Kapitel 22

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TW: Selfharm

Dann fällt mein Blick auf ein Messer, welches auf dem Nachttisch liegt.

Langsam, zitternd, gehe ich darauf zu.

Im Laufen ziehe ich mir meinen Pullover aus und gehe zum Spiegel ins Badezimmer.

Kurz schweift mein von Tränen durchzogener Blick über meinen Körper.

Ich sehe aus wie ich, habe noch meine braunen Haare und auch meine braunen Augen.

Jedoch fehlt das Funkeln, welches ich immer hatte.

Mein Körper ist schlanker geworden, Kai fand mich so schöner.

Ironisch lächelnd wende ich den Blick von meinem Spiegelbild ab.

Ein verstoßener Werwolf, vergewaltigt, missbraucht, unter Werwölfjägern.

Meine Geschichte ist nicht sonderlich schön, jedenfalls um sie gut zu umschreiben.

Ich nehme das Messer wieder in die Hand, denke nochmal nach, überlege.

Dann ritze mir vorsichtig mit der Klinge in den Arm.

Der Schmerz beruhigt mich sofort, lässt mich ruhiger atmen und meine Tränen langsam verschwinden.

Ich lege das Messer in das Waschbecken und sehe dem Blut zu, welches langsam meinen Arm hinunter gleitet.

Lächelnd sehe ich dabei zu.

Es erinnert mich daran, dass ich noch lebe.

Es erinnert mich daran, wer ich bin.

Wer ich schon zu lange nicht mehr war.

Das Messer wasche ich im Waschbecken ab, lege es zurück, bevor ich meinen Arm mit einem Stück Stoff verbinde und meinen Pullover wieder anziehe.

Draußen ist es gerade dabei zu dämmern.

Ich verlasse mein Zimmer ohne zurückzuschauen, nehme mir ein wenig von dem Essen, welches unten steht, und verlasse das Haus.

Niemand sieht mich, niemand hält mich auf.

Nebenbei esse ich das Brot, welches ich mitgehen gelassen habe.

Am Ausgang des Dorfes steht eine Wache, die mich kommentarlos durchlässt.

Meine Schritte führen mich immer tiefer in den Wald, bis es schließlich draußen dunkel ist.

Erst dann stoppe ich, sehe mich um und gehe sicher, dass mich niemand hier finden wird.

Neumond Where stories live. Discover now