Part 7

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Viktorias POV:

Ich wünsche heute Abend zu speisen«, erklärte Harold, drehte sich um und ging durch die Küchentür davon. Erleichtert atmete ich aus. Er hatte nichts getan. Noch nicht! Als ich wieder mit dem Eimer in die Küche ging und ihn in die Besenkammer stellte, dachte ich wieder an Jacqueline. Ich musste ihre Wunde neu versorgen. Also ging ich die Treppen hinauf zu ihrem Gemach. Nachdem Klopfen ging ich hinein und sah, wie sie in ihrem Bett lag. »Jacqueline«, flüsterte ich, da ich befürchtete, ich würde sie wecken falls sie schlafen sollte. »Komm rein, mein Kind.« Ihre Stimme war schwach. Man verstand sie kaum. Aus müden Augen sah sie mich an. »Ich wollte den Verband deiner Wunde erneuern.« Ein kaum bemerkbares Nicken kam von ihr. Ich ging aus dem Zimmer in das Bad neben meinem Zimmer und holte frischen Mull, eine Schale mit frischem Wasser und ein Tuch, um ihre Wunde zu säubern. Wieder ging ich zurück zu Jacqueline und legte alle besorgten Gegenstände auf ihren Nachttisch. Sie lag schon auf dem Bauch und ich entfernte langsam den Mull von ihrem Rücken. Das Blut hatte ihn festgeklebt und als ich vorsichtig daran zog, zischte Jacqueline auf. Ich entschuldigte mich bei ihr und sah dann wieder auf ihren Rücken. Mir stockte der Atem. Der Schnitt eiterte, war bläulich angelaufen und es sah aus, als hätte man blaue Farbe in ihr Blut gemischt, was sich langsam den Körper hinaufschlängelte. Blutvergiftung. Verdammt! Was sollte ich tun? Ich erinnerte mich, dass ein Mann aus unserem Dorf mal eine Blutvergiftung hatte, und meine Großmutter ihn versorgt hatte, aber denn noch war er gestorben. Sein ganzer Körper wurde blau und vor seinem Herzen hatte sich ein riesiger Fleck gebildet. Unter der Haut. Doch da war der Mann schon tot, und ich bin aus dem Haus gerannt und hatte mich übergeben. Bei dieser Erinnerung kam mir wieder die Galle hoch. »Ich werde deine Wunde jetzt auswaschen«, informierte ich sie und tränkte das Tuch in das saubere Wasser auf dem Nachttisch. Langsam begann ich das Blut von ihrer Haut zu entfernen und danach die Wunde auszuwaschen, was Jacqueline aufwimmern ließ. Nachdem endlich der Eiter und das Blut entfernt waren, konnte ich die Wunde wieder mit Mull verbinden, überlegte allerdings angestrengt, wie das Kraut hieß, was meine Großmutter damals bei dem Mann verwendet hatte, um ihn zu heilen. Meierklurz? Nein. Misterwurz? Nein. Es war irgendwas mit Mei- Plötzlich fiel es mir wieder ein. Meisterwurz! Das war das Kraut, wo sie sagte, es würde am besten gegen eine Blutvergiftung helfen. »Versuch zu schlafen. Ich werde dir eine Suppe kochen.« Erschöpft schloss Jacqueline die Augen. Ich trug die Schüssel mit dem nun blutgetränkten Wasser aus dem Zimmer und schüttete es in der Küche weg. Den Mull brachte ich zurück in das Bad wo ich ihn herhatte und überlegte angestrengt, wo ich Meisterwurz herbekommen würde. Ich wusste ja nicht mal, wie es aussah. Vielleicht hatte Harold ja eine Bibliothek und ich konnte in einem Buch nachschlagen. Nur dazu musste ich ihn erst fragen. Und allein schon die Vorstellung in sein Arbeitszimmer zu gehen, widerstrebte mir. Aber wenn ich es nicht tat, würde Jacqueline sterben. Also nahm ich es in Kauf und ging die Treppen hinauf. Ich nahm an, dass es das Zimmer war, wo ich ihm mit der Schippe gegen den Kopf geschlagen habe. Vor der Tür angekommen, klopfte ich zaghaft, bis ich ein »Herein« hörte und die Tür öffnete. Er saß an einem großen Schreibtisch über einen Stapel Pergament gebeugt und sah zu mir auf. ein Grinsen zierte sich auf sein Gesicht. Ein seltsames Gefühl machte sich in meinem Magen breit. »Tretet näher, My Lady.« Langsam setzte ich einen Schritt vor den anderen. Er hatte sich von seinem Stuhl erhoben und wartet, bis ich an seinem Schreibtisch angekommen war. Nur das Holz war zwischen uns. »Was benötigt ihr?« »I-ich-« Ich wurde von ihm unterbrochen als er sagte: »Setzten wir uns doch.« Er zeigte auf eine kleine Sitzgruppe vor einem Kamin, der allerdings nicht brannte. Zusammen gingen wir zu den zwei Sesseln und setzten uns hinein. Wenigstens hatten wir etwas Abstand. »Also«, wies er wieder auf unser Gespräch hin. »Also, es ist so...« Ich atmete einmal tief durch und begann zu erzählen. »Jacqueline ist in eine Scherbe gefallen und die Wunde hat sich entzündet. Ich habe versucht sie so gut es ging zu verarzten, aber es ist eine Blutvergiftung entstanden.« Harold ließ diese Worte auf sich wirken. Dann nickte er. »Ich kann sie heilen, aber dazu bräuchte ich ein bestimmtes Kraut. Allerdings weiß ich nicht, wie es aussieht und deswegen wollte ich Euch fragen, ob ihr eine Bibliothek habt, wo ich dies in meinem Buch mit Kräuterkunde nachlesen könnte.« Wieder nur ein Nicken. »In der Tat, ich habe eine Bibliothek und bestimmt auch ein Buch mit dem von Euch gewünschten Kraut.« Dieses Mal nickte ich. »Folgt mir.« Er erhob sich und ging zur Tür, öffnete sie und lief den Gang entlang die Treppe hinunter in den Keller. Er entzündete eine Fackel und lief voran. Vor einem Regal blieb er stehen und zog ein Buch heraus. »Dort drin könnte etwas zu finden sein.« Noch drei weitere Bücher gab er mir, bevor wir uns wieder auf den Weg nach oben machten. Dort setzte ich mich mit den Büchern in den Wohnraum der Villa, wo er mich damals, als er mich entführt hatte, nach meinem Namen gefragt hatte. Ich ließ mich auf einem der Sessel nieder und schlug das erste Buch auf. Harold nahm neben mir Platz und beobachtete mich. Ein wenig unwohl fühlte ich mich schon, doch ich war in das Buch vertieft. »Woher habt ihr Euer bisheriges Wissen über Pflanzenheilkunde?«, fragte er plötzlich und ich sah ihn an. »Ich habe es von meiner Großmutter gelernt. Sie war die Heilerin in unserem Dorf und ich soll ihren Platz einnehmen. Schon früh ist sie mit mir die Kräuter sammeln gegangen und hat damit auch so manchen meiner Erkältungen geheilt.« Er nickte nur. Ich schlug die nächste Seite auf und dort stand ganz groß »Meisterwurz«. Jetzt wusste ich, wie die Pflanze aussah. Ich konnte Jacqueline retten.

Dark LoveWhere stories live. Discover now