Part 22

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Ich bin mal nett und Spanne Euch nicht auf die Folter :)
Viel Spaß 😘
LG Celi ;)

Viktorias POV:

Mein größter Wunsch? Die von einer Wanze gezwickt antwortete ich: »Die nächste Heilerin unseres Dorfes werden« und sah ihn mit großen Augen an. Würde er mir diesen Wunsch erfüllen? Würde er mich wieder in mein Dorf lassen? Nachdenklich nickte er mit dem Kopf und sah dann wieder in die Flammen des Kamins. Eine Weile war es still zwischen uns. Keiner sagte auch nur ein Wort. Die Flammen knisterten. »Diesen Wunsch kann ich dir leider nicht erfüllen.« Er klang etwas betrübt. »Ohne mich werden sie sterben, Harold«, versuchte ich ihm zu erklären. Wie viele Menschen hatte meine Großmutter schon gerettet? Wie viele kleine Kinder von Fieber befreit? Meine Worte schienen ihn zum Nachdenken anzuregen. Doch ich hatte nicht so viel Zeit, um auf seine Antwort zu warten. Täglich erkrankten Menschen und jetzt, wo es niemanden mehr gab, der sich um sie kümmern konnte, mussten sie ins nächste Dorf gehen. Ein langer und anstrengender Fußmarsch. Ich hätte diese Menschen auf meinem Gewissen, weil ich zu feige war, wegzulaufen und ihnen zu helfen. Langsam stand ich auf und lief auf mein Gemach. Die Kleine lag in meinem Bett und schlief selig. Auch ich schlüpfte schnell in mein Nachtgewand und legte mich neben sie. Mit fester Entschlossenheit zu fliehen, schlief ich ein.

Am Morgen kitzelten mich die Sonnenstrahlen. Schlaftrunken öffnete ich die Augen, weshalb mir die aufgehende Sonne direkt in die Augen schien. Schnell schloss ich sie wieder und drehte mich um. Sanft strich meine Hand über den kleinen Körper von Felia, die daraufhin glucksend lächelte. Dies zauberte auch mir ein Lächeln ins Gesicht. Schnell stand ich auf und zog mich im Bad nach einer kurzen Wäsche um. Heute Abend würde ich mir mal wieder ein Bad gönnen. Nachdem ich meine Haare zu einem Zopf geflochten hatte, ging ich mit Felia in den Armen hinunter in die Küche und fütterte sie. Hinter mir hörte ich Harold ein »Guten Morgen« sagen, erwiderte es allerdings nicht. So zuvorkommend er in den letzten Tagen auch war, er verwehrte es mir, meiner Bestimmung zu folgen. Die schlafende Felia wurde mir von Harold aus den Armen genommen. Gerade wollte ich protestieren, als Harold mich unterbrach. »Ich weiß, dass du meine Entscheidung, dich nicht in dein Dorf zu lassen, nicht gerechtfertigt findest! Aber trotzdem musst du mich nicht demonstrativ verachten.« Ich schnaubte. Ohne ihn zu beachten ging ich mit einem Eimer in der Hand hinaus zu dem Brummen und füllte den Eimer mit Wasser. Schnell warf ich noch einen Lappen hinein und begann das Haus wieder in Ordnung zu bringen. Felia war bei Harold. Trotzdem sorgte ich mich um sie. Auch wenn ich glaubte, dass er ihr nie etwas zu Leide tun würde, hatte ich ein ungutes Gefühl.

Am Abend saß ich in einer der kleinen Türme des Schlosses, die ich während des Saubermachens gefunden hatte. Der Raum war stickig, also öffnete ich das Fenster. Die Kühle des Abends kam herein und es breitete sich eine Gänsehaut auf meiner Haut aus. In eine Decke gewickelt saß ich auf dem gemütlichen Sessel, der schon vorhanden war und las weiter in Großmutters Kräuterbuch. Zeichnungen waren den Seiten beigefügt und ich versuchte sie mir so gut es ging einzuprägen. Ich spürte Finger in meinen Haaren und schrie auf. Fast wäre ich aus dem Sessel gefallen. Harold schien das wenig zu stören. Er lachte nur herzlich, weshalb man seine Grübchen sah. »Keine Sorge! Ich bin es nur«, lachte er und trat näher an mich heran. Erleichtert setzte ich mich wieder aufrecht in den Sessel und zog die Decke enger um meinen Körper. Harold streckte mir etwas hin. Ein Buch. In Leder eingebunden. »Das habe ich heute auf dem Markt gefunden und gedacht, es könnte dir Freude bereiten.« So rührend diese Geste auch war, verstand ich nicht, warum er das tat. Er verbot mir die nächste Heilerin meines Dorfes zu werden aber bringt mir ein Buch über Kräuterheilkunde mit. Entweder er tat das extra um mich zu quälen, oder hatte es einfach als angebrachte Geste empfunden. Rührend war es ja, aber was brachte es mir, wenn ich alles lerne und ich es nicht anwenden kann. »Du warst auf dem Markt?«, fragte ich ihn, damit er meine Gedanken nicht deuten konnte. Er nickte. »Wo war in dieser Zeit Felia?« Er lächelte. »Ich habe sie mitgenommen. Die Leute waren ganz verzaubert von ihr.« Geschockt sah ich ihn an. Er hatte sie einfach unter die anderen Vampire mitgenommen? Wie verantwortungslos! Immer noch hatte er das Buch in den Händen und legte es mir in den Schoss. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. »Vielleicht solltest du mal mit auf den Markt kommen. Mal wieder unter die Leute gehen«, schlug Harold vor. »Ich bevorzuge die Leute aus meinem Dorf«, gab ich schnippisch zurück und das Lächeln auf Harolds Gesicht verschwand. Ohne sich noch einmal umzudrehen ging er aus der Tür und schlug sie hinter sich zu. Ich zuckte zusammen und sah auf das Buch in meinem Schoss. Vorsichtig öffnete ich es und las die erste Zeile. Auch hier waren Zeichnungen von den verschiedenen Kräutern. Es gab so viel zu lernen. Und meine Großmutter konnte mir nicht mehr behilflich sein. Wie sehr ich sie doch vermisste. Meine ganze Familie. Ryan, wie er den anderen Leuten Streiche spielte und dann von meiner Mutter getadelt wurde. Ich hatte ihn danach immer ausgelacht und er hatte mir meine Puppe weggenommen. Viele Jahre war das schon her. Und trotzdem hatten wir uns die meiste Zeit gut verstanden. Andere Geschwister waren nie so. Sie ärgerten sich immer und waren wie die Pest zusammen. Nie wieder würde ich auf die Zwillinge der Müllersfrau aufpassen. Sie hatten mich um den Schlaf gebracht. Bei diesem Gedanken merkte ich erst, wie müde ich eigentlich war. Tiefer kuschelte ich mich in den großem Sessel und zog die Decke noch enger um mich. In mollige Wärme gebettet schlief ich ein.

Dark LoveWhere stories live. Discover now