-chapter 31-

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Sydneys Sicht:

Die Freitag-Nacht war sehr dunkel. Kein einziger Strahl von dem Vollmond war zu sehen. Nichtmal ein einziger Stern schaffte es durch die Wolkendecke. Ich vermisste Aiden... Vielleicht würde ich ihn für eine lange Zeit nicht mehr wiedersehen und das machte mich tieftraurig. Ich hämmerte auf das Lenkrad ein und hielt den Wagen auf einem Parkplatz vor einem Motel. Ich nahm mir ein Zimmer und schleppte müde meine Tasche die Treppen hoch. Am Zimmer angekommen, hatte ich schon Probleme den Schlüssel überhaupt in das Schloss zu kriegen.
Mit war bewusst, dass ich immer vor meinen Problemen weglief, aber was hatte ich denn für eine Wahl? Ich hatte keine Ahnung wie gefährlich dieser Stalker sein könnte und ob er meiner Familie und meinen Freunden wirklich etwas antun würde.
Endlich schaffte ich es in das kleine Zimmer und ließ meine Tasche von der Schulter runter gleiten. Meine Schuhe streifte ich ab und schmiss mich rücklings auf das Bett. Ich starrte an die Decke, an der überall Flecken waren. Mein Blick ging weiter durch den Raum und ich bemerkte immer mehr Flecke. Seufzend schloss ich meine Augen und drehte mich auf die Seite. Ich zog die Beine an meine Brust und fühlte mich seltsam einsam, so als würde in diesem Raum, in diesem Bett etwas fehlen. Ich wusste was fehlt...
Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weswegen ich auch schon um 4 Uhr morgens aus meinem Zimmer ging und mit Musik in den Ohren spazieren ging.
In dieser Kleinstadt gab es so gut wie gar nichts. Ein paar Häuser, eine Tankstelle, eine Schule und dieses Motel. Aber es gab einen großen Wald, in dem ich ein wenig herum ging. Als die Sonne langsam aufging setzte ich mich auf eine Bank und das für Stunden. Ich sah der Sonne zu, wie sie Stück für Stück über die einzelnen Häuser aufging. Es hatte etwas friedliches an sich, aber dennoch war in mir kein Funken Freude. Mit einem langen Ausatmen stand ich auf und bewegte mich wieder zurück zum Motel. Ich packte all meine Sachen zusammen und stieg zurück in das Auto meiner Mom. Ich konnte hier nichts mehr machen. Mit einem Schleier aus Tränen fuhr ich weiter und weiter. Ich vermisste ihn und meine Freunde. Zwischendurch musste ich tanken, was mir ein Drittel meines Geldes kostete. Dazu kaufte ich mir mehrere Flaschen Wasser. Mein Geldbeutel wurde immer magerer und für Essen würde es wohl nicht mehr reichen.
Mit einem halben Nervenzusammenbruch stand ich am Rand einer unbefahrenden Straßen und wusste nicht weiter. „Ich kann das nicht mehr. Ich muss zu ihm und dann kriegen wir das zusammen hin", flüsterte ich zu mir selber und drehte um. Immer weiter fuhr ich dahin zurück, wo ich eigentlich weg wollte. Aber das hier... das alles... ich konnte es nicht mehr. Ich fing während des Fahrens an zu lachen, weinte aber trotzdem noch. Diese Mischung aus Lachen und Weinen war schmerzhaft und doch so leicht. Ich werde zurück fahren! Und trotzdem werde ich noch mindestens eine Nacht irgendwo übernachten müssen. Ich würde das zusammen mit Aiden schaffen.
Den ganzen Mittag bis zum späten Abend fuhr ich durch, aber trotzdem war ich noch mehrere Stunden von Zuhause weg. Ich mietete mir deshalb wieder ein Zimmer, in dem ich wieder übernachtete. Es war ähnlich wie das vorherige - dreckig, schimmelig, verranzt und dunkel. All das eigentlich für nichts. Wieso lief ich vor meinen Problemen immer weg? Ich hätte es vielleicht mit den anderen zusammen geschafft. Wir waren doch so viel mehr als diese eine Person, als dieser eine Stalker. Ich drehte mich auf der steinharten Matratze hin und her, aber auch diese Nacht konnte ich nicht schlafen.
Wie auch immer hatte ich die Nacht rüber bekommen und stand mit starken Rückenschmerzen aus dem Bett auf. Stöhnend schleppte ich mich in das schmuddelige Badezimmer und begann meine Haare zu kämmen. Plötzlich hörte ich ein Knarzen, was mich zusammenzucken ließ. Ich spähte in das Zimmer mit dem Bett, aber dort war nichts. Langsam kämmte ich weiter durch die Knoten und blickte mein Ebenbild durch den dreckigen Spiegel an. Meine Haare hatte ich eine Weile nicht gekämmt, weshalb es echt schwierig wurde sie glatt zu kriegen. Mittlerweile fluchte ich auch schon leise, bis ich die Haarbürste einfach in meinen Kletten hängen ließ. Ich schloss tief atmend meine Augen und öffnete sie nach einigen Sekunden...

Schrecken, Angst, in diesem Moment zuckten allmögliche Gefühle durch meinen Körper. Als ich meine Augen öffnete stand direkt hinter mir eine Person mit einer schwarzen Maske. Alles verging wie in Zeitlupe. Er atmete in meinen Nacken und kam immer näher an mein Ohr. „So sieht man sich wieder." Ich war aus meiner Starre heraus und wollte gerade schreien, als ich einen starken Schmerz auf meinem Hinterkopf spürte und alles um mich herum schwarz wurde.

————

Mit einem scharfen Einatmen erwachte ich und schaute mich panisch um. In dem Raum war es komplett dunkel und kalt. Ich tastete so weit es ging mein Umfeld ab und bemerkte, dass ich in einer Ecke auf einer Matratze saß. Um meine Handgelenke waren Seile gebunden, die an einem Ring in der Wand waren. „Scheiße was geht hier vor?!", sagte ich panisch und riss an den Seilen, was nicht half. Stattdessen zog der Schmerz meine Arme hoch. Tränen bahnten sich in meine Augen. Immer mehr Panik stieg in mir auf und trotz dass es schmerzte, zog, riss und zerrte ich immer weiter. „Sydney", hörte ich hinter mir und erstarrte. Es war die selbe Stimme wie aus dem Motelzimmer und eine Gänsehaut breitete sich auf meiner ganzen Haut aus. Es war nicht die Gänsehaut, die mir Aiden bereitete. „Nein", hauchte ich. „Nein, bitte nicht." Ich hörte ein Klicken eines Schalters, woraufhin der Raum durchleuchtet wurde. Ich saß mit dem Rücken zu ihm und blickte immer noch auf meine Handgelenke, die von den Seilen schon Spuren bekommen hatten. Ich sah meine ausgeatmete Luft vor mir. „Wie hast du mich gefunden?", fragte ich zitternd und spürte heiße Tränen auf meinen Wangen. „Ich hatte Hilfe." Immer mehr Tränen strömen aus meinen Augen und ich bekam keine Luft mehr. Ich atmete sie ein, jedoch fühlte es sich so an, als ob sie nicht bis zu meinen Lugen kommen würde. „Was willst du von mir?", fragte ich schluchzend. Ich bekam keine Antwort. „Was willst du von mir!", schrie ich nun und drehte mich ruckartig um. Mein Atem blieb nun in meinem Hals stecken und ein großer Kloß bildete sich an der Stelle. Ich rückte immer weiter in die Ecke, doch er kam mit jedem Schritt von ihm näher. „Meine süße, kleine Sydney hat Krallen bekommen. Das gefällt mir." Ich weinte und weinte immer mehr. „Lass mich in Ruhe! Komm nicht näher! Nein, nein!", schrie ich, als er seine Hand auf meinen Mund legte. Zitternd schaute ich in seine vor Spott funkelnden Augen. „Ich dachte du hättest mich vermisst. Jedenfalls habe ich das. Ich wollte dich so gerne sehen und da du auf deiner kleinen Reise alleine warst, habe mich meine Chance genutzt", sagte er. „Warum ich? Bitte lass mich einfach gehen. Ich gebe dir mein ganzes Geld und alles was ich besitze", flehte ich, bekam dafür aber nur einen Schlag ins Gesicht. Verletzt kauerte ich mich zusammen, um mich irgendwie vor ihm zu schützen.
Wie konnte das sein?
Wer hatte ihm geholfen?
Wieso ich?
Wieso holte mich meine vergrabene Vergangenheit wieder ein?
Wie sollte ich hier jemals wieder rauskommen?
Wird er mich verletzen, ja sogar töten?

„Ich-... hasse dich so sehr- Jaxon."

The fear of loveWhere stories live. Discover now