Part 46

11.9K 650 26
                                    

Viktorias POV:

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief Harold noch immer tief und fest. Ich befreite mich aus seiner Umarmung und nahm mein Kleid, bevor ich mich im Waschraum umzog und meine Haare zu einem Zopf flocht. Felia war bei Louis und Penelope. Ich hoffte, dass es ihren nichts ausgemacht hatte, sie auch über Nacht bei sich zu behalten. Doch auch wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte ich nichts dagegen tun können. Es wäre ein langer Fußmarsch, bis ich zu ihrem Schloss kommen würde. Ich strich Harold noch einmal durch die wilden Locken, bevor ich hinunter in die Küche ging und mir einen Korb aus einem Wandschrank nahm. Dazu legte ich ein kleines Messer und einige kleine Holzschalen. Schon lange hatte ich den Wunsch gehabt, einen eigenen, kleinen Kräutergarten anzulegen. Zwar hatte Harold dem nicht zugestimmt, doch ich glaubte kaum, dass es ihm etwas ausmachen würde. Ich passierte das große Tor zu Harolds Schloss und tauchte in die Tiefen des Waldes ein. Die Sonne wurde durch die dichten Bäume verdeckt und ich atmete erleichtert die frische Luft ein. Die kühle Luft war eine angenehme Erfrischung bei den warmen Temperaturen des Sommers. Meine nackten Füße streiften das kühle Gras. Ich atmete die frische Luft ein. Ein herrliches Gefühl. Nach kurzer Suche fand ich schon die erste wild wachsende Petersilie. Darauf folgte Minze und Löwenzahn. In meinen Gedanken stellte ich mir vor, wie ich in der Küche stand und einen leckeren Sirup herstellte. Felia würde er bestimmt auch schmecken. Sie liebte alles was süß war. Egal ob Äpfel, Birnen oder Himbeeren. In einer etwas sumpfigeren Region fand ich große Steinpilze. Ich nahm das kleine Messer heraus und schnitt sie an den Stilen ab, bis ich ein Geräusch hörte. Es hörte sich an wie das Knacksen eines Zweiges und plötzlich hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Unbehagen breitete sich in mir aus und ich wandte mich zum Gehen. Als ich erneut das Knacken hörte, beschleunigte ich meinen Schritt und lief zurück zu Harolds Schloss. »Wo warst du?«, fragte Harold und ich zuckte zusammen, als ich die Eingangshalle betrat. Erschrocken griff ich mir an die Brust und atmete erleichtert aus. Seine Hand legte sich auf meinen Arm. »Ich war im Wald«, keuchte ich und stellte den Korb auf dem Boden ab und warf mich in seine Arme. Zuerst war er etwas verwirrt, doch dann legte er seine Arme um mich und bettete seinen Kopf in meiner Halsbeuge. »Was ist passiert?«, fragte er und drückte mir einen Kuss auf den Hals. »Da war etwas«, murmelte ich. Meine Muskeln begannen sich zu entspannen und ich schloss kurz die Augen. »Es hat mich beobachtet, Harold. Ich habe seine Blick auf mir gespürt.« »Beruhige dich. Es war bestimmt nur ein Tier«, versuchte Harold mich zu beruhigen. Ich nickte und atmete noch einmal tief ein, bevor ich mich aus Harolds Umarmung löste und mit dem Korb in meine Kräuterküche ging. »Was hast du eigentlich im Wald gemacht?« Harold schien mir gefolgt zu sein, weshalb ich mich umdrehte. »Ich habe nur einige Kräuter gepflügt, damit sie trockenen können. Du hast noch geschlafen und ich wollte dich nicht wecken.« Er nickte verstehend. »Ist Felia eigentlich noch bei Louis und Penelope?«, fragte ich, nachdem ich den Korb geleert hatte und die Kräuter in kleinen Bündeln an der Decke befestigt hatte. »Ja, das ist sie«, raunte Harold hinter mir und schlang seine Arme um mich. »Willst du sie nicht wieder holen?« Er schüttelte den Kopf. Ich verbringe lieber noch etwas Zeit mit dir. Wir könnten uns ein Bad einlassen«, flüsterte er und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Sein Vorschlag gefiel mir gut, doch auf der anderen Seite wollte ich Louis und Penelope nicht Felia überlassen, nur, damit Harold und ich ein Bad nehmen konnten. »Ich weiß nicht.« »Sie haben bestimmt nichts dagegen.« Zustimmend nickte ich und löste mich von Harold, bevor ich hinunter ging und frisches Wasser aus dem Brunnen holte.

»Beantwortest du mir einige Fragen?« Ich sah zu Harold, der noch immer vollständig angezogen vor der Wanne stand und auf mich hinunter war. »Natürlich.« Er entledigte sich seines Hemdes und ich schloss die Augen, als seine Hände zum Bund seiner Hose wanderten. Das Wasser bewegte sich und ich sah auf, direkt in Harolds grüne Augen. »Wie alt bist du wirklich?«, fragte ich und lehnte mich an den Rand der Wanne. »Sehr alt«, murmelte Harold und strich mit seiner Hand über meine Beine. »Du wirst einen alten Greis heiraten.« Er lachte und auch ich fiel mit ein. Es war einfach schön, mit Harold in einer Wanne zu sitzen. Es war entspannend. Und er konnte nicht so schnell weglaufen, wie das letzte Mal, als ich ihn gefragt hatte, wie man zu einem Vampir wurde. Ich überlegte, ob ich ihm dieselbe Frage noch einmal stellen sollte. Es war reine Neugier. Obwohl mich der Gedanke verletzte, dass er nicht wollte, für immer mit mir zusammen zu sein. So wie ich es verstanden hatte, alterten Vampire nicht. »Ich warte immer noch auf eine richtige Antwort«, sagte ich und griff nach seiner Hand, die auf meinem Beim lag. »Nun«, begann er und strich sich mit der anderen Hand durch die wilden Locken, »verwandelt wurde ich mit 21 Jahren. Ich kam mit meinem neuen Vampir-Dasein nicht zurecht, weshalb mich Louis aufnahm. Er war ein Fürst, weshalb ich Kontakt zum König der Vampire bekam. Er machte mich zu seinem Vertrauten und als nach drei Jahrhunderten, wie jedes Jahrhundert zuvor, die Wahl zum König der Vampire bevorstand, erhob ich Anspruch auf den Thron, genau wie Viktor.« Viktor. Dieses Wort ließ mir einen Schauer über den Rücken kriechen. »Deswegen mag er dich nicht«, mutmaßte ich und sah an die Decke. Als sich seine Hand auf meinem Bauch legte, sah ich wieder zu ihm. Seine Hand strich auf und ab. »Ja, genau deswegen«, murmelte er und kam mit seinem Gesicht immer näher. Dann drückte er seine Lippen auf meine. »Ich will ein Kind«, sagte er und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge.

Dark LoveWhere stories live. Discover now