Drachenblut

Nur aus Fehlern lernt man

Auf dem Bild ist Zyra ;)

Als Nemesis aufwachte, lag er alleine im Bett. Es brauchte einige Sekunden, bis ihm wieder einfiel, was sie gestern miteinander gemacht hatten. Er spürte es auch ein wenig...

,,Ich dachte schon du wachst gar nicht auf."
Er zuckte zusammen und sah in jene Richtung aus der die Stimme kam. Cobalt stand vor einem der Fenster und sah auf die Stadt. Was machte der denn hier?

Nemesis schluckte und richtete sich auf. Er zog die Bettdecke um sich, als würde sie ihn schützen.
,,Was wollt ihr hier?", er versuchte sich nicht allzu viel anmerken zu lassen und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Es hing ihm Strähnenweise ins Gesicht und kitzelte seine Haut.

,,Wenn ihr beide vorhattet, ein Geheimnis aus deinem Aufenthalt hier zu machen, hättest du nicht über den Balkon springen sollen. Du bist ein Wyvern.", Cobalt wandte sich ihm zu und machte ein paar Schritte in seine Richtung. Nemesis folgte jeder seiner Bewegungen mit den Augen, jederzeit bereit sich zu verteidigen. Er spreizte seine Flügel ein wenig ab und flatterte ein paar Male unwohl mit ihnen.

,,Ich habe nicht vor dir weh zu tun oder sonst etwas. Das Letzte, das ich will ist dass du dich von mir fürchtest, auch wenn du das vermutlich schon tust.", der Drache setzte sich zu ihm an den Bettrand und fuhr sich übers Gesicht. Für einen Moment vergaß Nemesis die Situation in der er sich befand und hatte tatsächlich doch etwas Mitleid.

,,Crystal und ich waren damals in einer ähnlichen Situation und ich war egoistisch und habe das getan, das ich für richtig gehalten habe. Was mein Vater gesagt hat ging an mir vorbei wie Nichts. Und er hat es letztendlich akzeptiert, weil ihm mehr daran gelegen ist mich glücklich zu sehen, als an einer vorbildlichen Ehe mit einer Drachin."

,,Ich glaube jeder möchte seine Kinder glücklich sehen.", meinte er leise. Naja, die meisten zumindest.

,,Vielleicht ist es ja gut, dass du ein Wyvern bist. Wenn ihr beide heiraten würdet, dann könnte man das vielleicht als Bündnis sehen um die alten Zeiten endlich zu vergraben und zu vergessen. Die einzige Bitte die ich habe, ist dass du dich traditionell für den Ball anziehst, um nicht komplett auf alles zu spucken."

Ungläubig weiteten sich seine Augen. Hatte er da gerade richtig gehört?

,,Was heißt denn traditionell?"

,,Ein Kleid. Crystal hat es für dich ausgesucht. Es soll aber eine Überraschung für Serafyn werden. Heute ist ja wie du sicher weißt sein Geburtstag."

Ein Kleid war tatsächlich das geringste Übel. Vielleicht war es etwas erniedrigend als Mann ein Kleid zu tragen, aber wenn das die einzige Bedingung war, die Cobalt hatte, würde er auch für den Rest seines Lebens nur noch Kleider tragen.

,,Ja, ich weiß. Heißt das, ich darf wirklich am Ball teilnehmen? Also, ohne mich zu verstecken?"

,,Du kannst von mir aus die ganze Nacht mit ihm verbringen, wobei ihr vermutlich nichts tun würdet, was ihr noch nicht getan habt.", scherzte der Drache und schmunzelte leicht. Zum ersten Mal erlebte Nemesis ihn nicht ganz so ernst.
Er wich dem Blick des anderen verlegen aus und zog die Decke enger um sich. So langsam wurde die Situation schon ein wenig unangenehm.

,,ich habe viele Fehler bei Crystal gemacht, weil ich es selbst nicht besser wusste, was mir im Nachhinein furchtbar leid tut. Ich will nicht noch mehr Fehler machen, indem ich dir und Sera im Weg stehe.", Cobalt stand auf und streckte die Flügel: ,,Wir sehen uns beim Frühstück."

Frühstück?

Als Cobalt durch die Türe ging, kam ein junger Drache herein. Er war vielleicht so alt wie Brie...wobei wie alt war Brie denn eigentlich? Cobalt redete kurz mit ihm, woraufhin dieser eifrig nickte und zu ihm sah.

,,Guten Morgen. Gut geschlafen?", der Drache kam in den Raum und zog erst einmal die restlichen Vorhänge auf. Verwirrt sah Nemesis ihm nach und runzelte die Stirn. Seine dunkelgrünen Flügel schimmerten in den Sonnenstrahlen als wären sie mit Edelsteinen besetzt.

,,Wo ist Serafyn?", brachte er schließlich hervor und klammerte sich an den Stoff der Bettdecke. War es normal bei Drachen, dass sie überall ein und aus gingen wie sie wollten?!

,,Soweit ich weiß ist er bei seiner Mutter. Er ist sicher gleich wieder da.", meinte der Drache und hob seine Kleidung vom Boden auf. Beschämt schlug Nem sich die Hand vor den Kopf. Wieso war das alles denn so unglaublich peinlich?

,,Würde es dir etwas ausmachen, kurz zu gehen, damit ich mich anziehen kann?"

,,Wieso denn? Ich werde dich noch öfter nackt sehen, Kleiner. Gewöhn dich also schon mal dran. Ich bin übrigens Zyra.", stellte der Drache sich abschließend vor und blieb dann vor dem Bett stehen. Abwartend stand er dort und verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Was denn?", murrte Nemesis leise und schnaubte. Was sollte das denn? Seit wann spazierte hier einfach so ein Diener herein? Gestern war doch auch niemand gekommen...und Sera war doch sowieso nicht hier!

,,Ich kann das Bett nicht machen, wenn du drinnen liegst.", antwortete Zyra patzig und zog die Augenbrauen hoch, als wolle er sagen na mach schon.

,,Wenn du willst, dass ich das Bett verlasse wirst du mir etwas Privatsphäre geben müssen. Ich kann den ganzen Tag über im Bett bleiben.", dieses Spiel konnten auch zwei spielen.

,,Hätte mich auch gewundert, wenn du etwas anderes zu tun hättest als für den Prinzen die Beine breit zu machen. Dafür sind Wyvern ja bekannt. Wunderbare Huren."

Nemesis schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und ballte die Hände zu Fäusten. Er spürte wie sich Wut in ihm ausbreitete wie ein Lauffeuer. Nem atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Sich hier drinnen zu verwandeln war durchaus möglich, vermutlich waren alle Gemächer genau dafür gemacht, aber vermutlich war es nicht sehr schlau, als Wyvern auf einen Diener der Drachen loszugehen.

,,Du solltest aufpassen, wie du mit mir redest. Zum Feind haben möchtest du mich ganz sicher nicht.", unbeeindruckt zog Zyra ihm die Bettdecke weg und legte schmunzelnd den Kopf schief. Er verdeckte seinen nackten Körper hinter den Flügeln und sah finster zu dem Drachen auf. Er hatte Glück, dass Blicke nicht töten konnten.

,,Wieso? Du solltest aufpassen. Deine Art ist hier nicht willkommen, ein falscher Zug und du bist tot."

Nemesis schnaufte: ,,Ich bekomme mein Maul genauso weit auf, wie ich meine Beine spreizen kann. Ein hohler Drachenkopf passt da ohne weiteres hinein."
Er stand auf und ging an Zyra vorbei, welcher plötzlich still geworden war. Nem sah es als kleinen Triumph an und ging in das Badezimmer. Noch immer spürte er die Wut in seiner Brust, er spürte wie gerne er Zyra am liebsten hinunter geschluckt hätte. Für einen kurzen Moment erschrak er über seine eigenen Gedanken. Er war kein Mörder. Er spürte auch, was die Worte des Drachen noch in ihm auslösten. Enttäuschung und Frustration. Nemesis wusste genau, dass er hier nicht dazu gehörte und niemand ihn da haben wollte. Wie damals in seinem Dorf.

Frustriert atmete er aus und tauchte unter das Wasser bis seine Lungen drohten zu platzen.

,,Alles in Ordnung bei dir?", er blickte in Serafyns Gesicht und nickte knapp.
,,Einen tollen Diener hast du.", murmelte Nemesis und fuhr sich durchs nasse Haar. Sera verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern.
,,Du hast also Zyra kennengelernt.", stellte der Drache fest und setzte sich auf den Boden, ehe er eine Hand auf seine Wange legte. Nem nickte wieder und schmiegte sich der Berührung entgegen.
,,Du hast heute Geburtstag. Hast du irgendeinen Wunsch an mich?"
Ein schiefes Grinsen schlich sich auf Serafyns Gesicht.
,,Wenn du die heutige Nacht mit mir verbringen willst, bin ich wunschlos glücklich, kleine Eidechse."