Zuhause

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Serafyn saß hinter ihm. Angespannt und seltsam ruhig als würde er über etwas nachdenken. Nemesis wagte es nicht die Stille zu durchbrechen und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Durch ihre Geschwindigkeit fühlten sich die Schneeflocken wie kleine Eissplitter auf seinem Gesicht an und reizten seine Haut. Besonders an den Wangen. Er erinnerte sich nur wage an seinen ersten Flug, als man ihn auf die Festung gebracht hatte. Die Vorstellung selbst fliegen zu können war zum greifen nah. Er hatte Flügel! Und vielleicht, nur vielleicht konnte er sich ja auch verwandeln!

Die verschneite Landschaft tauchte unter ihnen auf als sie die Wolkendecke durchbrachen und etwas tiefer flogen. Der Blaue Wald erstreckte sich unter ihnen und er beugte sich etwas vor um mehr erkennen zu können und ihm dabei kein Drachenhals im Weg war. 

,,Pass auf, sonst fällt du runter.", Serafyn verstärkte seinen Griff um Nems Körpermitte und sprach zum ersten Mal seit Stunden wieder mit ihm. Jedes Mal wenn der Drache ihn berührte spürte Nemesis ein seltsames Kribbeln an jener Stelle. Meistens versuchte er es einfach zu ignorieren, er wollte sich hier ganz sicher nicht blamieren! Aber manchmal erwischte er sich auch dabei wie er versuchte tiefer in dieses Gefühl hineinblicken zu können und den Grund zu finden. 

Einen kurzem Moment lang dachte er auch an den Kuss. Waren diese ganzen Gefühle vielleicht einfach ganz normal, nachdem man jemanden küsste? Er hatte bisher noch nie jemanden geküsst. Nicht auf die Lippen zumindest. Was wenn diese ganzen Gefühle nichts besonderes waren? Wäre das enttäuschend oder sogar gut? 

,,Wir landen gleich. Halt dich besser fest."



,,Den Rest gehen wir zu Fuß. Ich nehme an du weißt wohin?", Asterin wandte sich an ihn und warf sich einen Umhang über. Vermutlich um nicht sofort als Drache erkannt zu werden, obwohl man sie sicher schon am Himmel gesehen hatte. Die Kunde, dass Drachen hier gelandet waren, verbreitete sich sicher bereits im Dorf wie ein Lauffeuer. 

Nemesis nickte und stapfte durch den tiefen Schnee. Er hatte ganz vergessen wie schlimm der Winter hier war. Der Schnee ging ihm bis zu den Knien und durchnässte seine Stiefel. Er erinnerte sich daran wie sehr er immer gefroren hatte wenn seine Brüder und er Holz geholt hatten. Manchmal hatte Arcus ihn dann auf die Schultern genommen, weil er seine Füße nicht mehr gespürt hatte. Er musste bei dieser Erinnerung schmunzeln. 

Würden seine Brüder sich freuen ihn zu sehen? Ging es ihnen gut? Er würde es sehr bald herausfinden. Aber was würde sein Stiefvater sagen? Würde er ihn davon jagen und gar nicht erst zu seiner Mutter lassen? Serafyn und Asterin würden sich dafür sorgen, dass er mit allen sprechen konnte, aber was wenn sein Stiefvater hier bleiben wollte? Nemesis bezweifelte, dass er seine Mutter und Brüder gehen lassen würde, vorausgesetzt sie würden sich von ihrem Vater trennen...

Er schüttelte den Kopf und vertrieb die ganzen Gedanken. Hier und da zwitscherte ein Vogel und er erhaschte sogar einen Blick auf einen Fuchs, der vergebens nach etwas zu essen suchte. 

Nicht nur für die Menschen war der Winter hier eine Herausforderung...

Nemesis erkannte in der nahem Ferne die Hütte und zwei Gestalten, die Holz hackten. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er rannte los. Die anderen würden ihm schon folgen. Er konnte es kaum fassen seine Brüder wieder zu sehen. 

,,Arcus!", rief er und blieb einen Moment stehen um zu sehen, ob es sich tatsächlich um seinen ältesten Bruder handelte bei den beiden Gestalten. Ein von ihnen richtete sich auf und sah sich suchend um. Es war also Arcus. 

Nemesis hörte die anderen hinter sich und lief weiter auf seine Brüder zu. Alles war noch genau so wie an dem Tag an dem er gegangen war. 

,,Nemesis?!", endlich schien sein Bruder ihn zu sehen und kam auf ihn zu, während der andere, es handelte sich um Sage, zurück blieb und ihnen zusah. 

DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt