-chapter 4-

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Ich hatte es geschafft. Ich konnte morgens pünktlich aufstehen und mich daraufhin fertig machen, ohne weitere Schwierigkeiten zur Schule gehen und auch pünktlich zum Unterricht erscheinen. Nun saß ich bei Mrs. Williams im Englischkurs und arbeitete gut mit. Der Platz neben mir war wieder frei, was mir nur Recht war. So hatte ich meine Ruhe, wurde nicht abgelenkt und musste mir keine zusätzliche Sorgen machen.
Mrs. Williams musste wegen irgendetwas raus - um zu wissen wohin hatte ich doch nicht so gut zugehört. Jedenfalls wurde es natürlich in der Klasse sofort unruhig und die Schüler fingen an sich zu unterhalten. Probleme damit hatte ich nicht, da ich es halbwegs gut ausblenden konnte, aber als das Mädchen vor mir sich umdrehte und mich ansprach musste ich zuhören. Es war das Mädchen, das mit mir auch ein paar andere Kurse teilte und mir den Weg zum Sekretariat gezeigt hatte. „Hey Sydney", begrüßte sie mich nett. „Hey..?", gab ich fragend zurück. „Oh stimmt, hab mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Haylie", sagte sie mit einer Fröhlichkeit, die mich an meine Mom erinnerte. Dieser Fakt ließ mich ein wenig schmunzeln. „Also Sydney, hast du Lust nachher mit uns in die Cafeteria zu gehen?", fragte sie. Ich ring mit mir selber...zum Einen wollte ich so wenig Kontakt mit anderen haben und zum Anderen schien mir Haylie sehr nett.
Letztendlich lehnte ich ab. Zwar wollte ich eigentlich in die Cafeteria, aber nun konnte ich nicht mehr dahin. Haylie schaute ein wenig überrascht und auch ein wenig enttäuscht, was mir Leid tat, aber ich wollte auf keinen Fall wieder verletzt werden.

Mrs. Williams kam einige Minuten später wieder und machte ihren Unterricht weiter. Nach der Stunde trottete ich zu meinem Spind, um meine Englischbücher reinzuwerfen. Ich schlug den Spind wieder zu und bewegte mich Richtung Ausgang. Eigentlich hatte ich vor mich irgendwo draußen hinzusetzten, allerdings entdeckte ich vor dem Ausgang die Bücherei. Ich schaute mich kurz um und betrat sie dann. Ein angenehmer und wohliger Geruch lag in der Luft und ließ die Atmosphäre ruhig wirken. Es war komplett still und bis auf ein paar vereinzelten Schülern, die lernten, saß hier niemand. Irgendwie fühlte ich mich hier sehr wohl. Ein stiller Ort zwischen all den Fluren, in denen Geschrei und Gerede herrschte. Ich bog um ein hölzernes Regal und fand eine gemütliche Couch. Bevor ich mich setzte, nahm ich mir irgendein Buch aus dem Regal. Auf der gemütlichen Couch sitzend blätterte ich einfach durch das Buch und überflog ein paar Seiten, auf denen mir Wörter ins Auge fielen. Ich war gerade so sehr in eine Stelle vertieft, dass ich nicht bemerkte, dass jemand vor mir stand. Erst als sich dieser jemand neben mich setzte und ich die Bewegung durch das Setzten spürte, bemerkte ich ihn. „Hast du keine Freunde?", fragte er lachend. Nein hatte ich tatsächlich nicht, so wie es aussah. „Und das interessiert dich wieso?", gab ich schnippisch zurück. Er hob die Hände und seine Augenbrauen hoch. „Naja normalerweise werden Mädchen wie du doch sofort von sämtlichen Mädchen und Jungs umschwärmt", antwortete er. „Wie soll ich das erklären...möchtest du gehen oder soll ich?", sagte ich mit einem gespielt genervten Ton. „Was?", fragte er nun verwirrt. „Fein, ich habe keine Lust mich mit dir zu unterhalten. Also lass mich in Zukunft zu frieden", sagte ich, klatschte auf meine Oberschenkel und erhob mich. Mit einem gekünstelten Lächeln schaute ich Aiden ein letztes Mal an und kehrte ihm dann den Rücken zu.

Somit betrat ich wieder den lauten Flur und durfte mich zwischen den Schülern durchschlängeln. Ich kam an der Cafeteria vorbei und fasste einen Entschluss. Ich stellte mich in der Schlage an und wollte mir ein wenig Essen holen. Dabei spürte ich einige Blicke auf mir, die mich ein wenig nervös machten. Im nächsten Moment war ich aber auch schon dran und verdrängte dieses Gefühl.
Mit einem Sandwich und einem Trinkpaket suchte ich mir einen Platz. Anscheinend waren Haylie und ihre Freundinnen nicht mehr hier, weshalb ich nach einem Einzelplatz Ausschau hielt. Gerade fand ich einen, als ich durch ein Gewicht auf meiner Schulter zusammenzuckte. Irgendein Typ hatte seinen unnormal schweren Arm auf mich gelegt und guckte mich so komisch an. „Hey Süße, heute schon was vor?", fragte dieser Typ. Bevor ich etwas antworten konnte, hörte ich eine tiefe Stimme hinter uns. „Lass sie in Ruhe Jackson oder kannst du nicht sehen, dass sie sich unwohl fühlt", sagte Aiden zu diesem Jackson. Ungläubig starrte ich ihn an. „Ich brauche deine Hilfe nicht", zischte ich und wendete mich wieder an Jackson. „Nein ich habe heute nichts vor und nein ich werde weder mit dir auf ein Date gehen, mit zu dir nach Hause oder mit dir schlafen", erklärte ich ihm wieder mit diesem gekünstelten Lächeln und einer viel zu hohen Stimme. Eine Sekunde darauf ließ ich mein Gesicht komplett locker und funkelte ihn wütend an. „Und jetzt nimm dein Arm bitte von meiner Schulter". Jackson schaute mindestens genau so sauer und als ich an ihm vorbei lief hörte ich ihn „Fette Schlampe", murmeln. Nach außen hin wirkte ich vielleicht selbstbewusst, aber solche kleinen Worte wie diese können sehr viel in mir auslösen. Ich starrte auf das Sandwich und wurde vor dem Tisch langsamer. Nun funkelte ich das Sandwich böse an. Ich biss einmal herzhaft rein und tat es dann samt dem Trinkpäckchen weg. Verletzt verließ ich die Cafeteria und wollte eigentlich zu meinem Spind, aber vorher wurde ich wieder aufgehalten. „Oh man Aiden verstehst du es wirklich nicht?! Lass mich doch endlich in Ruhe! Ich will weder mit dir noch mit irgendwem anderen hier reden", schrie ich und verstummte somit den gesamten Flur. Ich blinzelte ein paar Mal, bis ich bemerkte, dass meine Sicht verschwommen wurde. Erschrocken über die Tatsache, dass ich gerade fast geweint hatte, drehte ich mich auf dem Absatz um und stapfte zu meinem Spind. Mit Aidens Blick in meinem Rücken ließ ich ihn hinter mir, ohne zu wissen, was er von mir wollte.

In der nächsten Stunde hatten wir Sport. Normalerweise hatte ich keine großen Schwierigkeiten mit dem Fach, aber manche Sachen machten für mich einfach keinen Sinn. Besonders sportliche Leute bekamen sowieso eine gute Note und Leute, die in ihrer Freizeit eher andere Interessen verfolgen, anstatt in ein Fitnessstudio zu gehen, zu trainieren oder eine andere Sportart zu machen, haben dementsprechend meistens schlechtere Noten. Ich mag vielleicht übertreiben, aber das fand ich unfair. Mit diesen Gedanken zog ich gerade meine Runden auf dem Platz und bekam ab und zu merkwürdige schwarze Ränder um meine Sicht. Ich schüttelte ein paar Mal mein Kopf und hatte im nächsten Moment Aiden neben mir laufen. „Ich bin dein Nachbar, so schnell wirst du Kratzbürste mich nicht los", sagte er selbstsicher. Ohne ihm zu antworten lief ich einfach weiter, genau so wie er. Die Tatsache, dass er mich Kratzbürste genannt hatte, blendete ich aus. „Hey geht's dir gut? Du schnaufst ja richtig", fragte er und ich meinte eine Besorgtheit aus diesem Satz zu hören. Nun redete ich doch: „Mir geht es hervorragend, ich brauche nur kurz etwas zu trinken". Mit diesen Worten flitzte ich zu den Bänken und trank mehrere Schlücke aus meiner Wasserflasche. Haylie kam einen Moment später zu mir. „Hey, ich hab dich ein wenig beobachtet. Wenn es dir nicht gut geht, kann ich Bescheid sagen, dass du nach Hause gehst", sagte sie und legte ihre Hand auf meine Schuler. Ich lächelte sie an und sagte: „Ja das wäre nett. Wahrscheinlich tut mir die Sonne gerade nicht so gut". Sie nickte, verabschiedete sich schnell und ging wieder zu den anderen. Ich schnappte meine Tasche und machte mich auf den Weg nach Hause.

„Willst du mitfahren?", ertönte eine Stimme neben mir. „Aiden?", fragte ich verwirrt. „Ja?" „Also, zum Einen solltest du noch in der Schule sein und zum Anderen... hab ich mich nicht richtig ausgedrückt oder bist du schwerhörig? Also nein ich möchte nicht mitfahren", meckerte ich ihn an. Er lachte nur und erwiderte: „Also, zum Einen ist mir das komplett egal und zum Anderen fahre ich eh nach Hause und kann dich da auch direkt mitnehmen. Außerdem ist es verdammt heiß heute und du willst doch keinen Hitzschlag bekommen. Also steig ein oder ich bring dich dazu",  sagte er grinsend. Entgeistert schaute ich ihn an. Ich biss auf meine Lippe und überlegte, während ich weiterlief und er neben mir herfuhr. Mit einem Augenverdrehen meinerseits und einem siegessicheren Grinsen seinerseits, stieg ich ein und fuhr mit ihm nach Hause.

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Hey Leute,
an alle die Weihnachten feiern, wünsche  ich noch schöne Feiertage und an alle anderen noch ein schönes Wochenende <33
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :))

The fear of loveWhere stories live. Discover now