Bedeutungsvoll

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Auf dem Bild ist Severin in Wyvern Form ;)

Das ungute Gefühl wurde schnell zur Freude, als er direkt vor Serafyn landete. Der Drache schien genauso überrascht von seinem Auftauchen zu sein, wie er selbst. Dann aber beugte er sich zu ihm herab und stieß ihn sanft an.
,,Wo kommst du denn her?", Seras stimme klang amüsiert und ein bisschen besorgt. Nem wusste ja wie gerne der Drache es mochte, wenn er alleine unterwegs war.

,,Ich bin nur ein wenig geflogen.", er knabberte spielerisch an Serafyns Hals und leckte dann über dieselbe Stelle. Für einen Moment vergaß er sogar, weshalb der Drache weggeflogen war.

,,Ich freue mich auch dich wieder zu sehen.", Sera sah an ihm vorbei und schnaubte dann. Verwirrt folgte er dem Blick des Drachen und starrte auf einen weißen Wyvern. Er war größer als Asterin und sah nicht ein bisschen so aus, als wäre er einem Drachen unterlegen. Nemesis fühlte sich winzig und schämte sich ein wenig für seine zierliche Gestalt.

,,Nem, das ist Severin. Dein Vater.", wäre Serafyn nicht bei ihm gewesen, wäre er vermutlich davon gelaufen.
Die grauen Augen fokussierten ihn, folgten jeder seiner Bewegungen, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Vermutlich war diese Situation für sie beide ein wenig...seltsam.

Unsicher hob er den Kopf und sah zu Serafyn auf, welcher den Blick seines Vaters mied. Er spürte eine seltsame Belustigung die von Sera ausging.
,,Was ist denn so lustig?", knurrte er beleidigt und schnaubte.
Fand Serafyn seine Verunsicherung etwa lustig?!
Beinahe entschuldigend stupste der Drache ihn an: ,,Ich habe wohl vergessen zu erwähnen, dass ich der Vater deines Kindes bin."

Oh.
OH.

Also wusste sein Vater ja bereits von seinem Enkelkind...

Jetzt, nach all den Jahren endlich vor seinem Vater zu stehen wirkte mehr als nur ein wenig surreal. Aber der weiße Wyvern stand hier vor ihm. Leicht geduckt, als hätte er gemerkt, dass seine große Gestalt ihn eingeschüchtert hatte, und musterte ihn, als würde er nach etwas suchen, das bestätigte, dass Nem tatsächlich sein Sohn war.

,,Ich glaube, es ist besser wenn wir euch beide alleine lassen. Ruf mich wenn du mich brauchst.", Serafyn stieß ihn ermutigend  an und flog dann davon. Nemesis hatte gar nicht bemerkt, dass die restlichen Drachen bereits weggegangen waren.

,,Du hast Angst."

Er zuckte zusammen, als er die tiefe Stimme in seinem Kopf hörte. Severin, sein Vater, ging um ihn herum, wie ein Raubtier, das seine Beute gefangen hatte. Hin und her gerissen folgten Nemesis' Augen dem anderen Wyvern. Sollte er etwas tun? Durfte er etwas tun?

,,Das brauchst du nicht. Du kämpfst gegen deine Instinkte an."

Es waren also seine Instinkte die ihm sagten, er sollte endlich zu seinem Vater laufen und nicht dämlich herum stehen.

,,Können wir nicht drinnen miteinander reden? Ich...würde gerne normal mit dir sprechen.", und er wollte seinem Vater dabei auch ins Gesicht sehen können.

Severin rümpfte die Nase als hätte er etwas ekliges gegessen.
,,Ich habe vergessen, dass du nicht seit deiner Geburt auf diese Art und Weise mit jemandem kommunizierst. Wo können wir uns in Ruhe unterhalten?"

Er war ein wenig überrascht wie schnell sein Vater nachgab. Am ungestörtesten wären sie auf seinen Gemächern. Außer Sera ging dort niemand rein, zumindest nicht ohne vorher anzuklopfen. Und das kleine Esszimmer eignete sich ziemlich gut für ein Gespräch.

,,Wir können und auf meinen Gemächern unterhalten."

Nemesis lief ungeduldig auf und ab. Logischer Weise hatte sein Vater auch erst einmal Gemächer zugeteilt bekommen, sodass er nicht im Hof übernachten musste. Das hieß, es dauerte eben ein wenig länger als gedacht, und diese Zeit nutzte Nem für nichts anderes, als sich immer noch schlimmere Szenarien auszumalen.

Dabei musste er das doch gar nicht! Naja, mehr oder weniger. Offensichtlich würde ja er derjenige sein, der seinem Vater von Serafyn und ihm erzählen würde. Oder zumindest die Details davon.

Er knabberte an den Innenseiten seiner Wangen herum bis er Blut schmeckte. Nem hatte sich oft vorgestellt wie es wohl sein würde, seinem Vater zu begegnen. Damals hatte er das zwar nicht so sehr gewollt, nachdem seine Mutter ihm ja eine ganz andere Geschichte erzählt hatte. Aber jetzt, wo er sogar schon mit ihm gesprochen hatte und die Wahrheit kannte, wünschte sich etwas in ihm nie nach der Wahrheit gesucht zu haben. Er hatte schon jetzt das ungute Gefühl, dass es eine Menge Probleme geben würde.

Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Er zuckte zusammen und schämte sich im selben Moment auch gleich dafür. Er war keine kleine Eidechse! Nemesis hasste es so schreckhaft zu sein. Oder besser gesagt ständig Angst zu haben...

Auch ohne zu wissen, wie sein Vater in seiner menschlichen Form aussah, wusste Nem, dass der Mann der herein kam Severin war. Das weiße Haar, dieselben grauen Augen...etwas das er tatsächlich nicht mit seinem Vater teilte. Mal abgesehen von den seltsamen Zeichnungen auf seinem Hals und Brust.

Einige Sekunden verstrichen in denen sie einander nur musterten. Sein Vater war es, der die Stille als erstes durchbrach.
,,Es ist als würde ich selbst vor mir stehen, nur einige Jahrhunderte früher.", der andere Wyvern machte ein paar Schritte auf ihn zu, langsam und vorsichtig, beinahe als befürchtete er, Nemesis würde bei einer hastigen Bewegung weglaufen. Was ja auch nicht ganz so...unwahrscheinlich war.
,,Aber wenn ich dir in die Augen sehe, dann sehe ich Faeya.", fügte sein Vater hinzu und streckte seine Hand nach ihm aus. Nem öffnete den Mund, wurde aber unterbrochen.

,,Du hast ihre großen Augen.", Nemesis zuckte leicht zusammen, als der Wyvern über seine Wange strich.
,,Und ihre kleine, spitze Nase hast du auch."
Dann schnaubte er amüsiert und zog seine Hand zurück: ,,Und offenbar weißt du auch genauso gut wie sie, wie man jemanden um den Finger wickelt."

Nemesis sah verlegen weg und verbarg das Gesicht hinter seinen Händen. Warum nur hatte sein Vater diesen wertvollen Moment ruinieren müssen?
,,Wieso schämst du dich denn dafür? Weißt du, was dein Name bedeutet?"
Brie hatte ihm einmal gesagt, dass der Gott der Freiheit so hieß, zumindest bei den Drachen. Aber was sein Name tatsächlich bedeutete, unter seiner Art wusste er nicht.
Also schüttelte er leicht den Kopf.

,,Bei uns Wyvern waren Kinder nicht immer nur sehr wichtig fürs Überleben, sondern sie waren ein Zeichen für unendliche Liebe. Denn hatte man ein Kind zusammen, dann hatte man die Entscheidung getroffen auf ewig beieinander zu bleiben. Das Ganze fiel leider sehr schnell in den Hintergrund, als wir beinahe ausgestorben waren. Daher kommt auch dein Name. In der ursprünglichen Sprache der Wyvern, bedeutet dein Name so viel wie Ewige Liebe. Es gibt einige ähnliche Bedeutungen, aber die umgänglichste ist diese. Dein Name ist eine vereinfachte Ableitung davon. Nyem èsis. So würde dein Name lauten, wenn du vor einigen Tausend Jahren geboren worden wärst."

Eigentlich hatte ihm sein Name bereits besser gefallen, als Brie ihm erklärt hatte, was dieser unter den Drachen bedeutete, aber jetzt...schien sein Name noch viel mehr zu bedeuten. Offenbar war er ein Zeichen der Liebe seiner Eltern. So viele Fragen schwirrten in seinem Kopf herum, sodass ein einziges Chaos daraus entstand.

,,Als Asterin zu mir gekommen war und mir von dir erzählt hat, habe ich ihm nicht geglaubt, auch wenn ich es gerne getan hätte. Erst als Serafyn mir von dir erzählt hat, als ich gemerkt habe, dass ihm dieses Treffen sehr am Herzen liegt, da wusste ich, dass du existierst und Faeyas Tod eine Bedeutung hatte."

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