-chapter 28-

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Ich hatte meine letzte Stunde frei und konnte somit nach der Mittagspause nach Hause. Alle anderen hatten noch Unterricht, während ich lächelnd durch die Flure zum Ausgang lief. Dass ich jetzt von drei Mädchen in die Toilette gezogen wurde, hatte ich definitiv nicht erwartet. Doch genau das war der Fall...
Ich wurde grob am Arm gepackt und von einem Mädchen mit ihrem Arm an meinem Hals an die Wand gedrückt. „Seid ihr bescheuert, was soll das!?", fragte ich sie in einem aggressiven Ton. Es war das Mädchen aus der Cafeteria... „Ah sorry, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt", zwitscherte sie, während sie mir weiterhin mit einem Todesblick in die Augen starrte. „Ich bin Chloe und du definitiv unerwünscht", sagte sie und bewegte mich zum Nachdenken. „Was meinst du damit? Wenn ich unerwünscht bin, lass mich doch einfach los", blaffte ich zurück. Sie lächelte kurz, um dann noch viel wütender zu gucken. „Ich meine damit, dass du dich von Aiden fern halten sollst. Wenn ich ihn nicht haben kann", sagte sie und kam näher „kann es niemand." Ich grinste über diesen Satz und verbarg es auch nicht. Das fand Chloe aber nicht so witzig. Ihre Augen blitzten auf und ihre Hand schnellte in die Höhe, die mir eine deftige Ohrfeige verpasste. Ich drehte meinen Kopf wieder zu ihr und pustete einzelne Strähnen aus meinem Gesicht. „Darum geht es also... du bist einfach nur eifersüchtig", provozierte ich weiter, was sich als Fehler herausstellte. Sie zog mich an meinen Haaren runter und schlug meine Nase auf ihr Knie. Ich fiel zu Boden und fühlte, wie das Blut heiß aus meiner Nase lief. Ich hob meine Finger, wischte über die Stelle und hielt es vor meine Augen. Wütend wollte ich mich aufrichten, doch sie sagte einen Satz, der mich verharren ließ: „Oh armes Ding. Musst du jetzt zu Mommy und Daddy rennen und heulen." Sie sagte es mit voller Verachtung und der Fakt, dass ich mich nie wieder bei meinem Dad ausheulen konnte, versetzte mir einen erneuten Schlag ins Gesicht, der aber nicht physisch war. „Das wird dir noch Leid tun", raunte ich und schaute langsam zu ihr hoch. Triumphierend schaute sie zu ihren Freundinnen, die wie brave Hündchen neben ihr standen und bisher kein einziges Wort herausgebracht hatten. „Mein Dad ist tot du Bitch", sagte ich bin einer bebenden Stimme und zog ihr ihre Beine weg. Hart viel sie auf den Boden und wimmerte. Das war mir noch nicht genug, weshalb ich auf sie raufkletterte und weiter auf sie einschlagen wollte. Allerdings würde mein Arm zurückgehalten und als ich mich umdrehte, sah ich eine verstörte Haylie vor mir. „Syd", flüsterte sie und schaute zu Chloe runter. Ich befreite mich aus ihrem Griff und schaute nochmal zu Chloe herunter, die so aussah, als würde sie gleich heulen. Ich stürmte aus der Toilette und presste wütend die Luft aus meinen Lungen. Schnaufend lief ich den Flur zum Ausgang entlang und wurde kurz darauf von Haylie eingeholt. „Was war das da gerade?", fragte sie entsetzt. „Nichts wichtiges." „Das sah aber nicht nach etwas nicht wichtigem aus. Jetzt sag schon!", forderte sie mich auf. „Die haben mich in die Toilette gezogen und mich geschlagen!", erklärte ich ihr voller Zorn. „Wieso saßt du dann eben über ihr und oh mein Gott du blutest?!" „Weil sie etwas zu meinem Dad gesagt hat und mein Dad ist... ach nicht so wichtig!", sagte ich, hörte aber sofort auf zu reden. „Egal, erzähle es nur nicht rum okay? Und kein Wort zu Aiden! Ich sag es ihm, wenn er zu Hause ist." Und schon stürmte ich aus dem Gebäude raus und ließ Haylie alleine dort stehen. Ich versuchte immer wieder das Blut wegzuwischen, aber anstatt es besser zu machen, verwischte ich es nur noch mehr in meinem Gesicht. Fluchend stapfte ich durch die Straßen zu meinem Haus und konnte nicht mehr aufhören über meinen Dad und Mason nachzudenken. Das Blut vermischte sich mit Tränen und fiel auf mein helles Langarm-Shirt. Die auffälligen Blicke der Nachbarn lagen auf mir, aber anstatt zu helfen glotzten die nur doof.

Als ich zu Hause war, stürmte ich die Treppe hoch ins Bad. Ich sah so aus, wie ich es mir schon dachte. Aber wie sollte es auch sonst sein. „Ich hasse sie", murmelte ich vor mich hin und wiederholte es immer wieder in meinem Kopf. „Ich hasse sie. Ich hasse sie. Ich hasse sie." „Wieso kann man nicht einmal den Mund halten! Sie hat keine Ahnung... Warum kann das Schicksal mir nicht einmal was gönnen?", fragte ich mich selber und betrachtete mich im Spiegel. Aber es war wahr... Sobald etwas schönes in meinem Leben passierte und ich wieder glücklich war, kriegte ich mindestens am nächsten Tag meine Rechnung dafür. War es doch das Karma dafür, dass sie gestorben waren und ich nicht?
Nervös und zitternd fuhr ich mir durch die Haare. Ich nahm mir einen nassen Waschlappen mit in mein Zimmer und setzte mich auf den Boden - angelehnt an mein Bett. Für eine kurze Zeit drückte ich meine Nasenflügel zusammen, sodass es aufhören würde. Nach einer Weile stoppte wenigstens die Blutung, allerdings schmerzte meine Nase und meine Wange umso mehr.
Ich konzentrierte mich gerade auf meinen Atem, als mein Handy klingelte.
„Bist du zu Hause?", fragte Aiden an der anderen Seite. „Ja alles gut, hast du kein Unterricht?", fragte ich ihn dann, doch seine Antwort kam verzögert. „Ich war, aber kannst du gleich mal die Tür aufmachen" „Was warum? Du musst doch in der Schule sein", wollte ich ihm erklären, aber er war ja eh wahrscheinlich schon vor meiner Tür. Und genau in diesem Moment ertönte das Geräusch der Klingel durch das Haus. „Jetzt?", fragte er nochmal, bevor er auflegte. Aufseufzend stand ich auf und lief zur Tür. Ich dachte mir, dass ich heute auf jeden Fall noch mit Haylie reden würde. Die Tür wollte ich nur ungern aufmachen, doch welche Wahl hatte ich schon? Langsam und vorsichtig öffnete ich sie und lächelte zu Aiden, der mich nur erschrocken an sah. „Was zur Hölle hast du gemacht?", fragte er und stand mit einem großen Schritt direkt vor mir und strich mir die in meinem Gesicht liegenden Strähnen hinter mein Ohr. Ich lächelte zufrieden und schloss meine Augen für einen kurzen Augenblick. „Also was hast du gemacht", stellte er mir erneut seine Frage. „Hat Haylie dir etwa nicht alles erzählt?", fragte ich spöttisch. „Anscheinend war es gut, dass sie mir Bescheid gesagt hat, dass du in Ärger drin steckst und nach Hause gegangen bist. Und jetzt sag schon", sagte er und legte seine Hände auf meine Schultern. „Wenn du nicht wütend wirst, dann sage ich es dir", sagte ich und fuhr fort, nachdem er nickte „Da war so ein Mädchen und dann hat sie mir kurz etwas gesagt, ich habe sie provoziert und sie hat mich geschlagen. Eigentlich hatte ich vor , nachdem sie etwas bestimmtes gesagt hat, sie zu verprügeln, aber dann kam deine Schwester. Ich denke es ist besser", erklärte ich ihm verdrießlich. „Wer Syd, wer?" „Diese Chloe", sagte ich und fühlte mich irgendwie komisch. Eine unangenehme Stille legte sie zwischen uns. Ich biss auf meine Unterlippe und schaute kurz zu ihm hoch. Man konnte stark sehen, dass er seine Wut zurück hielt. „Was weißt du über sie?", fragte er und ich meinte ein wenig Traurigkeit heraus zu hören. „Ehm, sie hat Gerüchte über dich verbreitet." „Weiter?", forderte er mich auf. „Sie ist eifersüchtig, weil sie dich nicht haben konnte. Aber irgendwie fehlt da etwas... Was ich weiß ist, dass du mit ihr geflirtet hast und ja..." „Das habe ich nie. Sie kam einfach nur nicht darauf klar, dass ich nichts von ihr wollte, sie aber von mir. Ich habe nie in meinem Leben etwas mit diesem Mädchen gemacht. Sie ist einfach nur verrückt im Kopf", sagte er und strich sanft über meine Haare und Wange, was gar nicht richtig zu seiner aufgebrachten Stimme passte. Verwundert schaute ich zu ihm hoch. Dass sie so eifersüchtig war, hätte ich mir vorher nicht erdenken können. „War sie so richtig in dich verliebt oder wie?", fragte ich bedacht. „Genau weiß ich es nicht. Aber seit dem hat sie alle Mädchen von mir abgeschreckt, sodass ich eigentlich nur sie zur Auswahl hätte." Aber jetzt hatten wir wohl ihre volle Aufmerksamkeit. Aiden schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn er sagte: „Keine Sorge. Sie wird kein großes Problem werden. Und hiermit", er deutete auf mein Gesicht „wird sie nicht durchkommen." Er nahm mich fester in den Arm und legte sein Kinn auf meinem Kopf ab. „Es tut mir Leid", murmelte er und strich über meinen Rücken. „Alles gut", erwiderte ich und schlang meine Arme und seinen Oberkörper.

Ich war mir selber sicher, dass dieses Mädchen kein großes Problem werden würde. Aber was mit Andrew passieren könnte, bereitete mir größere Sorgen.

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Es ist eine Weile her, aber ich hatte eine kleine Schreibblockade. Hoffe euch gefällt das Kapitel ansonsten :))

The fear of loveWhere stories live. Discover now