Part 76

7.3K 460 84
                                    

Harolds POV:

Meine Welt bestand aus Blut. Schon nach kurzer Zeit wusste ich nicht mehr, in welchen Körper ich meine Zähne schon alles gebohrt hatte. In meinem Mund waren Haaren von den verschiedenen Tieren. Das Brennen in meiner Kehle war noch immer unerträglich, doch nachdem ich noch einigen Lebewesen ihres Lebenssafts entledigt hatte, ließ es langsam nach. Die Sonne stand noch nicht am Himmel und dennoch konnte ich jeden Baum, jeden noch so kleinen Ast erkennen. Plötzlich tauchte jemand neben mir auf. Es war Penelope, welche mich angrinste und ihre blutverschmierten Zähne zeigte. Im nächsten Moment war sie dann auch schon wieder weg. Sekunden später war der Todesschrei eines Tieres zu hören. Ich beschloss, dass es genug war und machte mich auf den Weg zu meinem Schloss. Ich konnte nur hoffen, dass Viktoria und Felia nichts zugestoßen war. Meine Erinnerungen kamen zurück und ich sah das geschockte Gesicht von Viktoria vor mir, als ich sie angreifen wollte. Es hatte mich viel Überwindung gekostet, die Tür zuzuschließen. Fast wäre es zu spät gewesen. Ich erreichte mein Schloss und lief in unser Gemach, wo ich die Blut verschmierten Kleider auszog. Sofort machte ich mich auf den Weg in den Keller und klopfte an die Tür von Viktorias Verließ. »Viktoria? Liebste, ist alles in Ordnung?« Ich bekam keine Antwort und dachte schon ich hätte an die falsche Tür geklopft, als ich sah, dass die Tür nicht richtig geschlossen war. Sie war regelrecht aus den Angeln gerissen worden. Ich stürzte in die Zelle, doch sie war leer. Alles war an seinem Platz, nur fehlten meine Frau und Felia. War ihnen etwas zugestoßen?

Viktorias POV:

Ein dumpfer Schlag ließ mich aus meinem Dämmerzustand auffahren. Um mich herum war es schwarz und ich verstand erst nach wenigen Augenblicken, dass ich meine Augen nicht öffnen konnte. Meine Glieder fühlten sich taub an und mein Kopf pochte schmerzhaft. »Sie müsste schon längst aufgewacht sein«, vernahm ich eine Stimme neben mir. »Macht Euch nicht lächerlich, Lady Marylin! Sie ist ein Mensch. Ein kleiner, zerbrechlicher Mensch.« Innerlich erstarrte ich, als ich Viktoria Stimme erkannte. Und dann kamen auch die Erinnerungen wieder zurück. Er war auf mich zugekommen und hatte mir mit etwas auf den Kopf geschlagen. Ich war in Ohnmacht gefallen und nun ... »Lassen wir sie allein. In diesem Zustand bringt sie mir rein gar nichts.« Schritte, die sich entfernten und eine Tür die geschlossen wurde. Stille. Immer und immer wieder versuchte ich mich aufzurichten, doch mein Körper war noch zu erschöpft, weshalb ich erneut in einen tiefen Schlaf sank.

Als ich erwachte war es Nacht. Der Mond schien hell durch die Fenster des Raumes. Ich lag in einem Bett und meine Möglichkeit zu fliehen wurde von einer schweren Eisenkette um meinen Knöchel zu Nichte gemacht. Mein Haar war zerzaust. Meine Glieder fühlten sich noch immer schwer an und mein Kopf hämmerte. »Viktoria, Viktoria«, säuselte eine Stimme neben mir und ich schreckte zusammen. Viktor stand neben mir. Felia lag in seinen Armen und gluckste als sie mich sah. »Was wollt Ihr von mir?«, versuchte ich mit fester Stimme zu sagen, doch es kam nur ein erbärmliches Krächzen aus meiner Kehle. Ich räusperte mich und sah zu ihm auf. »Ich bin Eure Königin und verlange, dass Ihr mich gehen lasst!« Bis jetzt hatte ich es vermieden meinen Rang als Königin auszunutzen, damit jemand etwas für mich tat. Doch nun ging es um Felias und mein Leben. Viktor lachte nur und strich Felia über die Wange. »Sie ist wirklich ein süßes Kind«, murmelte er und strich ihr über die Wange. Felia lachte erneut und streckte die Hände nach seinem Gesicht aus. »Wisst Ihr, Viktoria, es ist lange Zeit her, dass ich wirkliche Schmerzen empfunden habe. Aber es bereitet mir noch immer Schmerzen Euch mit Harold zu sehen. Zu wissen, dass er jede Nacht neben Euch einschlafen darf ... Es schmerzt ...« Langsam lief er um das Bett herum und blieb vor dem Fenster stehen. »Es ist fast schon bewundernd, Schmerzen empfinden zu können. Keine körperlichen, doch die seelischen Schmerzen sind genauso schlimm ... wenn nicht sogar noch schlimmer.« Sein Blick war starr aus dem Fenster gerichtet. »Das ist das bewundernswerte an Euch Menschen. Ihr empfindet zu dem seelischen Schmerz auch noch körperlichen.« Dann drehte er sich plötzlich zu mir um und sah mich mit hasserfüllten Augen an. »Ihr sollt den gleichen Schmerz erleben, wie ich ihn jeden Tag in mir spüre!« Er packte Felia an ihrem Kleid und hielt sie aus dem Fenster. »Nein!«, schrie ich und sprang aus dem Bett. Kurz bevor ich ihn erreicht hatte, wurde mir der Boden unter den Füßen weggerissen. Ich schlug auf dem harten Boden auf und keuchte. »Bitte nicht!«, flehte ich und rappelte mich auf. Tränen sammelten sich in meinen Augen. »Ihr habt die falsche Wahl getroffen, meine Königin.« Viktors Gesicht verzog sich zu einer Fratze, als er mir tief in die Augen sah und Felia losließ. »Nein!«, schrie ich ein weiteres Mal. Ungehindert liefen mir die Tränen über die Wangen und ich konnte den Aufschlag von Felias winzigem Körper auf dem harten Boden spüren. Sie war tot. Viktor hatte sie umgebracht! Ich schluchzte auf und krümmte mich zusammen. Viktor kniete sich neben mich, packte mich fest bei den Haaren und zwang mich ihn anzusehen. »Das, meine Königin, war erst der Anfang!«

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt