-chapter 15-

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Sydneys Sicht:

Ich hatte lange nicht mehr so gut geschlafen. Es war wie damals, als Mason bei mir geschlafen hatte, als ich Albträume hatte oder nicht schlafen konnte. Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte ein paar Mal. Die Sonne schien durch mein Fenster und ein Junge lag direkt neben mir. Ich schaute auf meine Arme herunter und bemerkte, dass ich einen Arm fest klammerte. Mein Blick wanderte zu meiner Taille, um der ein Arm ruhte. Ich blickte hoch und erkannte Aiden, was mich lächeln ließ. Ich schaute mich kurz im Raum um und bemerkte, dass ich nicht in meinem Bett lag. Ich ließ seinen Arm los und befreite mich aus seinem Griff. Langsam und leise stand ich auf und ging zum Fenster. Ich blickte heraus und erkannte das Auto meiner Mom in unserer Einfahrt. Mein zufriedener Ausdruck verblasste von einer Sekunde auf die andere. Sie war zu Hause. Ich drehte mich um und stoß gegen eine starke Brust. „Aua", beschwerte ich mich und schaute in Aidens lachendes Gesicht. „Schleich dich doch nicht so an", meckerte ich und rieb meine Stirn. „Müsste ich nicht, wenn du im Bett bleiben würdest", erklärte er grinsend und zuckte mit den Schultern. „Ich muss nach Hause", murmelte ich und schaute auf den Boden. „Warum? Es ist doch niemand da und du hast doch keinen Schlüssel oder?", fragte er misstrauisch. „Sie ist da", sagte ich, ging an ihm vorbei und schnappte mir mein Handy. „Vielleicht komme ich nochmal wieder. Wenn nicht, dann sehen wir uns morgen in der Schule", sagte ich und wollte schon zur Tür rausgehen, doch er hielt meinen Arm fest. „Ich hole dich morgen wieder ab und wir fahren zusammen zur Schule okay?", fragte er. Ich nickte und dachte kurz nach. „Was ist eigentlich mit deiner Schwester?", fragte ich schüchtern. „Was soll mit ihr sein? Immerhin kennst du mich länger als sie und wenn sie dich wirklich mag, dann sollte das kein Problem mit uns sein", antwortete er zwinkernd auf meine Frage. „Uns?", fragte ich mit großen Augen. „Ja uns. Nach gestern Abend nehme ich das mal an", erwiderte er uns grinste. Ich wurde rot und biss wie immer auf meine Unterlippe. „Hör auf damit", sagte er. „Womit?", fragte ich verwirrt. Er zog mich zu sich ran und küsste mich, sodass meine Zähne nicht mehr auf meiner Unterlippe herum knabbern konnten. Ich grinste und trat schließlich aus seiner Zimmertür. Ich blickte zurück und sah einen schmollenden Aiden. Das ließ mich grinsten und ich lief schließlich die Treppe runter zur Haustür. Ich ging raus und lief rüber zu meinem Haus. Nervös stellte ich mich vor die Haustür und atmete tief ein und aus. Aiden guckte aus seinem Fenster und nickte mir zu. Bestimmt trat ich einen Schritt näher an die Tür und klingelte. Ich wartete eine Weile, bis meine Mom lächelnd die Tür aufmachte. Wütend schaute ich sie an, doch sie sagte nur: „Hallo Schatz, na wo warst du so unterwegs. Hattest du Spaß?" Meine Wut stieg immer weiter an und war kurz vor'm überlaufen. „Wo ich war Mom? Fragst du mich gerade ernsthaft wo zur Hölle ich war!? Wo warst du denn das ganze Wochenende hm? Ich habe dich so oft versucht anzurufen, aber nein du warst weg! Wo warst du und warum hast du mir nicht Bescheid gesagt!? Versetze dich mal in meine Lage! Du könntest einen Autounfall wie Dad und Mason gehabt haben oder betrunken in einer Gasse liegen und von widerlichen Männern belästigt werden! Wo zur Hölle warst du?! Nichtmal auf meine Anrufe hast du geantwortet! Weißt du eigentlich, wie ich mich gefühlt habe!?", schrie ich sie unter Tränen an. Sie war still und schaute mich entgeistert ein. „Warst du bei diesem Typen das ganze Wochenende!? Wie war er? War er besser als Dad oder schlechter? Wollen wir morgen zu ihm ziehen? Ach und hat er vielleicht Kinder, mit denen ich mich anfreunden kann und dann für immer glücklich bin, weil mein Bruder endlich ersetzt wurde!", brüllte ich sie weiter an und achtete nicht darauf, was ich gesagt hatte. Als ich es jedoch realisierte, wurde ich mit einem Mal still und schaute sie entschuldigend an. „Ja Sydney ich war den ganzen Tag bei ihm und ja es war schön. Aber ich habe es auch verdient glücklich zu sein. Dir geht es gut! Dir ging es immer gut, du wolltest nur Aufmerksamkeit. Das bist eben du! Nachdem die beiden gestorben sind hattest du einfach zu wenig Aufmerksamkeit! Ich kann Jaxon und deine alten Freunde verstehen. Du wolltest ständig Aufmerksamkeit und das geht einem irgendwann auf die Nerven. Die Welt dreht sich nicht nur um dich Sydney Evans!", schrie sie nun zurück und die freundliche und ruhige Frau war aus meiner Mom verschwunden. Nun fielen die Tränen meine Wangen herunter und tropften auf das T-Shirt von Aiden. „Warum tust du eigentlich so, als würde es dir schlecht gehen hm? Du hast ein T-Shirt von einem Jungen an, also verurteile mich nicht für etwas, was du selber machst!", schrie sie mir weiter ins Gesicht. „Mom ich habe nicht-", wollte ich sagen, doch ein klatschendes Geräusch ertönte, ein Schmerz fuhr durch meine Wange und mein Kopf flog zur Seite. „Ich möchte dich für den Rest des Tages nicht sehen", sagte sie schnaubend und knallte die Tür vor meinem Gesicht wieder zu. Ich zitterte am ganzen Körper. War das dadrin gerade wirklich meine Mom und wollte ich wirklich nur Aufmerksamkeit? Vielleicht tat ich es im Unterbewusstsein. Ich konnte noch ein Punkt von meiner gedanklichen To-Do-List streichen- ich werde eine gute Tochter sein.
Tat Aiden das alles nur, damit ich diese Aufmerksamkeit bekam und somit nicht mehr nerven würde? Warum küsste er mich und warum hatte ich das Gefühl beim ihm so sicher zu sein.
Ich stand immer noch an der selben Stelle und wusste nicht, was ich tun sollte. Es wäre unangenehm wieder rüber zu Aiden zu gehen. Zu mir konnte ich ja sowieso nicht und wo anders konnte ich nicht hin. Benommen und mit einem versteinerten Gesicht ging ich auf die Straße und lief einfach weiter in die Stadt. Menschen, Häuser, Gärten und Läden zogen an mir vorbei. Ich hatte mein Zeitgefühl verloren und lief irgendwann in einen Supermarkt. Eigentlich durfte ich mich nicht so schlecht fühlen, wie ich es tat. Immerhin hatte ich sie als erstes angeschrien und das obwohl sie mein Ein und Alles war. Sie war die einzige, die sich so gefühlt hatte wie ich. Doch jetzt hasste sie mich wahrscheinlich. Wie ein Roboter lief ich durch die Reihen und packte mir Schokolade, Chips und eine Vodkaflasche in meine Arme. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also entschied ich mich für den schlechtesten Ausweg aus dieser Situation. Ich schlurfte zur Kasse und bezahlte alles. Meinen Ausweis musste ich nicht vorzeigen, aber das war mir in diesem Moment auch komplett egal. Ich öffnete die Ladentür und lief weiter durch irgendwelche Straßen. Mit dem Essen unter den Armen lief ich mit der Flasche zu einer Bank und trank mehrmals aus ihr. Ich hasste den Geschmack und das Brennen in meinem Hals, doch ich trank weiter und weiter.

Stunden verstrichen und ich saß mit einem dröhnenden Kopf auf der selben Bank. Nun stopfte ich mir die Schokolade in meinen Mund und aß daraufhin die Chips. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schloss meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, dämmerte es schon und es wurde kälter. Eine unangenehme Gänsehaut bildete sich und ich wollte mich am liebsten übergeben. Ich dachte an meine Mom und zog verbittert mein Gesicht zusammen. Sie hatte sich doch nur eine gute Tochter gewünscht. Nach dem Tod von Dad und Mason hatte sie das auch verdient. Doch was tat ich? Ich ertrank in Selbstmitleid und es führte so weit, dass ich betrunken am Rande der Stadt auf einer Bank saß. Gefühllos starrte ich in die Leere und der Hass auf mich selbst stieg und stieg. Ich ließ meinen Kopf nach links schweifen und konnte eine Gruppe von lachenden Jungs ausmalen. Sie kamen immer näher, doch sie sahen mich noch nicht. Ich legte meinen Kopf schief und kniff meine Augen zusammen. Einer kam mir merkwürdig bekannt vor. Das war doch tatsächlich der Freund von Aiden - Jackson. Ich grinste und hickste. Die Gruppe entdeckte mich nun und kamen schnell näher. „Hallo Jacks", lallte ich und hickste wieder. „Sydney bist du das?", fragte er ungläubig und guckte mich verdattert an. Ich nickte grinsend. „Was tust du denn hier? Du wohnst doch auf der anderen Seite der Stadt. Und warum zur Hölle bist du betrunken?", fragte er nun und klang besorgt. „Mom hat mich ausgesperrt und mir eine geklatscht oder ne das war anders herum. Sie hat mir eine geklatscht und mich dann ausgesperrt", lachte ich und hickste wieder wegen des Alkohols in meinem Körper. Jackson wühlte in seiner Jackentasche herum und suchte sein Handy. Als er es fand rief er jemanden an. „Aiden, ich bin's Jackson. Sydney hockt betrunken auf einer Bank, was soll ich machen? - Ja, ja sie ist wach - nein, wir können sie zu dir bringen", sagte er zu Aiden, der auf der anderen Seite war. „Zu Aiden?", nuschelte ich. „Hm ja, zu Aiden is gut", sagte ich zu mir selber und rieb meinen Kopf. „Okay, Andrew komm mal kurz her. Wir müssen sie irgendwie zu meinem Haus kriegen. Dann fahre ich sie nach Hause", sagte Jackson und zog mich auf die Beine. Ein anderer Junge half und sie schleppten mich durch die Straße zu einem Reihenhaus. „Aber ich will gar nicht nach Hause. Sie hasst mich und will mich nie wieder sehen", maulte ich und zappelte. „Nein, nein, wir bringen dich zu Aiden okay? Zu Aiden", beruhigte mich Jackson und gab dem anderen Jungen, der dann Andrew sein müsste, einen wissenden Blick. Er schüttelte daraufhin nur den Kopf und schaute zu den anderen Jungen, die neben Andrew liefen. Bevor ich einen Gedanken schöpfen konnte, wurde ich auf den Rücksitz eines Autos gelegt und schloss meine Augen.
Ich wurde durch ein Ruckeln und einem Flüstern wieder wach. Ich sah die schönsten blauen Augen auf dieser Welt und inhalierte den besten Geruch, den es gab. „Oh halllo, da bist du ja", murmelte ich grinsend und wurde dann in ein warmes Bett gelegt. Die Augen nahen besorgt aus und als ich den ganzen Körper betrachtete grinste ich noch breiter. „Du bist soo toll, ich kenne dich", lallte ich und hickste. Er fuhr sich durch die perfekten schwarze Haare und lief nervös vor mir her. „Wo bin ich eigentlich?", fragte ich und wollte schon aufstehen, doch zwei starke Arme drückten mich wieder in die Matratze. „Du bist bei mir und du bist sehr betrunken. Morgen wirst du mir erklären wo du warst und warum du auf keine Nachricht geantwortet hast", sagte er und klang ein wenig wütend. „Ich glaub mein Handy war alle", nuschelte ich und kuschelte mich in die Decke. „Du hasst mich nicht oder?"

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Hey friends,
Bisher mein längstes Kapitel :))
Hoffe euch hat es gefallen <3 und vielen Dank für fast 1k Reads und die ganzen Kommentare <3333

The fear of loveWhere stories live. Discover now