-chapter 46-

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Sydneys Sicht:

Es war wie immer, wenn ich mit Jaxon zusammen war...
Blut
Blut
Blut
Doch der Schmerz... der Schmerz fehlte. Meine Beine zitterten, genauso wie mein Atem und meine Hand...
Ich stand mit erhobener Pistole vor Jaxon, der nichtmal mehr Zeit hatte, um etwas zu brüllen oder mich zu verletzen.
Er taumelte nach hinten und fiel mit dem Rücken auf den Boden. Jaxon lag auf dem Boden - mit einer Kugel in seinem Schädel.
Seine Augen waren offen und starrten mich leer an.
Chloe hatte soeben mein Leben gerettet. Sie hatte ihn für einen kurzen Moment abgelenkt, sodass ich meine Waffe zücken konnte.

Zittrig atmete ich aus und ließ die Pistole aus meiner Hand auf den Boden gleiten. Bei dem Geräusch des Aufpralls zuckte Chloe verängstigt zusammen. Sie hatte ihre geschwollenen Augen zusammengekniffen und ihre Hände auf ihren Mund gepresst.
Mit Tränen in den Augen schaute ich auf Jaxon herab, aus dessen Stirn das Blut auf den Boden tropfte und sich zu einer Blutlache bildete.
„Chloe", flüsterte ich, woraufhin sie ihre Augen geschockt öffnete. Sie schaute zu Jaxon, dann zu den beiden Pistolen auf dem Boden und dann zu mir.
Du hast ihn getötet", hauchte sie. „Oh scheiße", murmelte sie. Dann kam sie auf mich zu und ließ sich in meine Arme fallen.
In der Ferne hörte man Sirenen. Ansonsten drang kein Laut zu uns vor. Chloe drehte sich von dem toten Körper weg und fuhr sich verzweifelt durch ihre Haare. „Verdammt man! Ich dachte wir gehen beide drauf!" Sie lief auf und ab und fluchte vor sich hin.
Interessante Reaktion...
Ich schleppte mich zu den Spinden und ließ mich dagegen fallen. Angespannt rieb ich über meine Augen.
Ich würde ins Gefängnis kommen.
Ich hatte einen Menschen getötet.
Ich hatte Jaxon getötet...
Ich. Hatte. Jaxon. Getötet.
Ich verspürte kein Mitleid und fühlte mich auch nicht schuldig.
War ich jetzt der böse Mensch von uns beiden?
War ich ein kaltes Monster, das Leute tötete?
Ich ließ die Minuten vergehen, in denen die Sirenen immer näher kamen und das Blut sich weiter ausbreitete.
Chloe lief immer noch auf und ab und redete mit sich selber. „Was zur Hölle", murmelte sie durchgehen.
„Was zum Teufel ist gerade passiert?!"
„Ist das ein Traum?"
„Hier liegt doch kein toter Mann!"
„Ich muss halluzinieren."
Sie machte mich super nervös.
„Nein verdammt! Du halluzinierst nicht, es ist kein Traum und doch hier liegt ein toter Mann!", schrie ich. Sie stoppte und ließ sich auf den Boden plumpsen.
„Oh Gott..."
Ich hörte, dass mehrere Menschen das Erdgeschoss betraten und ausschwärmten. Es mussten die Cops sein. Die Schritte kamen näher, bis ein Dutzend Polizisten aus dem Treppenhaus kamen. „Bitte nicht schießen!", flehte Chloe.
Meine Sicht verschwamm und ich hörte Chloe nur noch von Weitem schreien. Auf einmal sah ich überall nur Blut. Vor meinen Augen war alles rot. Ein Polizist kam in meine Sicht und schnippte vor meinem Gesicht herum. Ich schaute ihn nur planlos an. Er fing an an meinen Schultern zu rütteln.
Er würde mich sicherlich festnehmen.
Aus dem Augenwinkel sah ich Sanitäter, die zu mir und Chloe hechteten.
„Wie ist Ihr Name?", fragte eine jung aussehende Frau und versuchte wahrscheinlich mit ihrer ruhigen Stimme mich abzuregen. „Sydney Evans", stotterte ich. „Okay Sydney, sind Sie verletzt?" Ich verneinte und schüttelte heftig mit dem Kopf - mein Blick lag steht's auf Jaxons Leiche. „Alles klar, können sie aufstehen? Wir begleiten Sie raus."
Ich erhob mich und stand auf meinen wackeligen Beinen. Wir liefen dem anderen Sanitäter und Chloe hinterher.
Draußen angekommen, nahm mich die Frau mit in einen Rettungswagen und bugsierte mich zu einer Liege. Ich spähte an ihr vorbei und sah, wie allmählich alle Schüler aus der Schule gebracht wurden. Einige mussten Jaxon gesehen haben... Sie schauten verstört, weinten oder saßen auf dem Boden.
Ich hatte nicht nur einen Menschen getötet, sondern auch viele andere verstört!
„Komm ich ins Gefängnis?", fragte ich die Sanitäterin. „Man wird Sie befragen, aber ich denke mal nicht, dass Sie den Amoklauf angezettelt haben. Trotzdem müssen Sie gleich mit der Polizei mitfahren, nachdem wir uns sicher sind, dass Sie körperlich keine Schäden davongetragen haben."
Ich nickte schwer atmend. Ich schaute wieder zu der Masse an Schülern rüber und entdeckte mit Leichtigkeit Aiden und die anderen.
„K- Könnte ich vielleicht kurz zu meinen Freunden", fragte ich stotternd die Sanitäterin. Sie schüttelte mit dem Kopf.
Ich sah, wie Aiden und auch alle anderen um sich herum schauten und wahrscheinlich nach mir Ausschau hielten. „Bitte, es ist wirklich wichtig!" Sie verneinte wieder. Grimmig musste ich ihnen zugucken, wie sie in Panik gerieten und rumliefen. Dann begegnete ich Aidens Blick. Es war gerade mal für eine Millisekunde. Danach schweifte sein Blick weiter. Aber schon nach einem kurzen Moment wirbelte er herum und schaute mir direkt in die Augen. Er hatte mich ohne Zweifel erkannt und rannte sofort auf mich zu. Die Sanitäterin war abgelenkt, weshalb ich mich zitternd aufrichtete und aus dem Rettungswagen stürmte. Polizisten riefen mir hinterher, aber mich konnte nichts aufhalten. Nach dieser Sache brauchte ich ihn - und nur ihn. Wenn ich festgenommen werden würde, sähe ich ihn sowieso nur zu einer begrenzten Zeit. Da war mir das hier alles wert. Und wenn mir Polizisten in den Weg kämen...
Aiden und ich prallten so heftig zusammen, dass es schon weh tat.
„Geht es dir gut? Was ist passiert? Warum warst du im Rettungswagen?", fragte er hastig.
„Ich habe ihn getötet", flüsterte ich ganz nah an seinem Ohr. Er versteifte sich.
„Wen hast du getötet?", fragte er unter Schock, sodass sich die ganze Umarmung komisch anfühlte.
„Jaxon", hauchte ich. „Ich habe ihn erschossen, nachdem er Chloe und mich fast getötet hätte." Ich zitterte immer stärker und musste mich an seinen Schultern festhalten.
„Ist schon gut", erwiderte er. „Du hast das Richtige getan."
Aiden schaute an mir vorbei und im nächsten Moment begegnete ich ähnlichen Augen. Aidens Dad, Fred, nickte Aiden zu.
„War er das?", fragte Fred. Ich nickte und klammerte mich gleichzeitig an Aiden fest.
Die Blaulichter blendeten mich und die weinenden, rufenden und schreienden Schüler machten mich immer nervöser.
Fred nickte wissend und wendete sich dann über Funk an die anderen Cops.
Sofern die Schüler nicht verletzt waren, sollten sie von einem Erziehungsberechtigten abgeholt und von dem Tatort weggeschaffen werden.
Nach dem Befehl holte Fred sein eigenes Handy raus und rief Alicia an. Sie sollte Aiden, Haylie und mich abholen. „Werde ich jetzt nicht mitgenommen, befragt oder verhaftet?", fragte ich Fred. „Du wirst in nächster Zukunft über diesen Jungen ausgefragt. Über alles. Aber für's Erste kommst du nach Hause. Wir wissen Bescheid, wer den Amoklauf angezettelt hat und wir wissen zur Hälfte, warum du ihn getötet hast. Das reicht erstmal soweit. Wir sorgen dafür, dass hier aufgeräumt wird."
Die nächsten Minuten war ich nur halb anwesend. Ich bekam mit, wie mich Aiden zu dem Parkplatz bugsierte und wir zwischendrin Haylie aufgabelten. Chloe saß noch komplett verstört in einem der Rettungswagen. Es tat mir verdammt Leid, dass sie das erleben musste...
Unter einem Baum schloss Aiden seine Arme um mich herum und gab mir Halt. Es fühlte sich so an, als würde ich mich in einer Blase befinden. Was auch immer in meiner näheren Umgebung passierte, ich bekam es nicht mit.
„Es ist jetzt alles gut", flüsterte mir Aiden zu und küsste meine Schläfe. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben, weder vor ihm, noch vor dem Schmerz oder der Liebe. Er ist fort und kann dir nie wieder etwas antun. Du bist bei mir sicher."

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Hello friends,
es tut mir soooo Leid, dass ich nach dem Cliffhanger erst so spät das nächste Kapitel geschrieben habe...
Bei mir war leider die Tage einiges los, so sorry!!
Ich hätte jetzt eine Frage an euch...
soll dieses Kapitel das offizielle Ende sein? (Danach kommt natürlich noch ein Epilog)
oder soll ich noch weiter schreiben und wenn ja, habt ihr Ideen, was passieren soll?
(Ich persönlich bevorzuge das Erste)
Ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat und ihr zufrieden damit seid, dass Sydney nicht gestorben ist.

The fear of loveWhere stories live. Discover now