Mondlicht

1.8K 123 9
                                    

Nemesis war gegen seine Brust gelehnt eingeschlafen. Einen Moment lang hatte es so ausgesehen, als würde sich der Mensch gleich übergeben, aber dann hätte man meinen können, dass es ihm sogar gefiel.

Alles war weiß und nebelig. Selbst so weit oben, lag ein dichter Nebel in der Luft, bis sie die Burg erreichten. So hoch oben, in den Gipfeln der Berge war der Himmel sternenklar. Der Mond schien hell auf die Gemäuer und tauchte alles in ein fahles, unheimliches Licht. 

Brie erwartete sie bereits. Er wirkte nervös und trat von einem Fuß auf den anderen. Sobald sie landeten, stieg er gemeinsam mit dem Menschen ab. 

,,Crystal hat das Baby bekommen. Er wird sich sicher freuen euch zu sehen.", teilte Brie ihnen mit und schneller als man schauen konnte war sein Vater auch schon weg. Er würde etwas später zu seiner Mutter sehen, wenn sie etwas Zeit für sich gehabt hatten. 

,,Ich hätte nicht gedacht, dass ihr heute schon zurück kommt.", Brie beäugte den Jungen in seinen Armen und meinte: ,,Er sieht aus wie Crystal."

,,Das habe ich mir auch schon gedacht..."

,,Komm mit. Suchen wir nach freien Gemächern."

Er folgte Brie durch die Gänge der Festung und versuchte dabei Nemesis nicht aufzuwecken. 

,,Er sieht ein wenig jung aus..."

,,Er war auch nicht bei den ausgewählten Jungen dabei, aber das erkläre ich die später.", Brie fragte nicht weiter nach sondern nickte nur knapp. Er öffnete die Flügeltüren und legte als erstes ein paar Scheitel in den Kamin. 

,,Am besten legst du ihn einfach ins Bett und deckt in anständig zu. Morgen sehen wir weiter."

Serafyn wartete bis der andere Drache die Decken weg zog und legte dann den Menschen auf das Bett. Brie deckte ihn zu und ging dann. 


Sie saßen wenig später im Speisesaal und aßen noch etwas. 

,,Woher habt ihr den Jungen also?"

Serafyn trank einen Schluck von dem Tee und lehnte sich dann in den Stuhl. Seine Flügel schmerzten ein wenig, vom Fliegen und anspannen. Aber irgendwie hatte er Nemesis ja warm halten müssen.

,,Ich weiß keine Genauigkeiten, nur dass sein Vater ihn wohl als Bezahlung für seine Schulden verwendet hat.", erklärte er und aß etwas von der Suppe. 

Nemesis hätte vermutlich keinen Tag lang im Heerlager überlebt. Serafyn wusste nicht, ob es bei den Menschen normal war, dass sie klein und schlank waren, aber bei den Drachen war es das auf jeden Fall nicht. 

,,Vielleicht ist es ja besser so. Immerhin mangelt es ihm hier an nichts.", murmelte Brie wohl mehr zu sich selbst, als zu ihm und runzelte nachdenklich die Stirn.

,,Hatte mein Vater auch Schuldgefühle gegenüber meiner Mutter? Ich meine, bevor er von der Verbindung wusste. Er mochte ihn doch schon davor und hat trotzdem riskiert, dass ich entstehe."

,,Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass dein Vater niemals zugelassen hätte dass deiner Mutter irgendetwas passiert."

,,Ich will nicht, dass Nemesis meinetwegen stirbt. Ich will kein Kind und erst recht nicht, dass jemand dafür stirbt. Das ist nicht richtig, Brie.", er fühlte sich schon jetzt furchtbar schuldig gegenüber dem Menschen. Er hatte es sogar schon in Erwägung gezogen den Jungen zurück nach Hause zu bringen. Aber er war sich sicher, dass der Vater ihn nicht zurück haben wollte. 

,,Du klingst wie dein Großvater. Vielleicht redest du mal mit ihm oder deinem Vater. Ich habe keinen Einfluss darauf."

Eine Weile lang schwiegen sie beide. Serafyn aß seine Suppe und Brie nagte an einem Apfel. 

DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt