Abmachung

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Serafyn wusste eines ganz gewiss: Nicht Circus würde das hier überleben, sondern ganz sicher Severin. Der Wyvern trug so viel Hass auf den Drachen in sich, seit hunderten von Jahren. Er konnte sich nur wage vorstellen wozu er selbst in der Lage wäre, würde Circus ihm Nemesis nehmen.

Sera hatte seinen Sohn mit gutem Gewissen seinem Cousin überlassen. Er war sich sicher, dass Artemis gut auf das Baby achten würde.

Der Plan war waghalsig und komplett verrückt, aber er schien aufzugehen. Er beobachtete den Wyvern vor sich. Jeder Muskeln, jede Faser seines Körpers war angespannt. Erst jetzt erkannte er so richtig, wie muskulös der Wyvern war. Ganz anders als Nem. Er hoffte inständig, dass Nemesis wohl auf war. Circus war wahnsinnig und zu allem fähig.

,,Ich habe doch gesagt du sollst alleine kommen. Stattdessen tauchst du hier mit ihm auf.", Circus trat in den Innenhof und verschränkte die Arme vor der Brust. Serafyn schwieg. Sie mussten den Drachen nur ein wenig hinhalten.

,,Er wird Nemesis nach Hause bringen.", Severin warf ihm einen kurzen Blick zu und schnaubte eine kleine Rauchwolke hervor.

,,Wo ist er? Ich sehe ihn nicht.", der Wyvern sah sich um und entblößte seine spitzen Zähne.

,,Verwandle dich und ich bringe euch zu ihm."

Serafyn war überrascht als Severin sich tatsächlich verwandelte und leider nackt vor ihm stand. Obwohl er den Wyvern auch ein wenig für sein Selbstvertrauen bewunderte.

Circus schnaubte amüsiert: ,,Ich sehe, was Faeya and dir mochte...Und es war sicher nicht dein toller Charakter."

Ein Glück, dass er das nicht sehen konnte...


Nemesis:

Er ignorierte die Proteste der beiden Männer und lief in die entgegengesetzte Richtung. Ganz sicher nicht würde er einfach verschwinden und hoffen, dass alles gut gehen würde.

Seine Hand umfasste den Griff des Dolches so fest, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Er war nicht nur eine Bruthenne. Er würde seinen Vater und Serafyn ganz sicher nicht einfach so im Stich lassen und auf ihre Rückkehr hoffen. Obwohl eine leise Stimme ihm zuflüsterte auch an Daemon zu denken, falls keiner von ihnen zurückkehren würde, dachte er nicht einmal daran einfach abzuhauen. Er war verwundert, als er die schnellen Schritte der anderen hinter sich hörte.
,,Das ist keine gute Idee, Nem. Denk doch mal an Daemon!", Arion griff nach seinem Handgelenk und hielt ihn fest.
,,Mal davon abgesehen, dass du vermutlich nicht einmal einem Drachenbaby überlegen wärst...", Kaz schien von seinem Protest noch immer unbeeindruckt zu sein. Nemesis holte aus und schlug dem Wyvern ins Gesicht. Kaz' Gesicht flog zur Seite und er blickte auf eine entsetzte Art und Weise überrascht auf ihn hinunter.
Arion versuchte krampfhaft nicht zu lachen und ernst zu bleiben. Was ihm jedoch nicht so ganz gelang.

,,Ich werde mit jedem fertig."
,,Wenn das so wäre, wäre keiner von uns deinetwegen in dieser Gefahr. Niemand wäre hier auf dieser Festung um dich zu retten."
Auch wenn Nemesis es nicht gerne zugab, hatte Kaz einigermaßen recht. Jeder hier war bloß seinetwegen hier. Hätte er nicht so impulsiv gehandelt und wäre zum Drachengrat geflogen, wäre niemand in Gefahr. Weder Serafyn noch sein Vater...

,,Fliegt ohne mich los. Das verschafft mir eine Ablenkung."

Nemesis wartete in einer dunklen Nische und beobachtete das Fenster vor ihm. Sobald Ario und Kaz vorbei flogen, würde er losrennen. Mit der Hoffnung, dass die Wachen nun beschäftigt waren. Er spürte langsam aber sicher, dass er sich bald verwandeln können würde. Zur Not, würde das vermutlich auch nötig sein, auch wenn das einiges an Aufmerksamkeit erregen würde. Der Wyvern warf einen Blick aus dem Fenster und erkannte tatsächlich Serafyn im Innenhof. Von seinem Vater und Circus fehlte jede Spur. Er sah auf, als er die beiden Schatten m Himmel erkannte und beobachtete die Situation auf dem Innenhof. Ein paar der Wachen dort blickten auf und warfen sich gegenseitig ein paar verwirrte Blicke zu, unsicher was sie nun tun sollten. Serafyn folgte den Blicken der anderen Drachen und schien erleichtert zu sein.

Nem versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen und versteckte den Dolch in seinem Ärmel. Der Boden fühlte sich kalt an unter seinen nackten Füßen als er leise durch die Gänge schlich. Die Festung war ein einziges Labyrinth. Serafyn schien soweit nicht in großer Gefahr zu sein. Wo also war sein Vater? 

Der Wyvern lauschte den vielen Geräuschen. Hauptsächlich waren es Schritte und Gemurmel, nichts womit er etwas anfangen konnte. Serafyn würde ihn umbringen, sobald er erfuhr, dass Nem nicht mit den beiden anderen abgehauen war...

War es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen hier zu bleiben? Wer garantierte ihm denn, dass sein Vater noch lebte? Oder dass Sera hier wieder wegkommen würde? Er musste wohl selbst dafür sorgen...

Nemesis lief eine nie zu enden scheinende Wendeltreppe hinunter und blieb abrupt stehen, als laute Schritte sich ihm näherten. Der Wyvern wich einige Schritte zurück und stieß dabei gegen jemanden. Erschrocken drehte er sich um und blickte auf die Brust eines Drachen. 

,,Was haben wir denn da...", der Drache packte ihn am Arm und zerrte ihn die restlichen Stufen hinunter. Nem versuchte sich aus dem starken Griff der Wache zu befreien, scheiterte jedoch kläglich. Er stolperte dem Drachen hinterher, immer darauf achtend, den Dolch nicht fallen zu lassen. Auch wenn es nicht ganz sein Plan gewesen war, vielleicht war das seine Chance zu seinem Vater zu gelangen. 

,,Wohin bringt Ihr mich?", Nemesis versuchte so gut es ihm gelang ruhig zu bleiben. Jetzt panisch zu werden brachte ihn auch nicht weiter. Ganz im Gegenteil. Er erhielt keine Antwort. Erst als sie vor einem großen Tor auf dessen Türen Circus' Wappen abgebildet war, vermutete Nemesis, dass es sich um einen Thronsaal halten musste. 

Als die Tore geöffnet wurden und sie eintraten war Nemesis gleichermaßen erleichtert wie erschüttert. Circus saß auf dem Thron, sein Vater stand davor, links und rechts ein Drache die wohl dafür sorgten, dass er nichts unüberlegtes tun würde. 

Als Circus' Blick auf ihn fiel, schien der Drache beinahe überrascht zu sein. 

,,Warum ist er nicht in seiner Zelle?", fragte Circus an den Drachen neben ihm gewandt und stand auf. 

,,Ich habe ihn auf der Wendeltreppe entdeckt.", er wurde nach vorne gestoßen und fiel zu Boden. Er spürte wie die Klinge des Dolches in seinen Arm schnitt als er auf dem harten Stein landete und verzog das Gesicht. Er spürte den Blick seines Vaters auf sich, als er sich mit den Armen aufstützte und auf dem Boden kniete. 

,,Sehr interessant. Es scheint, als hätten wir eine Familienzusammenkunft. Vielleicht sollten wir Serafyn auch noch einladen.", Circus blieb direkt vor ihm stehen und beugte sich zu ihm hinunter. 

,,Noch nicht.", dachte Nem und umfasste den Griff des Dolches fester. Er spürte das warme Blut, dass seinen Arm hinab rann und auf den Stoff seines Ärmels tropfte.

,,Was sagst du, Nem? Hättest du deinen Gefährten auch gerne hier?"

Nemesis richtete sich langsam auf. Er wollte dem Drachen nicht die Genugtuung geben, ihn hier vor sich knieend zu haben. 

,,Lass ihn gehen. Ich bin hier und habe meinen teil der Abmachung erfüllt. Jetzt erfüll du deinen.", die Stimme seines Vater war nicht mehr ganz so ruhig wie er sie kannte. 

Circus drehte sich auf dem Absatz herum und legte den Kopf schief, als würde er nachdenken. 

,,Die Sache ist die, Severin. Ich habe nicht vor irgendjemanden von euch gehen zu lassen. Warum sollte ich auch? Ich habe dich hier vor mir, nach fast zwei Jahrhunderten, habe ich endlich das, was mein Vater nicht geschafft hat erreicht. Und als Trophäe behalte ich nicht nur deine Flügel, sondern auch Nemesis. Schließlich, möchte ich auch etwas von meinem Sieg spüren können.", während Circus mit seinem Vater sprach und ihm den Rücken zugewandt hatte, holte Nemesis langsam den Dolch aus seinem Ärmel. Die beiden Wachen neben seinem Vater schenkten ihm keinerlei Acht, als würde von ihm sowieso keine Gefahr ausgehen. 

Er versteckte den Dolch in einer Falte seines Mantels und näherte sich Circus. Langsam und leise, auch wenn er sich sicher war, dass der Drache seine Schritte genau hören konnte. 

Nemesis atmete tief durch und verstärkte seinen Griff. 

Er sah das Entsetzen im Gesicht seines Vaters, als dieser verstand, dass alles nur ein Trick gewesen war. Circus grunzte amüsiert und wandte sich ihm zu. Der Drache öffnete gerade seinen Mund um etwas zu sagen, doch jegliches Geräusch blieb ihm im Hals stecken, als Nemesis den Dolch in Circus Brust rammte.

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