-chapter 41-

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Sydneys Sicht:

„Das Schwarz deiner Haare und das Blau deiner Augen."

Ich kannte diesen Satz. Ich kannte diesen Satz gut. Und dann... dann ging alles ganz, ganz schnell.

Mein erster Schultag, die Begegnung mit Aiden, Haylie, Blue, Clair und Amy, meine Mom, Aiden, der mir schrieb, wie er mich stalkte..., Aiden im Wald, die Party, mein betrunkenes Ich im Auto von Aiden, die Frage, ob ich zu schwer sei..., ich in seinem Bett, das Nudelkochen mit Aiden, er sah meine Narben,
unsere Unterhaltung über „das Mädchen", der Kuss, sein Versprechen, dass er mich niemals verletzen würde, die Nacht bei ihm, der Streit mit meiner Mom, wegen ihrem neuen Typen, mein wieder betrunkenes Ich in der Straße... diese Straße, Aiden, der mich wieder rettete, mein Versuch von dem Balkon zu Mason zu kommen, eine erneute Nacht bei Aiden im betrunkenen Zustand, der See, die Enthüllung meiner Narben vor meinen und Aidens Freunden, der Schultag danach..., die Wette... diese verdammte Wette, die Zeit, in der ich alle ignorierte, Aidens „Einbruch" und mein darauf folgender Rausschmiss, wegen den Nachrichten von Ciara, Andrews Annäherungsversuch, Aidens Erklärung, nachdem er Andrew aus meinem Zimmer geschmissen hat, unsere Versöhnung, die Frage nach seiner Lieblingsfarbe... und seine Antwort, der folgende Morgen, meine Unterhaltungen mit Ciara, Aiden, der Haylie erzählte, dass ich seine Freundin wäre, eine eifersüchtige Chloe..., meine Gedanken, was mit Andrew passieren würde.

Stocksteif blieb ich auf der Stelle stehen. So viele Gedanken und Erinnerungen kamen alle auf einmal ein meinen Kopf geschossen.
„Sydney?"

Der richtige Stalker - nicht Aiden, mein Kopfkino, das durch Panik entstand, das Gespräch, das meine Mom mit ihrem neuen Lover führte, meine Flucht, meine Sehnsucht nach Aiden, die Übernachtungen in den Motels, der Entführer..., Jaxon, es war Jaxon!

Diese endlosen Tage voller Schmerz, Prügel und Torturen, ich wurde gezwungen mit Aiden Schluss zumachen, der Zeitpunkt, an dem mich Jaxon komplett gebrochen hatte und ich das tat, was er wollte, das Gespräch mit Jaxon, außerhalb des Bunkers, die Schläge, der Stein, die Kante, Jaxon hatte Hilfe..., meine Flucht, meine lang ersehnte Freiheit, das pausenlose Rennen quer durch den Wald, die Straße, die Kurve..., ein Motor, ein Auto, ein Quietschen, Aidens Gesicht, Schmerz, Aiden? Ich liebe dich...

Aiden rüttelte an meinen Schultern. Aiden, mein Aiden! Ich hatte ihn zurück! Ich hatte meine Erinnerungen zurück! Ich konnte nicht reden. Der Wall an Erinnerungen schlug mir Mitten ins Gesicht. Mit großen Augen schaute ich mich um. Aiden redete auf mich ein, aber ich hörte ihn kaum. Ich fiel auf meine Knie.

„Aiden...", flüsterte ich mit meinem tränenüberströmten Gesicht. „Sydney, rede mit mir, was ist los?", fragte er panisch. Er hatte ja keine Ahnung... Ich wusste alles. Jedes Wort und jeden Satz. Jede Berührung, jeden Kuss und auch jede Enttäuschung. Aber am Ende war alles gut... Es war alles gut, bis ich gehört hatte, was meine Mutter mit mir vor hatte.
„Aiden...", flüsterte ich erneut. „Was ist denn los?" Er wurde immer panischer. „Ich habe dich vermisst", sagte ich nur mit großen Augen und einem aufrichtigen Lächeln. Seine Augen weiteten sich und er nahm seine Hände von meinen Schultern. „Nein...", murmelte er nur. „Syd?" Ich nickte. Er stürmte auf mich zu und hob mich hoch. Sofort schlang ich meine Beine um seine Hüfte und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. Noch nie in meinem Leben hatte ich so stark geweint. Menschen im Umkreis von fünfzig Metern hätten es hören können.
Ich konnte es nicht fassen. Ich war endlich bei ihm. Aiden lief mit mir im Kreis und streichelte meinen Kopf mit seiner Hand. „Endlich", sagte er mit so einer verzweifelten Stimme. „Es tut mir so Leid", schluchzte ich und durchwühlte seine Haare mit meinen Fingern. Mein Kopf lag in seiner Halsbeuge und ich platzierte kleine Küsse an der Stelle. Meine Hände glitten seinen Rücken runter und wieder rauf. Danach über seine Schultern und seine Arme. Ich ließ sie in seinem Nacken liegen und weinte über die letzten verbitterten Wochen. Ich dachte, dass mich Jaxon in diesem Bunker umbringen würde. Ich dachte, dass ich es irgendwann selber versucht hätte. Das Einzige, was mich davon abhielt war Aiden. Ich wollte nicht, dass er eine geliebte Person verlieren würde, so wie ich es habe. Vor allem nicht auf diesem Weg.
Diese Gedanken versuchte ich ganz schnell aus meinem Kopf zu bekommen. Ich war jetzt nicht tot und auch nicht mehr bei Jaxon.
Aiden taumelte zu einem Baum und stützte mich dagegen. „Ich hab so lange auf dich gewartet", flüsterte er. Sein Körper zitterte und ich hatte Angst, dass er gleich keine Luft mehr bekommen würde. Er küsste meinen Haaransatz und legte seine Hände auf meine Taille. Ich hob meinen Kopf und sah ihn an. „Du verarscht mich jetzt aber nicht oder?", fragte er voller Angst. Halb lachend, halb weinend schwor ich ihm, dass ich alles wieder wusste. Es hätte mir nichts ausgemacht, hätte ich die zweite Hälfte an Erinnerungen nicht zurück. Mit meinen Erinnerungen kam auch jeder Tritt, jeder Schlag und all das Blut vor mein inneres Auge. Der Ring, die Matratze, die Wassertonne..., die Türkante, die Seile, die in mein Fleisch schnitten, wie Jaxon mich manipulierte und benutzte.
Was aus einem Menschen werden konnte, der keine Liebe von seiner Familie bekam... Dabei war das so wichtig in einer Erziehung. Sonst konnte ganz leicht so etwas wie Jaxon entstehen. Er hatte zur Hälfte Recht... böse Menschen wurden nicht geboren, sondern zu einem gemacht. Seine Kindheit würde ihn vor einem Urteil aber nicht retten.
„Zerbreche dir jetzt nicht dein kleines Köpfchen, es wird alles gut", sagte Aiden und zog mich damit aus meinen Gedanken. Ich schaute in seine wunderbaren Augen und kurz darauf lagen seine Lippen auf meinen. Der Kuss war voller Liebe, Sehnsucht und Schmerz. Ich war definitiv nicht die Einzige, die in der Zeit gelitten hatte. Umso glücklicher war ich, dass ich wieder bei ihm war. Ich musste an all die Verletzungen und Narben denken. Hoffentlich schreckte ihn das nicht ab...
„Ich liebe dich, Sydney."
Mein Herz machte einen Überschlag und in meinem Bauch flatterten tausend Schmetterlinge. Ich hatte wieder die wohlige Gänsehaut und das warme Gefühl in meinem Körper. Es war nur eine Vermutung, aber ich dachte, dass Aiden nichts an meinem Körper stören konnte. Selbst wenn mir ein Auge fehlen würde, würde er mir sagen, dass ich die Schönsten auf der ganzen Welt hatte.
Wie konnte eine Person nur so perfekt sein...
Wie lange wir so dastanden, konnte ich nicht sagen. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit und wenn die Ewigkeit so sein würde, hätte ich nichts dagegen einzuwenden.

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„Wusstest du, dass ich dich angefahren habe?", fragte Aiden und man sah dabei die Schuldgefühle in seinem Blick, während er auf die Straße guckte. „Ja, ich habe dich noch gesehen und auch gespürt. Und ich lüge dich nicht an, wenn ich sage, dass das der schönste Moment seit langem war." Aiden lächelte zufrieden. „Du musst über nichts reden, was du nicht möchtest", versicherte er. Vor dem Teil hatte ich tatsächlich Angst. Ich musste der Polizei erzählen, was alles passiert war. Aiden hätte ich es zwar erzählt, aber bei der Polizei war ich schon immer nervös. Schon bei Masons und Dads Tod musste ich in einem traumatischen Zustand zu der Polizei.
„Du musst jetzt nicht mehr alleine kämpfen. Ich werde dir bei allem, was jetzt folgt, helfen und dich unterstützen." Lächelnd schaute ich aus dem Fenster. Natürlich kannte ich all die Straßen, die Läden und die Stadtbibliothek. Es wäre auch dumm gewesen, wenn ich dort kein einziges Mal hingegangen wäre. Ich lachte in mich hinein und es fühlte sie wundervoll an alles wieder zu kennen.
„Hey! Kein Handy am Steuer!", schimpfte ich mit Aiden. „Jaja, bin ja schon fertig", gab er als Antwort von sich. Ich schüttelte mit dem Kopf. „Ich hätte es auch für dich schreiben können." Er lachte und schüttelte mit dem Kopf. Er war ein Idiot.
Aber ein verdammt toller Idiot.

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Hello friends,
ich hoffe ich habe euch nicht zu lange warten und leiden lassen, aber ich mag es euch auf die Folter zu spannen. Und wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat :))
Lasst gerne auch Feedback da, ich freue mich immer sehr über eure lieben Kommentare <3

The fear of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt