Die Mitternachtslilie

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Auf dem Bild seht ihr die Pflanze bzw. Blume von der Arsen gesprochen hat.

Nemesis brauchte einen Moment um zu begreifen, was Sera damit meinte.
,,Heißt das...wir werden Eltern?", es auszusprechen fühlte sich noch seltsamer an als daran zu denken, dass in ihm ein kleines Lebewesen heranzuwachsen schien.
Nie hätte er es für möglich gehalten als Junge ein Kind bekommen zu können. Serafyn nickte leicht und sah ihn besorgt an.
,,Deshalb bist du so erschöpft und willst nichts essen, aber es ist wichtig, dass du das jetzt tust. Arsen bringt dir einen Tee und ein paar Früchte mit."
,,Wer ist Arsen?", verwirrt runzelte er die Stirn und sah Serafyn abwartend an.

,,Arsen ist ein Wyvern der...der deinen Vater kennt."
,,Kennt?! Heißt das mein Vater lebt?! Und meine Mutter? Was ist mit ihr? Wo ist Arsen, ich muss zu ihm!", Nemesis sprang förmlich aus dem Bett und stolperte dabei fast.
,,Warte einen Augenblick, Nem. Arsen wird gleich hier sein, dann kannst du ihn mit Fragen durchlöchern, aber du musst dich wieder ins Bett legen. Du brauchst deine Ruhe noch."
Ob er es zugeben wollte oder nicht, Sera hatte recht. Seine Beine fühlten sich an, also würden sie jeden Moment unter ihm nachgeben.

Widerwillig setzte Nemesis sich wieder in das Bett und schmiegte sich an Serafyns warmen Körper.
,,Ich bekomme also wirklich ein Baby?"
Die Frage, wie er es bekommen würde verdrängte Nem erst einmal.
,,Ja, es sieht ganz danach aus.", Sera nickte leicht und drehte sich mit dem Oberkörper zu ihm: ,,Ich...weiß nicht ob ich mich darüber freuen soll oder nicht. Du...wolltest ja kein Kind."
Nemesis atmete hörbar aus und warf die Beine über den Bettrand.
,,Ich habe nicht gesagt, ich möchte gar keins oder auf Zwang versuchen eines zu machen. So wie es ist, ist es eben jetzt."

Sie sahen beide auf, als die Tür geöffnet wurde und Anaya gefolgt von einem dunkelhaarigen Mann eintrat.
,,Na guten Abend Nem. Dich sitzen zu sehen grenzt an ein Wunder.", die Drachin trug ein Tablett in den Händen auf dem eine Teekanne samt Tasse stand und stellte diese auf das Nachkästchen neben de Bett ehe sie sich auf den Stuhl vor dem Frisiertisch setzte und die Arme vor der Brust verschränkte.

Sein Blick fiel auf den Mann, vermutlich Arsen, der näher n das Bett heran trat und ihn musterte.
,,Ich weiß nicht, ob Serafyn dir schon etwas über mich erzählt hat. Jedenfalls bin ich Arsen. Wie du bin ich ein Wyvern, nur ein Stück älter du.", aufmerksam beobachtete Nemesis den Mann, den Wyvern ohne Flügel, und folgte jeder seiner Bewegungen. Es war seltsam einen Artgenossen vor sich zu haben. Dazu auch noch ohne Flügel.

,,Der Tee ist speziell für trächtige Wyvern. Es ist wichtig, dass du ihn trinkst. In der Schale daneben sind die Früchte der Pflanze. Sie schmecken sehr gut und helfen dir wieder zu Kräften zu kommen. Du solltest die nächsten Tage sehr viel von beidem zu dir nehmen.", Arsen zeigte auf die Schale mit seltsam durchsichtigen Beeren. Ein süßer Geruch ging von dem Tablett aus und schien ihn einzulullen.
,,Was ist das für eine Pflanze?", er würde auf gar keinen Fall etwas essen, von dem er nicht wusste was es war. Vielleicht wollte Arsen ihn hat vergiften!

,,Man nennt sie die Mitternachtslilie. Sie ist die einzige Lilienart die auch fruchtet, zumindest nur im Mondschein. Sie wächst hier leider nicht und das ist auch gut so. Sie ist sehr gesund für Wyvern, für Drachen aber tödlich.", erklärte Arsen und nahm eine der Beeren in die Hand. Durch das durchsichtige Fruchtfleisch erkannte man den kleinen schwarzen Kern in der Mitte.
,,Der Kern ist das was diese Pflanze für uns so wichtig macht und das was einen Drachen langsam sterben lässt.", fügte er noch hinzu und legte die Frucht auf seine Handfläche.

,,Sie schmecken leider auch sehr gut."

Zögernd führte Nemesis die Beere an seinen Mund biss hinein. Wenn er gleich tot umfallen würde, dann war ja klar warum. Der süße Geschmack der Frucht entfaltete sich in seiner Mundhöhle. Das Fruchtfleisch war ganz weich und zart. Nur der Kern war bitter und ruinierte das ganze.

,,Woran würde man denn erkennen, dass ein Drache damit vergiftet wurde?", Serafyns Stimme riss ihn zurück in die Realität.
Jetzt sah auch Anaya zu ihnen und beugte sich aufmerksam vor.
Arsen runzelte nachdenklich die Stirn.
,,Nunja, es ist kein schneller Tod. Bis das Arome des Kerns sich im Körper verbreitet hat, dauert es einige Zeit. Ihr fragt wegen dem König hab ich recht?"

,,Verkauft ihr diese Pflanze an irgendjemanden?" , Serafyn ignorierte die Frage des älteren Wyvern und warf einen Blick auf die Schale mit den Beeren, die auf Nemesis' Schoß stand.

,,Nein, niemand weiß, dass ich sie besitze und das ist gut so. Diese Pflanzen sind alles was den Wyvern noch gehört. Auch ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was dem Drachenkönig widerfahren ist. Er müsste den Kern der Frucht öfter eingenommen haben um daran zu sterben. Ein einziger reicht nicht. Anaya hat mich aus diesem Grund aufgesucht müsst ihr wissen."

Dann hatte also ein Wyvern Serafyns Großvater vergiftet? Oder jemand wollte es seiner Art in die Schuhe schieben.

,,Wenn ihr mich in die Küche bringt und in die Gemächer des Königs, dann kann ich nach Rückständen suchen. Das Fruchtfleisch verrottet nicht, aber das wissen die Drachen nicht. Wenn er also damit getötet wurde, dann finden wir vermutlich noch Reste der Beeren.", bot Arsen an und sah abwartend zu Serafyn, welcher einen kurzen Blick mit Anaya austauschte.

,,Wer könnte noch so eine Pflanze besitzen?", fragte Sera nachdenklich und runzelte die Stirn. Nemesis fühlte sich grauenhaft, hier zu sitzen und jene Frucht zu vernaschen die vermutlich eines von Serafyns Familienmitglieder getötet hatte.

,,Vielleicht jemand, der bereits etwas mit Wyvern zu tun hatte. Nach dem Krieg gab es weitere Jagden auf unsere Art. Nicht einmal zwanzig Jahre her ist das. Vielleicht hat jemand noch gefangene Wyvern die demjenigen gesagt haben wo man die Mitternachtslilie findet. Anders könnte ich es mir nicht erklären. Ich habe keinen Grund den König zu töten, noch komme ich hier überhaupt rein. Ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe."

Nemesis spürte bereits wie diese innere Unruhe sich langsam auflöste und seine Gedanken nicht mehr ganz so durcheinander waren. Eine seltsame Ruhe breitete sich in seinem Körper aus, als er einen kleinen Schluck von dem Tee machte.

Während in der Küche ein Riesen Chaos herrschte, waren die Gemächer des verstobenen Königs dunkel und leer. Er war noch nie hier gewesen, wann denn auch? Anaya zündete ein paar Kerzen an und legte einige Holzscheitel in den Kamin. Der Raum wurde in oranges Licht getaucht und wirkte damit noch unheimlicher.

Serafyn und Arsen waren in der Küche geblieben und sahen sic dir um, während er und Anaya eben die Gemächer durchsuchten. Er wusste nicht wirklich wonach er suchen sollte, aber die Küche war kein guter Ort für ihn gewesen hatte Arsen gemeint.

An der Wand hingen düstere Gemälde, die einen Krieg zu zeigen schienen. Vermutlich jenen Krieg, gegen die Wyvern. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und blieb dann wieder bei dem nun erhellten Kamin hängen.
Seine Augen wanderten weiter und weiter nach oben, bis er abrupt hängen blieb: an einem wunderschönen weißen Flügelpaar.
Es waren keine Drachenflügel, dazu waren sie zu klein und nicht kräftig genug gebaut.

,,Nemesis, ich...hab etwas gefunden.", ihre Stimme brach ab und wurde leiser, als sie seinem Blick folgte.
,,Wem gehören die?"
Als Anaya schwieg wiederholte er die Frage noch einmal, mit etwas mehr Nachdruck.

,,Faeya. Deiner Mutter."

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