Part 75

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Harolds POV:

Ich saß in meinem Arbeitszimmer und ließ meinen Blick über die Papiere vor mir auf dem Tisch schweifen. Viktoria wurde nun von den meisten Adligen respektiert, doch vor einem Vampir in der Vampirnacht war niemand sicher. Ich spielte mit dem Gedanken sie weit fort zu schicken. Einen ganzen Tagesmarsch von hier, doch ich vermutete, dass mir die Zeit dazu fehlen würde. Das brennende Gefühl in meiner Kehle verstärkte sich, doch es war noch nicht so schlimm, mich auf Viktoria stürzen zu müssen. Ich trank einen Schluck Wein, in der Hoffnung es würde den Durst stillen, doch das gleiche, unangenehme Brennen war zu spüren. Ich schob die Papiere zusammen und rückte den Stuhl nach hinten, bevor ich mich streckte und mich auf den Weg zu Viktoria machte. Sie bemerkte mich nicht, als ich unser Gemach betrat. Ihr Blick war starr in die Ferne gerichtet, als suche sie nach etwas. Ich ließ mich neben ihr auf das Bett sinken und berührte sanft ihren Arm. »Was ist los, meine Schöne?« Sie zuckte zusammen und ihr Kopf schoss zu mir. »Es ist nichts«, murmelte sie und lehnte den Kopf gegen meine Schulter. »Es war ein anstrengender Tag für mich.« Heute hatte sie sie erneut um die Sorgen und Nöte der Frauen gekümmert. Am späten Nachmittag war sie in ihr Dorf gegangen, um einem kleinen Jungen den Kopf zu verbinden, welcher beim Spielen gestürzt war. Ich zog mir das Hemd über den Kopf und legte mich neben sie. Viktoria bettete ihren Kopf auf meiner Schulter und war in Sekundenschnelle eingeschlafen. Ihr gleichmäßiger Atem beruhigte mich, doch mit jeder Minute stieg mein Durst an. Morgen Nacht würde es so weit sein. Ich würde mein Verlangen nach Blut wieder stillen können. Nach so langer Zeit. Ich schloss die Augen und versuchte etwas schlaf zu finden, doch der Durst hielt mich wach. Viktoria bewegte sich im Schlaf und wandte mir den Rücken zu. Von ihr ging ein so köstlicher Duft aus. Sie hatte süßes Blut und ich konnte regelrecht spüren wie es unter ihrer Haut floss. Ich müsste nur die Haut durchbohren und schon würde mir ihr warmes, süßes Blut ... Ich erschauderte bei meinen eigenen Gedanken und wich von ihr weg, bevor ich ganz aus dem Bett aufstand und mich in ihr altes Gemacht legte. Das Bett war so kalt ohne sie. So trostlos und leer. Es fehlte die zweite Hälfte neben mir.

Ich breitete die große Decke über dem Sack Stroh aus, welcher in der Ecke des Verließ stand. »Ich hoffe ich kann es euch beiden wenigstens so etwas gemütlicher machen.« Meine Frau stand in der Mitte des Raumes und sah sich verängstigt um. »Für eine Nacht wird es schon gehen. Nur bitte lass uns auch wieder hier raus.« Sie lächelte und wiegte Felia auf ihren Armen hin und her. Auch sie schien fürchterliche Angst vor dem kleinen, muffigen Raum zu haben. »Morgen früh wird alles wieder so sein wie früher, das verspreche ich dir.« »Das weiß ich, Harold«, murmelte sie und lief die Treppen hinauf. »Ich denke, dass es erst heute Abend losgehen wird. Aber lieber etwas früher, als zu spät.«

Viktorias POV:

Ich legte einen Laib Brot in den Korb, dazu noch ein Stück Käse. Dass ich diese Nacht nicht schlafen würde, war mir gewiss. Der enge, kalte Raum war mir unheimlich gewesen. Ich wusste, dass Harold dies nur zu meinem Schutz tat, doch es graute mir zu wissen, wie er über wehrlose Tiere herfallen würde. Ihr Blut trinken ... Harold umklammerte den Kelch in seiner Hand fester. »Es wird immer schlimmer«, keuchte er und stellte den Kelch auf dem Tisch ab. »Es wird Zeit.« Ich nahm Felia auf den Arm und den Korb in meine frei Hand, bevor ich Harold die Stufen hinunter zum Verließ folgte. Felia wurde unruhig. Vor der Tür blieben wir stehen. »Wir sehen uns morgen früh«, versprach Harold und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Seine Augen blitzten. »Viktoria«, knurrte er und kam auf mich zu. Erschrocken wich ich zurück und setzte Felia hinter mir ab. »Harold, bitte pass auf dich auf!« Er knurrte und schlug die Tür zu. Felia begann zu schreien. Harolds Augen starrten mich an. Sie waren rot wie Blut. »Harold«, keuchte ich. Er biss die Zähne zusammen und drehte den Schlüssel im Schloss. »Verlasst das Verließ nicht vor Sonnenaufgang!« Dann reichte er mir den Schlüssel durch das kleine Fester an der Tür und verschwand. Ich wandte mich Felia zu, welche noch immer schrie und versuchte sie zu beruhigen, doch die kalten Gemäuer machten ihr Angst. Nach wenigen Minuten hatte sie sich dann jedoch beruhigt und spielte mit ihrer Puppe. Ich versuchte das Rascheln in den Ecken zu überhören, doch als ich etwas an meinem Fuß spürte, sprang ich schnell auf. Durch den flackernden Schein der Fackeln sah ich in jeder Ecke eine Ratte. Überall huschte und raschelte es. »In wenigen Stunden sind wir hier raus«, versuchte ich mir einzureden und ließ mich auf den Sack Stroh fallen. Nach einer kleinen Mahlzeit lehnte ich mich zurück und starrte an die Decke. Ich hoffte nur, dass all die Dorfbewohner es rechtzeitig in die Kirche geschafft hatten. Weitere Tote hätte ich mir nie verzeihen können. Felia kam auf mich zugelaufen und ich legte sie neben mich. Trotz der Schrecken, die in diesem Raum zu finden waren, schlief ich ein.

Von einem lauten Schlag wurde ich geweckt. Meine Augen öffneten sich. Wieder ein Schlag. Ich richtete mich auf und sah zu der Tür des Verließ. Wieder ein Schlag. »Ist da jemand?«, rief ich, doch in diesem Moment zerbarst die Tür. Ich schrie auf und stellte mich schützend vor Felia. Im Schein der Fackeln konnte ich eine Gestallt erkennen. Sie war groß und muskulös und kam langsam auf mich zu. »Viktoria«, säuselte sie und ich riss erschrocken die Augen auf, als ich erkannte, wer es war. Viktor.

Dark LoveWhere stories live. Discover now