Wir

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,,Doch nicht mit der ganzen Hand! Um Himmels Willen willst du ihn umbringen?", Brie schüttelte den Kopf und schnaufte. 

Serafyn mied es den anderen Drachen anzusehen und schwieg. Seine Frage war vermutlich tatsächlich etwas dumm gewesen...aber sicher war sicher. 

,,Also nochmal, Sera. Erst einen. Dann zwei. Dann vielleicht drei. Aber wo du deinen Schwanz reinstecken musst weißt du oder?", Brie sah ihn abwartend an. Seine Frage war völlig ernst gemeint...

,,Natürlich weiß ich das! Meine Mutter hat gesagt ich soll dich um Rat fragen! Mir ist das ganze unangenehmer als dir!", fauchte Serafyn und raschelte mit den Flügeln. Brie musste sich doch nicht über ihn lustig machen! Er meinte es doch nur gut!

Auf gar keinen Fall wollte er Nemesis gerade dann verletzen, wenn dieser sich ihm endlich richtig öffnete. Das war seine größte Angst. 

Bries Mine wurde etwas weicher und er nickte kurz. 

,,Tut mir leid. Ich wollte dich nicht kränken, Sera. Verwende einfach die Öle und lass dir Zeit. Mehr kann ich dir da auch nicht an Rat geben. Wie du sie verwenden sollst, hab ich dir ja schon gezeigt."

Ja und wie er das hatte. Am liebsten wäre Serafyn weggelaufen und hätte sich unter seiner Bettdecke versteckt, aber er wollte dafür sorgen, dass Nemesis gut mit ihm fühlte. Auf allen Ebenen, nicht nur wenn sie jemals miteinander schlafen sollten. 

Einen kurzen Moment herrschte Stille. Brie sah aus, als wollte er ihn etwas fragen. 

,,Hast du Nem schon über eure Verbindung aufgeklärt?"

Nein. Hatte er nicht. Er wollte, dass Nemesis unbeeinflusst von seinem Wissen entschied ob er mit ihm zusammen bleiben wollte. Nicht nur wegen der Seelenverbindung. 

,,Nein. Ich will ihn nicht bedrängen."

Nemesis hatte auch schon etwas erwähnt, von den seltsamen Gefühlen, wenn sie einander nah waren. Er war ein wenig überrascht darüber gewesen, dass der junge Drache ihn einfach so darauf angesprochen hatte, freute sich aber, dass Nem ihn nicht von sich stieß. 

,,Ich glaube nicht, dass du ihn bedrängen würdest. Du weißt, dass seine Flügel sich durch dich schneller erholen? Durch eure Verbindung? Crystal hat so damals überlebt. Das ist etwas kompliziert, aber es funktioniert.", erklärte Brie ihm und zuckte mit den Schultern. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht auch nicht. Es zu riskieren war nicht schlau. 

,,Ich weiß nicht so recht. Danke, jedenfalls für deine Hilfe. Ich werde jetzt nach Nem suchen gehen.", er stand auf und verließ Bries Gemächer. Er ging gerade zur Türe hinaus, als er mit Nemesis zusammenstieß. Erschrocken sah der Drache zu ihm auf und öffnete einige Male den Mund.

,,Alles in Ordnung? Du hast es ja ziemlich eilig.", stelle Serafyn fest und hielt den anderen an dessen Seiten an Ort und Stelle. 

,,Ich wollte zu dir. Können wir auf deinen Gemächern reden? Es ist dringend.", bittend sah Nemesis aus seinen großen, goldenen Augen zu ihm auf und biss sich auf die Unterlippe. Er wirkte aufgebracht...

,,Natürlich. Ist etwas passiert?", er schob Nem neben sich her. 


Serafyn schloss die Türe hinter sich und beobachtete Nemesis dabei wie er sich umsah. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der junge Drache noch nie in seinen Gemächern gewesen war. Erstaunt ging er umher, zu dem großen Kamin, vor dem Felle auf dem Boden lagen und dann zu dem riesengroßen Bett.

,,Deine Gemächer sind so riesig. Warum schläfst du so gerne in meinen?", fragte Nem und drehte sich zu ihm herum. 

,,Du bist dort."

Nemesis wurde rot um den Wangen und sah verlegen weg. Serafyn schmunzelte und legte ein paar Holzscheitel in den Kamin. 

,,Worüber wolltest du mit mir reden?", er schlüpfte aus dem Wollmantel und legte ihn über einen Stuhl. Nemesis' Blick folgte jeder seiner Bewegungen. Aufmerksam und beinahe schon ein wenig neugierig. 

,,Ich...Ich habe mit Crystal geredet, wegen...wegen diesen seltsamen Gefühlen und...und er hat etwas von einer Verbindung gesagt...W...Was ist das?"

Überrascht zog Serafyn die Augenbrauen hoch und ging ein paar Schritte auf den anderen zu. Nemesis sah ihn abwartend an. Zu seiner Überraschung sah er auch nicht weg, als sich ihre Blicke trafen und sich in die Augen sahen. Es war ungewohnt, Nem so...standhaft zu erleben. 

Seine Mutter hatte also mit Nemesis geredet...

,,Am besten setzen wir uns hin, Nem. Das wird länger dauern.", Serafyn legte eine Hand auf den Rücken des anderen Drachen und schob ihn Richtung Bett. 

,,Das, was meine Mutter erwähnt hat, nennt sich Seelenverbindung. Es ist eine Art...Magie, die zwei Seelen miteinander verbindet und zusammenkettet. Es ist sehr selten, dass so etwas passiert. Die meisten Drachen treffen ihren Seelengefährten niemals und suchen auch nicht nach ihm, weil es zwecklos wäre.", Serafyn machte eine kurze Pause um Nem Zeit zu geben für Fragen, die er mit Sicherheit auch hatte. 

,,Aber...was heißt das nun? Ich verstehe nicht ganz...wie sich das auf uns auswirkt..."

Er setzte sich neben den jungen Drachen und griff nach dessen Hand. 

,,Sie her.", er verhakte ihre Finger miteinander und hielt die kleinere Hand fest umschlossen. 

,,Als wir uns das erste mal berührt haben, ist genau das passiert. Die Verbindung hat uns miteinander verhakt und hält uns zusammen. Ich spüre dich und du spürst mich, wie du gerade die Wärme meiner Hand spürst. Wir teilen unsere Gefühle miteinander, unsere Stärke und unsere Schmerzen. Es gibt kein du und ich. Es gibt nur wir.", er lockerte seinen Griff ein wenig, sodass Nem seine Hand zurück ziehen konnte, falls er das wollte und gab dem anderen einen Moment um alles ein wenig zu verarbeiten. Es war kompliziert und schwer zu erklären. Als er noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte er nie verstanden was das alles zu bedeuten hatte und warum sich jeder nach so einer Verbindung sehnte. Aber jetzt, wo er es selbst erlebt hatte, wo er es fühlen durfte, verstand er es. 

Nemesis betrachtete ihre verhakten Hände und legte den Kopf schief. 

,,Das heißt, diese unglaublichen Gefühle, kommen von dieser Verbindung?"

,,Ja, das tun sie. Deine Flügel heilen auch schneller durch die Verbindung und ich kann dich besser verstehen.", er war überrascht, dass Nemesis nicht ausrastete und ihn für wahnsinnig erklärte. Stattdessen schien er sich zu freuen...?

,,So wie du das sagst, klingt das wunderschön...Aber...was heißt das für uns?"

,,Wie meinst du das?", er runzelte die Stirn und wartete ab. Nemesis verheimlichte etwas. 

,,Dein...Vater hat mit mir gesprochen. Ich...Ich sollte dich dazu überreden einen anderen Jungen zu wählen um ein Kind zu bekommen. Dann würde ich bleiben dürfen und er würde uns nicht im Weg stehen.", erzählte Nem kleinlaut und entzog ihm seine Hand. 

Er hätte es sich doch denken können, dass es nicht nur ein gewöhnliches Gespräch gewesen war...

,,Mach dir darum keine Gedanken, Nem. Ich werde mich darum kümmern, jetzt hast du anderes, über das du nachdenken solltest."

,,Du meinst über uns? Meine Gefühle für dich, sind doch echt, oder? Und existieren nicht bloß wegen dieser Verbindung?", verlegen schlug Nemesis die Hand vor den Mund und sah weg. 

,,Deine Gefühle für mich gibt es also...", stellte er grinsend fest und stieß dem anderen neckend in die Seite. Nur leicht und spielerisch. Er wollte Nem ja nicht weh tun. 

,,Deine Gefühle bilden sich nicht durch die Verbindung. Es gibt auch Gefährten, die nur Freunde sind. Du spürst nur die Verbindung zwischen uns, die alle unsere Sinne die wir füreinander brauchen verstärkt und ausprägt.", erklärte er leise lachend. 

Nemesis knabberte nervös auf seiner Unterlippe und rutschte auf der Stelle hin und her. 

,,Magst...du mich denn auch?"

,,Ich dachte das wäre ziemlich offensichtlich, Nem. Ich mag dich nicht, ich...liebe dich."


DrachenblutWhere stories live. Discover now