-chapter 44-

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Das Gespräch war angenehm. Ich hatte mir Therapie immer anders vorgestellt, aber es war wirklich entspannend mit meiner Therapeutin zu reden. Sie schien mich für nichts zu verurteilen, sondern zu verstehen.
Nach der Stunde hat mich Aiden, wie versprochen, abgeholt und ist mit mir zu dem See gefahren. Wir hatten alle extrem viel Spaß zusammen und ich konnte meinen Kopf ein wenig frei kriegen, nachdem sie mir von Andrew erzählt hatten. Es war am Anfang ein ziemlicher Schock für mich. Er hatte Jaxon so einfach dabei geholfen mich zu entführen...
Am Ende wurde Jackson in den See befördert und wir hatten alle etwas zu lachen. Es erinnerte mich an mich selber, als Aiden mich rein geschmissen hatte, aber Jackson fand es genau so witzig. Er fror danach ziemlich - was verständlich war - weshalb wir uns dann dazu entschlossen haben nach Hause zu fahren. Es war auch schon ziemlich spät.

„Na komm, Kleine", sagte Aiden lieblich und klopfte auf die Matratze. Glücklich, aber genau so müde, krabbelte ich zu ihm unter die Decke. Er zog mich ganz eng an sich und legte dann die Decke über uns rüber. Ich schloss meine Augen und legte meinen Kopf auf seine Brust. Sein Herzschlag... er war so schnell.
„Mit so einem schnellen Puls kannst du nicht schlafen", lachte ich müde. „Ich kann dir versichern, dass deiner nicht anders ist."
Ich fühlte aus Spaß an meinem Handgelenk nach meinem eigenen Puls, aber er hatte Recht.
„Ich komme einfach nicht darauf klar, dass du wieder hier bist, als wäre nichts passiert."
Ich schaute zu ihm hoch. „Du musst doch nicht weinen", flüsterte ich beruhigend und wischte seine Tränen schnell weg. Ich drehte mich ein Stück weiter, sodass ich direkt auf ihm lag. Ich legte meine Hände an seine Wangen und blickte tief in seine Augen. Er hatte so viel durchgemacht... „Es ist okay, Aid. Ich bin hier. Bitte weine nicht." Er machte einen kläglichen Versuch zu lachen. Traurig erwiderte ich seinen Blick. Dann schlang er seine Arme um meinen Oberkörper und legte meinen Kopf wieder auf seine Brust. Er küsste meinen Haaransatz und nachdem ich meinen Kopf gedreht hatte, küsste er auch meine Stirn, meine Wange und meinen Mund. Ich lag mit geschlossen Augen da und das Einzige, was ich tat, war lächeln. Dabei drückte er mich immer fester und fester. Er hörte nicht auf zu weinen, was mir mein Herz zerriss.
Irgendwann drehte er uns, sodass er auf mir lag. Er küsste mein Kinn und mein Hals. Nachdem er meinen Pullover ein Stück von meiner Schulter schob, küsste er auch diese und dazu noch mein Schlüsselbein. Überall, wo er meine Haut berührte, prickelte sie und wurde ganz warm. Meine Hände wanderten in seine Haare und krauelten seinen Kopf. Immer wieder strich ich sanft über seinen Kopf und versuchte ihn zu beruhigen. Irgendwann lag er still auf meiner Brust. Ich dachte schon, dass er schlief, bis er uns wieder drehte. „Ich möchte dich nicht erdrücken", flüsterte er und gab mir einen letzten langen Kuss. „Ich liebe dich so unendlich, Syd. Ich habe dich so unfassbar vermisst, du hast keine Ahnung", murmelte er in meine Haare. Ich lächelte glücklich und malte mit meinem Finger kleine Kreise auf seine Brust. „Ich habe dich auch vermisst. Du hast keine Ahnung." Er lachte kurz auf, war aber schon schnell wieder still.
„Wie soll ich das jemals wieder gut machen?", fragte Aiden betrübt. „Du trägst doch keinerlei Schuld. Ein „was-wäre-wenn" Spiel bringt hierbei nichts. Wenn man sich diese Fragen das ganze Leben stellt, wird man nur krank davon. Bitte mache dich für nichts fertig."
Es herrscht für einen kurzen Moment Stille.
„Du warst die ganze Zeit so nah. Du warst nur in diesem verdammten Bunker. Du warst so nah", sagte er voller Verzweiflung. „Wenn ich daran denke, was er dir angetan hat... Ich möchte dich in meinem Arm haben und nie wieder loslassen. Ich verspreche dir, dass ich dich niemals verletzen werde. Niemals. Weder körperlich, noch seelisch."
„Bitte denke jetzt nicht zu viel darüber nach. Mir geht es jetzt gut und ich bin bei dir. Ich werde nicht mehr verletzt." Als Antwort atmete Aiden lange ein und aus. Zusätzlich legte er seine Beine über meine. Seine Hand glitt unter den großen Pullover und das T-Shirt und massierte sanft meine Haut. Zufrieden und glücklich rieb ich meinen Kopf weiter an seine Brust und legte meine Hände auf seine Arme. „Ist dir kalt?", raunte er mit sanfter Stimme. Ich schüttelte dem Kopf. „Für's Schlafen kannst du den warmen Pullover auch ausziehen. Sonst schwitzt du doch viel zu viel." Ich zögerte. Es war mir unangenehm, dass er meine Arme dann sehen könnte. „Ich mache das Licht aus." Er streckte seinen Arm und knipste die Nachttischlampe aus. So konnte er es nicht sehen. Die Geste brachte mich fast zum Weinen. Er verstand, was mein Problem war. Diese respektvolle Geste zeigte mir auf ein weiteres, wie perfekt Aiden doch war.
„Ich liebe dich auch."
Er brummte zufrieden und half mir aus dem Pullover heraus. „Du bist und bleibst das hübscheste, schönste, wundervollste und atemberaubendste Mädchen, das ich kenne." Er streichelte meine Arme auf und ab, bis er sich nochmal zu den Nachttisch beugte. „Es ist jetzt zwar dunkel und du siehst nichts... und ich weiß, dass du kein Geburtstagsgeschenk wolltest, aber ich konnte mich nicht zurückhalten."
Dank der Straßenlaterne konnte ich gut erkennen, dass es ein Buch von meiner Lieblingsautorin und ein kleines Schächtelchen war. Ich schaute mit großen Augen zu ihm hoch und machte die Schachtel auf. Dort drin lag eine wunderschöne Kette mit einem Tigeraugenanhänger.
Nun konnte ich meine Tränen auch nicht mehr zurückhalten. „Dankeschön", schniefte ich und küsste ihn sanft. „Möchtest du sie direkt umhaben?" Ich nickte und hielt meine Haare hoch. Nachdem er die Kette um meinen Hals befestigt hatte, legten wir uns in eine angenehme Position zum Schlafen und fielen beide ins Land der Träume.

Am nächsten Tag wachte ich in Aidens Arme auf. Für solche Momente würde ich noch mein Leben lang dankbar sein, denn ich wusste, dass das ein Geschenk war und keine Selbstverständlichkeit. Ich hatte es an meinem eigenen Leibe erfahren.
Wir beeilten uns, da wir verschlafen hatten. Naja... wach waren wir schon lange, aber Aiden wollte mich nicht loslassen, bis wir auf die Uhr schauten. Aidens Mutter gab uns noch schnell Essensgeld und dann hechteten wir zum Auto. Er fuhr trotzdem nicht schneller als sonst. Es war klar, dass er nach dem Unfall nun besonders auf seine Geschwindigkeit achtete.

An der Schule angekommen, mussten wir uns schnell trennen und zu unseren Klassenräumen laufen. Auf dem Weg dahin lief ich in ein Mädchen hinein. Ich entschuldigte mich und half ihr schnell ihre Bücher vom Boden zu sammeln. Danach setzte ich meinen Weg fort. Nur weil ich kein Ärger für's Zuspätkommen bekam, gab ich mir trotzdem Mühe und verhielt mich wie früher. Die Schule sollte normal für mich weiter gehen. Es hatte gestern geklappt, heute würde es klappen und alle darauffolgenden Tage auch.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich für so einfache Sachen, wie zur Schule zu gehen, so dankbar sein konnte. Ich war für alles dankbar, dass vor meiner Zeit mit Jaxon im Bunker passiert ist. Dazu gehörten selbst nervige Lehrer und Schüler, volle Flure und die Warteschlage in der Cafeteria. Ich war einfach glücklich ein normales Leben zu können...

Ich saß gerade im Geschichtsunterricht, als ich auf Toilette musste. Ich durfte natürlich gehen. Anstatt aber sofort auf Toilette zu gehen, lief ich Umwege durch das Gebäude und schaute an den Klassenräumen meiner Freunde vorbei. Keine Ahnung, was mich dazu brachte, aber es war spannender, als Themen zu besprechen, die ich an meiner alten Schule schon hatte. Trotzdem landete ich dann irgendwann in der Toilette.
„Sag mal, verfolgst du mich?", fragte Chloe, die aus einer Kabine zu mir an die Waschbecken kam. „Wieso sollte ich dich verfolgen?" Sie zuckte nur mit den Schultern. Ihr Blick fixierte mich durch den Spiegel. Sie schaute an meinem Körper herab. „Wenn du jetzt irgendetwas sagen möchtest, spare es dir, ich weiß es selber", bemerkte ich genervt. „Sei doch nicht so empfindlich. Ich habe dich nur angeguckt." Sie trocknete ihre Hände ab und lehnte sich ans Waschbecken. „Ist noch etwas?", fragte ich sie. Sie zuckte erneut mit den Schultern. „Ich frage mich nur-", wollte sie sagen, doch wurde unterbrochen.
Ich schreckte zusammen und schob Chloe schnell zurück in eine Kabine, als ein Knall ertönte und kurz darauf der Alarm für einen Amoklauf startete.

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Es wird interessant :))
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, das nächste kommt direkt morgen.
Lasst gerne Feedback da <3

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