-chapter 13-

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Sydneys Sicht:

Mein Herz raste und ich hatte das Gefühl gleich nicht mehr atmen zu können. Irgendwie bereute ich es, dass ich es ihm gesagt hatte, aber gleichzeitig war ich auch froh. Ich hoffte nur, dass er es niemandem sagen würde oder etwas ähnliches. Aber hatte er mich eben gerade wunderschön genannt? Er hatte meine Narben gesehen.... Er könnte es auch jedem sagen und dann würden sie sich vielleicht vor mir ekeln. Ich wollte doch einfach nur ein ruhiges und eintöniges Leben bis zu meinem Abschluss.
Aidens Hände lagen immer noch auf meinen Wangen und seine Augen fixierten ohne einen Wimpernschlag meine. „Warum warst du schon von Anfang an bei mir?", fragte ich leise. Er wurde ganz kurz blass und seine Augen strahlten Unsicherheit aus. Dieses Verhalten löste Misstrauen in mir aus, doch es verblasste sofort, als sein Blick von meinen Augen zu meinen Lippen wanderten und wieder hoch. „Du strahlst etwas aus und ich wollte wissen was. Du bist auf eine gewisse Art besonders und einzigartig. Ich habe bemerkt, dass du dich komplett distanzierst und ich wollte wissen warum. Du bist irgendwie ganz anders als die Freundinnen von meiner Schwester. Ich wollte wissen wieso", sagte er und löste schließlich seine Hände von meinen Wangen. Er drehte sich wieder nach vorne und guckte seine Wand an. Mein Gesicht war ganz heiß und die Berührungen seiner Hände konnte ich immer noch auf meiner Haut spüren. „Wie heißt er?", fragte er und erschreckte mich, da er auf einmal eine ganz andere Tonlage hatte. „Meinst du-" „Ich meine diesen- der dir das angetan hat", unterbrach er mich. „Sein Name ist Jaxon. Wie gesagt, er war der beste Freund meines Bruders und der beliebteste in der Schule. Mir hätte niemand zugehört. Selbst meine Mom wusste nichts davon und weiß es auch heute nicht. Sie hat ihn so sehr geliebt, dass ich manchmal dachte sie hat ihn mehr geliebt als mich", erzählte ich und verlor den Fokus meiner Augen. Ich legte meinen Kopf schief und redete einfach weiter: „Er und mein Bruder waren beide die beliebtesten. Meine Freundinnen waren nur wegen den beiden mit mir befreundet. Sie haben sich alle Chancen bei Mason erhofft und wollten durch mich an ihn ran kommen. Weißt du... als er gestorben ist haben sie alle sofort den Kontakt abgebrochen und mich verachtet. Die Prügeleien wurden schlimmer und ich habe mich selber verloren. Seitdem habe ich niemandem mehr vertraut. Und dann kamst du auf einmal. Keine Ahnung, warum ich dir vertraue, aber irgendwie kommst du mir sehr ehrlich rüber und ich fühle mich bei dir sicher". Als ich bemerkte, was ich alles gesagt hatte, erschrak ich und sah ihn an. Er sah mich mit so viel Aufrichtigkeit und Mitleid an. „Keine Sorge, du kannst mir vertrauen. Ich werde es weder jemandem sagen, noch mich über dich lustig machen", versicherte er mir und das Gefühl von Sicherheit breitete sich immer weiter in mir aus. „Mein Bruder hätte dich gemocht. Ihr seid euch sehr ähnlich", flüsterte ich und legte meinen Kopf auf seine Schulter. „Also magst du mich?", fragte er grinsend. „Das habe ich nicht gesagt", antwortete ich daraufhin motzig. „Aber du meinst es so". Ich schlug ihn auf den Oberarm, doch er lachte nur. Wahrscheinlich störte ihn das überhaupt nicht. Wir verharrten in der Position eine Weile, bis er fragte: „Möchtest du vielleicht einen Film gucken und Popcorn essen?" „Ja klingt gut", sagte ich und rutschte nach hinten, damit ich mich am Bettende anlehnen konnte. „Bin gleich wieder da", sagte er lächelnd und verschwand in der Küche. Nach kurzer Zeit kam er mit einem Eimer Popcorn wieder. Mit dem selben Lächeln wie vorhin setzte er sich neben mich und kramte eine Fernbedienung aus seinem Nachtschrank. Er schaltete den Fernseher, der an der gegenüberliegenden Wand angebracht war und startete den Film.
Nach einer guten halben Stunde drehte er seinen Kopf leicht zu mir. Ich schaute ihn fragend an und er schüttelte den Kopf. „Möchtest du kein Popcorn?", fragte er. „Ach nein, ich habe gerade keinen Hunger", antwortete ich leise und spielte mit dem Saum meines T-Shirts, welches eigentlich Aiden gehörte. „Isst du überhaupt genug?", fragte er nun mit einer besorgten Stimme. „Ja klar, ich esse ganz normal", verteidigte ich mich. „Tust du nicht", sagte er, so als hätte er das ganz genau gewusst. Ich schwieg und schaute einfach den Film weiter.

Es wurde schon dunkler und meine Augen schwerer, doch durch eine kleine Berührung war ich wieder hell wach. Ich blickte runter auf meine linke Hand und sah, wie Aidens Hand sie ganz leicht berührte. Ich sagte nichts und starrte nur auf unsere Hände. Ganz langsam kam seine näher und sein Zeigefinger berührte nun meinen Handrücken. Mein Atem hielt an und ich konnte meinen Herzschlag schon hören. Nun drehte er meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Ich schaute mit großen Augen hoch und sah einen lächelnden Aiden, der einfach normal weiter atmete. Mein ganzer Körper war erstarrt und kribbelte. „Entspann dich", flüsterte er und daraufhin wurden meine Muskel locker und mein Atem ging weiter, wenn auch unregelmäßig. „Warum bist du so nervös?", fragte er mit einer angenehm ruhigen Stimme. „Ich weiß es nicht", murmelte ich. Mein ganzer Körper bekam eine Gänsehaut und ein wohliger Schauer überrollte meinen Rücken. „Du hast sowas nicht oft mit diesem Typen gemacht oder?", fragte er und klang dabei mitleidend aber auch eifersüchtig. Ich schüttelte still meinen Kopf und umschloss seine Hand fester. Er schmunzelte und tat es mir gleich. „Ich habe eine Frage. Du musst sie nicht beantworten, wenn du nicht willst, aber hat- hat er dich jemals-", fragte er unsicher, doch ich konnte es beantworten: „Nein. Nein hat er nicht. Er hat es versucht, aber es ist nie passiert". Ich zitterte ein wenig bei dem Gedanken, dass es einmal fast passiert wäre. Doch das war eine Sache, die er mir nicht genommen hatte. „Aber ihr habt euch geküsst oder?", fragte er weiter nach. Ich nickte und ergänzte: „Am Anfang, als ich dachte er würde mich wirklich lieben, doch mit der Zeit konnte ich es nicht mehr erwidern". „Es tut mir Leid. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man jemanden so etwas antun kann.... Hast du nach ihm je wieder jemanden geliebt?", fragte er leise. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mehr was Liebe ist", antwortete ich - traurig darüber, dass ich es wirklich nicht wusste. „Liebe kann sich entwickeln. Es muss nicht sein, dass du jemanden siehst und sofort in die Person verliebst. Das Problem ist nur, wenn man jemanden mit ganzem Herzen geliebt hast, ist es schwierig diese Person jemals zu vergessen. Doch letztendlich möchte man nur das Beste für sie und wenn es das Beste ich sie zu verlassen, dann würde ich es machen. Auch wenn man sie noch immer liebt und immer an sie denkt", erzählte er und ich sah, dass er den Fokus verlor, so wie ich es ganz oft tat. „Hast du schonmal jemanden geliebt?", fragte ich neugierig. „Ja das tue ich", sagte er und schmunzelte. „Erzähle mir von ihr", sagte ich und biss auf meiner Unterlippe herum. „Ich kenne sie noch nicht lange um ehrlich zu sein. Aber sie war von Anfang an anders und ich versuchte alles, um bei ihr zu sein. Sie musste viel durch machen und dafür hat sie meinen aller größten Respekt. Sie ist das stärkste Mädchen, dass ich kenne. Sie musste alles so lange mit sich herum tragen und alles alleine verarbeiten. Mir war klar, dass sie das nicht alleine schaffen würde, weshalb ich ihr helfen wollte. Leider hat sie mich mehrmals abgewiesen und wollte mir nichts sagen. Doch irgendwann würde sie offener und redete mit mir. Egal in welcher Situation... ob sie still, verweint, wütend, glücklich, traurig oder betrunken ist, sie ist das schönste Mädchen, das ich kenne. Ich würde alles dafür tun, dass es ihr besser geht, doch ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht, was das Beste für sie ist und deswegen bin ich unsicher", erzählte er und während seiner Erzählung zeigte er so viele Emotionen, was mich beeindruckte. Das Mädchen, von dem er redete, ähnelte mir schon ein wenig. Jedenfalls konnte ich sie verstehen. „Du musst sie wirklich mögen. Wie wäre es, wenn du sie einfach fragst. Oder auf den richtigen Moment wartest und sie dann küsst. Wenn sie dir so vertraut hat, dann mag sie dich bestimmt auch", sagte ich und fragte mich dabei wer dieses Mädchen sein könnte. Gleichzeitig breitete sich ein komisches Gefühl in mir aus. Er liebte ein Mädchen und wenn sie ihn auch liebte, würde ich wieder zu Hause sitzen und nichts machen. „Ich bin mir sicher, dass du es verdient hast glücklich zu sein. Also mach irgendwas. Verlieren kannst du nichts", sagte ich und das Gefühl in meiner Brust wurde schwerer. „Was ist wenn sie mich nicht mag und ich unsere Freundschaft zerstöre?", murmelte er und schaute mich von der Seite an. Ich blickte ebenfalls zu ihm und lächelte. „Du musst dir die Frage stellen. Riskierst du alles und wirst am Ende vielleicht glücklicher als zuvor oder du lässt es und lebst weiter mit dem Gefühl, dass sie dich vielleicht auch liebt und ihr euch gegenseitig glücklich machen könntet", sagte ich einfühlsam und lächelte ihn an. Aber mir war irgendwie nicht nach lächeln. Ich wendete meinen Blick ab und blickte wieder auf unsere Hände. Wenn er ein anderes Mädchen liebte, warum hielt er dann meine Hand? Und warum war er nicht bei ihr, sondern bei mir?
„Du hast recht", erwiderte er glücklich und fixierte ebenfalls unsere Hände. Wir schauten beide auf und das wunderbare Blau seiner, traf auf das Blau meiner Augen.

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Da ich heute zu Hause bin, kommt das nächste Kapitel auch bald :))

The fear of loveWhere stories live. Discover now