Part 69

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Harolds POV:

Ich konnte das Schauspiel nicht länger mit ansehen. Vor meinem inneren Auge sah ich Viktoria, wie sie mir ein kleines, gesundes Mädchen schenkte. Ich wandte mich ab und setzte mich auf die Treppen vor dem Haus. Ich konnte es nicht glauben, welche Qualen ich Viktoria bereitete. Sie half den Frauen ihre Kinder auf die Welt zu bringen, und selbst wusste sie, dass sie nie das gleiche Glück ereilen wird. Sie würde kinderlos bleiben, wenn sie weiterhin bei mir bleiben würde. Wieder schrie Marie, doch dann folgte ein erneuter Aufschrei. Von meiner Frau. Ich eilte in das Haus und sah meine Frau, wie sie entsetzt und zitternd ein kleines Geschöpf in den Händen hielt. Selbst auf der Ferne konnte ich erkennen, dass es nicht atmete. Der kleine Körper hing schlaf in ihren Armen. Die Augen waren weit aufgerissen. »E-es-«, stotterte Viktoria und zitterte am ganzen Körper. Ich packte sie an der Schulter. »Es wird alles gut«, sagte ich schnell, da ich wusste, wie sehr sie dieses Ereignis mitnehmen würde. »Es ist an einem besseren Ort.« »E-es ist t-tot!« In ihren Augen bildeten sich Tränen und ich konnte die entsetzten Aufschrie der Eltern erkennen. Nikolas trat neben mich. Auch ihm standen Tränen in den Augen. »Nein!«, murmelte er. Ich packte ihn an den Schultern. »Du musst jetzt stark sein! Für deine Frau!« Wie benommen nickte er und sah auf das leblose Kind hinab. Dann nahm er es Viktoria aus den Armen und setzte sich zu seiner Frau. Viktoria stand da, wie zu einer Salzsäule erstarrt. Ich zog sie an mich und hielt sie, als ihre Beine nachgaben. Sie schrie auf. »Es-es t-tut mir so-o leid«, schluchzte sie. »Geh einfach«, sagte Nikolas traurig. Ich trug meine Frau aus dem Haus und zu unserem Schloss. »Es ist tot«, murmelte sie immer wieder und die Tränen liefen wie kleine Bäche ihre Wangen herab. »Es ist nicht deine Schuld. Es ist jetzt an einem besseren Ort.« Sie schüttelte den Kopf. »Du lügst!«, schrie sie und wand mich aus meinem Griff. »Ich hätte es r-retten können!« »Liebling, es ist nicht dei-« »DOCH!«, schrie sie und sank in die Knie. »Es war meine Schuld! Ich hätte es retten können!« »Viktoria, sieh mich an«, sagte ich ruhig und nahm ihren Kopf in meine Hände. Ihre Augen waren gerötet und immer weiter liefen die Tränen ihre Wangen hinab. »Es ist jetzt an einem besseren Ort.« Sie lehnte den Kopf an meine Brust und schluchzte auf. »Ich habe versagt. Ich hab es nicht retten können.« Sanft wiegte ich sie hin und her. »Du konntest nichts dagegen tun. Es sollte nicht so sein.« Immer weiter schluchzte sie, bis sie sich beruhigt hatte. Bis zum späten Abend hatte sie in ihrem Turm gesessen und in die Ferne gesehen.

Viktorias POV

»Gerade laufen«, rief Harold und ich bog den Rücken durch. »Kinn nach oben. Du darfst nicht auf den Boden sehen.« Innerlich seufzte ich und reckte den Kopf in die Luft. »Schon besser«, lobte er mich, als ich den Weg von der Tür, bis zu seinem Thron überstanden hatte. »Schau nicht auf den Boden! Du bist bald Königin und stehst über den Menschen, nicht unter ihnen.« Ich nickte und stemmte die Hände in die Hüften. Noch immer spukten die Bilder des toten Kindes in meinem Armen durch meinen Kopf. Es waren erst wenige Tage vergangen, und ich hatte Marie noch immer keinen Besuch abgestattet. Ich hoffte, es ging ihr gut. »Viktoria«, sagte Harold und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Verzeihung«, murmelte ich und widmete ihm wieder meine Aufmerksamkeit. »Du bist mit deinen Gedanken ganz wo anders, habe ich Recht?« Ich nickte nur und sah zu Boden, obwohl Harold mit gesagt hatte, ich sollte es nicht tun. Es war so demütigend, dass ich dem Kind nicht hatte helfen können. Ich fühlte mit den Eltern. Sie hatten ihr erstes Kind verloren. Harold seufzte und trat einen Schritt zurück. »Viktoria, ich bitte dich. In wenigen Tagen ist deine Krönung.« »Ich weiß«, hauchte ich und spielte mit meinen Fingern. Erneut seufzte er. »Weißt du noch, worüber du deine Ansprache halten wirst?« »Ja, darüber, dass ihr versuchen sollt, euch von Tierblut zu ernähren.« Ich schüttelte mich bei der Vorstellung. »Richtig.« »Woran werde ich merken, ob ihnen dieser Vorschlag gefällt?« »Nun, entweder sie jubeln, oder sie wünschen dir den Tod.« Ich schluckte und sah zu Harold auf. »Vielleicht sollte ich mir etwas anderes überlegen«, murmelte ich und lief im Raum umher. »Nein, Viktoria. Das ist eine sehr gute Idee. Um ehrlich zu sein habe ich auch schon einmal daran gedacht, doch hatte kleinen Grund gesehen diese Idee zu verwirklichen. Doch nun habe ich dich und ich könnte es nicht einmal ertragen, wenn dir auch nur ein Haar gekrümmt würde.« Ich lächelte und lief auf Harold zu. »Du bist ein großartiger König.« Meine Arme schlangen sich um ihn und ich drückte meine Lippen auf seine. »Ich liebe dich, Harold.« »Ich liebe dich auch, Liebste.« Ich lächelte und löste mich von ihm. »Und jetzt noch einmal.« Harold lächelte provokant und war binnen einer Sekunde am anderen Ende des Saals. Ich seufzte und lief auf ihn zu, den Kopf absichtlich auf den Boden gerichtet und die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Viktoria, zwing mich nicht zu dir zu kommen«, knurrte Harold, doch ich lächelte nur und lief weiterhin durch den Saal. »Viktoria!« Mit eiligen Schritten lief ich auf die große Saaltür zu und rannte durch die Flure. »Viktoria, das ist nicht lustig«, rief Harold. Ich lachte laut auf und bog um eine Ecke, entlang der vielen Vasen und Gemälden an den Wänden. Ich versteckte mich in einer Nische und wartete darauf, Harold an mir vorbei eilen zu sehen. Doch nichts geschah. Nach einigen Minuten machte ich mich auf den Weg zurück in den Thronsaal. Ich blickte hinter mich, bis ich plötzlich gegen etwas lief. Harold grinste mich an. »Was man gefunden hat, darf man auch behalten«, lachte er, hob mich auf seine Schulter und lief in unser Schlafgemach. »Harold, was?«, fragte ich, doch da ließ er mich auf unserem Bett ab und zog an meinem Kleid.

Dark LoveWhere stories live. Discover now