-chapter 6-

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Unter Schock starrte ich auf die Arme, die sich von hinten um mich herum gelegt hatten. Der Geruch von diesem Menschen war intensiv und  verlieh mir ein Gefühl der Sicherheit. Aber es war definitiv nicht Mason. Ich wollte es vielleicht glauben, dass er es war, doch es wäre unmöglich. Mit diesem Gedanken sprang ich hektisch auf und blickte der Person in die Augen. Das stechende Blau meiner und das strahlende seiner trafen aufeinander.
Aiden.
„Was willst du hier? Bist du ein Stalker oder was!?", schrie ich ihn an. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich und er kam auf eine komische Art und Weise näher. „Jetzt pass mal auf! Ich wollte dir lediglich helfen, da du die Aufmerksamkeit der ganze Umgebung durch dein Geschrei bekommen hast", erwiderte er und baute sich vor mir auf. Verschreckt trat ich ein paar Schritte zurück. Er hatte wohl meine Reaktion verstanden, denn seine Gesichtszüge wurden weicher und er ging selber ein paar Schritte zurück. „Komm mit", sagte er jetzt und kehrte mir seinen Rücken zu. Er nahm meinen Rucksack und guckte über seine Schulter wieder in meine Augen. „Wohin?", fragte ich misstrauisch. „Nach Hause", sagte er nur und lief in die Richtung, aus der ich auch kam. Es verwunderte mich immer noch, wie er mich gefunden hatte und warum er mir überhaupt helfen wollte.
Aiden war schon einige Meter vor mir, weshalb ich ihm hinterher eilte. Er schaute gerade auf sein Handy und grinste. „Was grinst du so?", fragte ich ihn, aber ich bezweifelte, dass er mir irgendwas sagen würde. „Nichts besonderes", antwortete er und somit bestätigte sich mein Gedanke. Stillschweigend liefen wir nebeneinander her und kamen der Stadt näher. Die Waldgeräusche vermischten sich wieder mit den Geräuschen der Straßen. Schon nach kurzer Zeit standen wir am Ausgang des Waldes und liefen zu seinem Auto, das auf einem Parkplatz stand. Das ganze Geschehen ergab für mich keinen Sinn, doch ich stieg ein und fuhr mit ihm nach Hause. Es war die selbe Situation wie gestern. Wir standen wieder in seiner Einfahrt und ich wollte zu mir gehen. Ich wurde allerdings von ihm aufgehalten, da er mich am Handgelenk hielt und mich fragend ansah. „Was ist los?", fragte ich. „Das Auto von deiner Mom ist noch nicht da und gestern warst du auch alleine zu Hause", erklärte er. „Und?", hakte ich nach. Daraufhin sagte er: „Und dann kannst du ja auch kurz mit rein". Ohne richtig nachzudenken nickte ich und folgte ihm in das Innere des Hauses. Er legte meinen und seinen Rucksack auf eine Kommode und zog seine Schuhe aus. Ich tat es ihm gleich und folgte ihm wieder. Eine nettaussehende Frau saß auf einer großen Couch und guckte überrascht und irgendwie auch fröhlich. „Oh Aiden, du hast Frauenbesuch?" „Mom, sie ist nur eine Freundin", sagte er genervt. Dieser Satz löste ein Glücksgefühl in mir aus. Wir kannten uns kaum und er nannte mich eine Freundin. Das ich dieses Gefühl hatte, verstand ich wiederum nicht, da ich eigentlich niemandem näher kommen wollte. Aber was sollte ich machen. Er kommt ja immer zu mir und vielleicht -ganz vielleicht- wäre Ablenkung durch einen Freund ja gut. „Hallo, ich bin Sydney. Ich wohne nebenan und gehe mit Aiden auf eine Schule", sagte ich freundlich. „Na dann, habt viel Spaß". Ich sah im Augenwinkel, wie Aiden seine Augen verdrehte. „Komm", flüsterte er und ging mit mir im Schlepptau in die Küche. „Pizza?", fragte er und wieder nickte ich ohne nachzudenken. Aiden schnappte sich den Karton und wir gingen zusammen in sein Zimmer. Ein wenig schüchtern stand ich im Raum und setzte mich schließlich auf den Sessel, auf dem Jackson gestern saß. Aiden reichte mir den Pizzakarton und ich nahm mir ein Stück. „Sag mal, wer war das gestern hier alles", fragte ich neugierig. „Naja Jackson kennst du ja schon und der Rest ist auch auf unserer Schule", erklärte er und aß dabei seine Pizza. „Jackson also... und warum sehe ich die andere nie?", fragte ich ihn weiter aus. „Ja Jackson. Wir hatten zwar eine Meinungsverschiedenheit, aber wir sind trotzdem befreundet. Der Rest hat meist keinen Bock auf Schule und deswegen kommen sie auch nie". Ich beließ es dabei und verhaute meine Pizza. Aiden schaute wieder auf sein Handy, tippte kurz etwas und grinste wieder. Ich zog meine Augenbrauen nachdenklich zusammen, sagte aber nichts, da ich schon genug fragte. „Aiden hast du-", kam es von der Tür, in der Haylie stand. „Sydney? Ich wusste gar nicht, dass du hier bist", sagte sie überrascht. „Warte bist du-?", wollte ich fragen, doch sie war schneller: „Ja ich bin seine Schwester, leider". Gegen Ende hin flüsterte sie und ich schmunzelte. „Ich geh dann mal... ah ne, Aiden hast du mein Aufladekabel?", stellte sie ihre Frage. „Nein hab ich nicht. Wohin gehst du?" „Freunde", antwortete sie nur und schloss die Tür hinter sich, als sie das Zimmer verließ. „Ich habe euch nie zusammen gesehen", stellte ich fest. „Ich weiß. Sie ist meistens bei ihren Freunden und ich bei meinen", sagte er schulterzuckend.

Die ganze nächste Stunde unterhielt ich mich mit ihm, doch es herrschte auch oft eine unangenehme Stille.
„Ich- ähm ich sollte gehen", sagte ich deshalb schnell und stand auf. Er nickte und begleitete mich stumm bis zur Tür. „Ich kann dich morgen mit zur Schule nehmen". Ich nickte, bedankte mich und lief zu meinem Haus.
Der restliche Abend verlief so wie gestern, außer dass meine Mom früher kam. „Hey Mom", begrüßte ich sie. „Hey Schatz, ich möchte dir jemanden vorstellen", sagte sie lächelnd und trat zur Seite. Hinter ihr stand der Mann von gestern und winkte lächelnd. Ich war so wie gestern auch versteinert und brachte nichts aus mir heraus. „Hallo Sydney, ich bin Joe", begrüßte er mich nun. „Hallo", antwortete ich nur und wendete mich wieder an meine Mom: „Ich muss schlafen". In der nächsten Sekunde spurtete ich schon die Treppe hoch in mein Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett und guckte aus dem Fenster. Aiden lag wieder auf dem Bett und telefonierte nun grinsend mit jemandem. Im nächsten Moment war ich eingeschlafen.

Piep piep piep...
Der Wecker riss mich wieder aus dem Schlaf. Ich seufzte und quälte mich aus dem Bett zu meinem Schrank. Heute überlegte ich eine Weile, was ich anziehen sollte. Ich entschied mich für ein weißes T-Shirt und eine blaue, zerschlissene Jeans. Dazu ein kariertes Hemd und eine Kette. Meine Haare ließ ich offen. Um mich zu schminken fehlte mir die Motivation dafür, weshalb ich es sein ließ. Außerdem musste ich mich beeilen, da Aiden mich ja heute abholen würde. Wieso ich zugesagt hatte, war mir ein Rätsel, aber es war besser als Laufen.
Ich nahm meine Bücher vom Schreibtisch und schmiss sie in mein Rucksack. Danach machte ich mir eine Trinkflasche und stopfte sie ebenfalls rein. In der nächsten Sekunde hörte ich von draußen ein Hupen. Schnell schlüpfte ich in meine Sneaker und schulterte meine Tasche. Heute fühlte ich mich besser, als die anderen Tage. Meine Laune und meine Motivation etwas zu tun war höher und im Allgemeinen fühlte ich mich heute einfach besser. Woran das lag konnte ich bis dato noch nicht beantworten.
Aiden lächelte, als er mich sah und das löste ein Gefühl in mir aus, was mir bekannt war und das machte mir Angst. Den Gedanken schob ich aber zur Seite und stieg in das Auto. „Wo ist deine Schwester?", fragte ich. „Die fährt immer mit ihren Freunden und eigentlich nie mit mir", antwortete er und schmunzelte. Ich nickte und wir beide schwiegen, bis wir auf dem Parkplatz der Schule ankamen.

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Hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Danke für die Reads, Kommentare und Votes <3

The fear of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt