Part 11

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Viktorias POV:

Bei seinen Worten verkrampfte sich mein Körper. Seine Nähe war für mich fast schon unerträglich. Immer wieder kamen diese Bilder mir vor Augen. Das Ereignis in seinem Zimmer saß mir immer noch tief in den Knochen. Ich hatte Angst vor ihm. Besser gesagt vor seiner aggressiven und brutalen Seite. Abwartend sah er mich an. Ich musste ihm eine Antwort geben, aber welche? Ich wollte Nein sagen, doch hatte gleichzeitig Angst, dass er wieder wütend werden würde. Und ich wollte ihm nicht noch einmal begegnen, wenn er wütend war. Als er meinen gequälten Blick sah, sagte er: »Ich verstehe, wenn du nicht willst, aber ich verspreche dir, dass ich dir nichts tun werde.« Etwas beschämt sah er auf den Boden. »Und es tut mir leid! Ich weiß selber nicht, warum ich das gemacht habe aber manchmal habe ich einfach keine Selbstbeherrschung mehr.« Das konnte und wollte ich ihm nicht glauben. Von Anfang an hatte er Anmerkungen gemacht und mir zu verstehen gegeben, dass ich für seine Bedürfnisse hier sein würde. Unfreiwillig! Er hatte mich aus meinem Dorf entführt und hielt mich hier gegen meinen Willen. Und dann sollte ich ihm glauben, dass es nur ein Versehen gewesen war? Wohl kaum! Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich dir nicht glauben, Harold. Du hast mich von meiner Familie weggerissen und hältst mich hier gegen meinen Willen und zu deinem Vergnügen gefangen.« Ich holte noch einmal tief Atem bevor ich aufstand und ihm direkt ins Gesicht sagte: »Von Anfang an hast du mir klar gemacht, dass ich für dich nur eine Sklavin sein werde. Ich will das einfach nicht! Versteh das doch!«

Harolds POV:

Etwas erstaunt sah ich sie an. Ich hätte nicht erwartet, dass sie sich so etwas trauen würde. Ich hatte es an ihren Augen gesehen, dass sie Angst vor mir hatte. Aber in einem hatte sie Recht. Ich hatte sie gegen ihren Willen hier her geholt, doch das war schon von langer Hand geplant. Länger konnte ich einfach nicht mehr warten.

Es war vor fünf Jahren gewesen. Ich streifte durch den Wald auf dem Weg zu meinem Freund Louis. Eigentlich kam er ja immer zu mir, doch er hatte ein Problem bei sich zu Hause. Als ich an einem kleinen Bach ankam hörte ich eine zierliche Stimme. »Was kann man damit heilen, Großmutter?«, fragte ein kleines Mädchen und hielt eine Pflanze in die Höhe, die sie zuvor aus der Erde gerissen hatte. Ihr Gesicht zierte ein großes Grinsen und die alte Frau beugte sich zu ihr vor. »Daraus kann man einen tollen Tee machen, und der hilft dann gegen Husten und Schnupfen.« Das Mädchen nickte erfreut und legte die Pflanze in einen kleinen Korb in ihrer Hand. Dann lief sie voran und rief nach nur wenigen Sekunden: »Großmutter, ich habe Bärlauch gefunden.« »Nicht so schnell, Viktoria!«, rief die alte Frau und kam zu ihr. Viktoria hieß sie also. Sie war so lebensfroh und ich schwor mich, sie zu mir zu holen, sobald sie 18 war. Jetzt hätte sie mir noch gar nichts gebracht.

Und nun hatte ich sie bei mir. Achtzehn Jahre alt. Immer wieder bin ich ihr in den Wald gefolgt und war sogar mehrmals davor gewesen, meinen Plan früher als geplant in die Tat umzusetzen, doch das hätte noch mehr Aufsehen erregt, als wenn ich sie in der Vampirnacht geholte hätte. Ich konnte sie ja verstehen, dass sie nicht hier sein wollte, doch ich konnte sie nicht gehen lassen. Sie wusste schon zu viel. Und ich wollte sie nicht töten. Dafür wäre sie viel zu schade. Ihre Schönheit war wirklich atemberauend. Und ihr Lächeln verzauberte mich jedes Mal aufs Neue. Und es brannte mir Tag in und Nacht in den Lenden, zu wissen, dass sie nur ein Zimmer weiter schlief. Nur in einem dünnen Nachthemd. Durch das tapsen von Füßen wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Viktoria verließ gerade die Küche und ich konnte nicht anderes, als ihr hinterher zu schauen. Sie war so wunderschön.

Viktorias POV:

Ich wollte wieder zu Jacqueline. Schon die ganze Zeit hatte ich über eine weitere Möglichkeit nachgedacht, wie ich Ihr helfen konnte, doch ich wusste es immer noch nicht. Bei ihr angekommen öffnete ich die Tür und erstarrte regelrecht zu einer Salzsäule. Jaquelines Nachgewand war blutgetränkt. Die Wunde! Sie musste wieder aufgerissen sein. Schnell entfernte ich den Verband, welcher ebenfalls vor Blut triefte. Schnell rannte ich hinunter in die Küche und stieß dort mit Harold zusammen, der gerade die Küche verlassen wollte. Ich entschuldigte mich und lief zum Brunnen, holte frisches Wasser und nahm mir noch schnell ein frisches Tuch. Ich spürte Harolds Blick auf mir und als ich mich zu ihm drehte, zog er eine Augenbraue in die Höhe. »Was ist passiert?«, fragte er. Hektisch brachte ich nur ein »Jacqueline« heraus, zwängte mich an ihm vorbei und lief die Treppen wieder nach oben. So schnell es ging säuberte ich die Wunde und befreite sie von dem Blut. Gerade wollte ich den Meisterwurz erneut auf ihre Wunde geben, als ich gestoppt wurde. »Für mich ist es zu spät.« Ihre Stimme war kaum noch ein Flüstern. Nein! Bitte, lieber Gott, mach', dass sie wieder gesund wird! Sie versuchte sich aufzurichten, schaffte es allerdings nur durch meine Hilfe. Schwach lächelte sie mich an. Hinter mir hörte ich die Tür zuschlagen und nur wenige Sekunden später stand Harold neben mir. Er griff nach Jacquelines Hand und lächelte sie sanft an. »Ich danke dir, Jacqueline, für alles, was du getan hast«, sprach er und fuhr ihr noch einmal über die Haare. Sie war ihm also nicht ganz egal, wie ich es am Anfang vermutet hatte. »Pass auf sie auf, Harold. Sie ist so ein liebes Mädchen.« Ihre Augen waren nur noch ein kleiner Spalt. »Ich danke dir, Viktoria«, sagte sie an mich gewandt. Tränen kamen mir in die Augen. Sie durfte nicht gehen! Sie konnte mich doch nicht alleine lassen. »Jacqueline, bitte, du kannst mich doch nicht hier allein lassen«, flehte ich sie an und meine Tränen tropften auf ihre Hand, welche immer noch in meiner lag. Ganz sachte drückte sie meine Hand ein letztes Mal, bevor sie die Augen schloss und ihren letzten Atemzug tat und ihre Hand in meiner erschlaffte. Sie war tot! Jacqueline hatte mich allein gelassen...

Dark LoveWhere stories live. Discover now