decke ab, konnte jedoch deutlich spüren, wie Malfoy sich neben mich setzte.

Ich wollte nicht reden.

„Trotzdem wollte ich nach dir sehen." Stammelte er „Ich mache mir ziemliche Sorgen um dich."

Sorgen?

Mein Blick wanderte schließlich doch zu ihm. Vorerst war sein Blick mitfühlend gewesen.

„Sorgen?" Spottete ich „Wieso sollte Draco Malfoy sich Sorgen um mich machen?"

Doch nach diesen Worten wurde sein Blick kühl.

„Du hast doch keine Ahnung." Fuhr er mich an.

„Keine Ahnung wovon? Ich weiß, dass ich einen Jungen heiraten muss, weil sonst meine gesamte Familie wie ausgelöscht wäre. Einen Jungen, der sich nur für sich selbst interessiert. Der mich in den ersten Schuljahren in Hogwarts ständig provoziert hat mit seinen sinnlosen, unnötigen Sprüchen!"

Er stand auf und schlug mit einer Hand gegen den Pfosten des Bettes. Somit verstumme ich und zuckte merklich zusammen. Doch mehr aus Schreck, als aus Angst vor ihm. Auf eine Art und Weise fand ich es attraktiv, wenn er sauer wurde.

Wieso bei Merlins Bart, fand ich das attraktiv?

„Verdammt D/N! Du hast doch keine Ahnung wie es ist jemanden zu heiraten, der einen nicht begehrt! Du weißt nicht wie es ist, jemanden zu heiraten, den man selbst aber so sehr will. Und du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich dich schon seit dem ersten Schuljahr an meiner Seite wissen will. Du bist anders als die anderen Mädchen, rennst mir nicht hinterher, konterst wenn ich dich dumm anmache. Ja, ich war ein Arschloch zu dir, aber nur weil ich nicht damit klarkam was ich fühle. Noch nie habe ich so etwas gefühlt wie an dem ersten Tag als ich dich sah. Aber wieder spüre ich, dass ich nicht gewollt werde, nicht geliebt werde, nur eine Art Ausweg bin! Ich kann das nicht. Ich werde mit meinem Vater reden, sobald er wieder da ist. Er soll die Hochzeit abblasen und euch in Frieden leben lassen." Seine Augen funkelten im Abendlicht, das durch das Fenster in mein Zimmer schien. Doch Draco würdigte mich keines Blickes.

Es war still. Mein Herz klopfte wie wild.

Hatte er gerade gesagt, dass er mich liebte?

Hatte er Anspielungen darauf gemacht, dass er es eigentlich schon immer tat?

Ich hatte keine Ahnung wie ich damit umgehen sollte, doch er hatte meine Neugierde ihm Gegenüber noch mehr geweckt.

Draco drehte sich um und ging zur Tür. Ohne mich anzusehen sagte er: „Pack deine Sachen schon einmal." Dann drückte er die Klinke herunter.

Ohne groß darüber nachzudenken sprang ich auf und lief zu ihm. Dann packte ich ihn am Arm. Mir war unklar, warum ich das tat. Es war ein Gefühl gewesen, tief im Inneren. Er drehte sich um und stieß meine Hand weg. Doch ich ließ nicht locker und griff erneut zu. Wieder stieß er sie weg. Einen Moment lang standen wir einfach nur da und sahen uns an. Eine winzige Träne kullerte aus seinem Augenwinkel. Es brach mir beinahe das Herz, ihn so zu sehen. Also wagte ich einen weiteren Versuch, legte vorsichtig meine Hand an seine Wange und strich sie liebevoll weg. Er nahm mein Handgelenk in seine kalte Hand und schleuderte sie erneut weg.

„Was verdammt noch mal willst du, D/N!" Sein Blick war wütend und verletzt zugleich gewesen.

Einen Moment lang blieb ich regungslos stehen.
Ein Verlangen kroch in mir hoch. Das seltsame Verlangen ihn zu küssen.

Weshalb war es da gewesen?

Warum sah ich ihn aus anderen Augen?

Wieso-

Es war mir egal gewesen. Mein inneres Gefühl, meine Intuition, mein Körper- Alles in mir schrie danach, es einfach zu tun. Vorsichtig trat ich an ihn heran und küsste ihn. Doch er drückte mich erneut von sich weg. Und es tat es mir weh. Es tat weh zu wissen, dass er es nicht wollte. Mich nicht wollte. Den Kuss nicht wollte. Erneut sahen wir uns schweigend an. Doch dann packte er mich plötzlich an meine Hüfte und zog mich an sich. Seine Lippen pressten sich auf meine. Seine andere Hand lag an meinem Genick, sodass ich seinen Ring deutlich spüren konnte. Sein Körper war so nahe an meinem, dass ich seinen Herzschlag wahrnehmen konnte. Seine Küsse wurden immer intensiver, so wie auch meine.

Eine ganze Weile blieben wir so, dann löste ich mich langsam von ihm. Völlig außer Atem sahen wir uns an und er legte seine Stirn gegen meine.

„Soll das heißen Nein rede nicht mit deinem Vater?" Flüsterte er.

Ich reagierte nicht darauf, denn ich hatte selbst keine Ahnung gehabt, was das gewesen war. Das einzige was ich wusste war, dass es sich gut angefühlt hatte.

„Du bereust es oder?"

„Nein." Antwortete ich ihm und meinte es völlig ernst.

Er grinste; „Und das hier?" Seine Lippen berührten meine Stirn.

Stimm schüttelte ich den Kopf.

„Und das?" Er küsste meinen Hals.

Erneut schüttelte ich den Kopf.

„Und-"

„Verdammt nochmal Draco, küss mich!" Unterbrach ich ihn.

Überrascht sah er mich an, als konnte er nicht fassen, was ich gesagt hatte. Dann hob er mich hoch. Langsam legte er mich auf das Bett und stützte sich über mir ab.

„D/N. Was ist, wenn du das hier morgen Früh bereust?"

„Das denke ich nicht."

„Wieso bist du dir da so sicher?" Fragend sah er mich an.

„Habe ich dich oder du mich geküsst?"

„Du mich .." stammelte er „Aber warum?"

„Draco. Ich möchte ehrlich zu dir sein; Ich weiß es nicht. Da war so ein Verlangen in mir und ich musste dich einfach küssen."

„Ich möchte dich um etwas bitten." Er ließ von mir ab und setzte sich neben mich aufs Bett.

„Ja?"

„Denk in Ruhe über das Ganze nach. Ich gebe dir deine Zeit, bis morgen Früh. Ich habe Angst, dass du das hier bereuen wirst und voreilige Entscheidungen triffst."

„Dann habe ich auch eine Bitte."

„Die da wäre?"

„Bleib die Nacht bei mir."

Nun sah er mich irritiert an „Bist du dir sicher?"

Sofort nickte ich.

„In Ordnung." Erneut lehrte er sich zu mir.

Mein Kopf kuschelte sich auf seine Brust, als wäre es selbstverständlich gewesen. Ich lauschte seinem Herzschlag und seiner Atmung, nahm seinen Geruch war. Es fühlte sich heimisch an.

Draco Malfoy- Der Junge den ich lieben mussteWhere stories live. Discover now