-chapter 10-

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„Mom?", rief ich durch das Haus, da es mittlerweile schon 10 Uhr war und sie immer noch nicht aus ihrem Schlafzimmer kam. Ich krabbelte also aus meinem Bett und machte mich auf den Weg zu ihrem Schlafzimmer. Erst klopfte ich und lauschte dann. Kein einziges Geräusch kam aus dem Zimmer und das blieb auch so, nachdem ich mehrmals geklopft hatte. „Mom!", rief ich jetzt nun lauter. Nachdem wieder nichts passierte, öffnete ich einfach die Tür und war überrascht ein leeres Bett zu sehen. Sie war die ganze Zeit über weg, das heißt, dass sie gestern gar nicht nach Hause gekommen war. Schnell kramte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und suchte nach ihrer Nummer. Ich fand sie schnell und rief sofort an. Nach kurzem Warten hörte ich ihre Stimme und wollte schon anfangen zu reden, allerdings merkte ich sofort, dass es ihre Mailbox war. Ich fing an zu zittern und es fiel mir schwer das Handy in der Hand zu halten. Ich raufte mir die Haare und rannte nach unten in die Küche, um zu gucken, ob sie irgendwo einen Zettel hinterlassen hatte. Aber auch das war nicht der Fall. Auch im Wohnzimmer war nichts, was verraten würde, wo sie jetzt gerade war. Langsam wurde ich wütend, da ich ihr immer sagte, ob und wo ich wann mit wem hingehen würde. Nach kurzem Überlegen fiel mir dieser Mann ein, den sie vor einigen Tagen angeschleppt hatte. Zwar kannte ich ihn überhaupt nicht, aber wenn sie ihn jetzt über mich stellen und mir nichtmal Bescheid sagen würde, dann mochte ich ihn jetzt schon nicht.
Nachdem ich meine Wut und auch ein wenig Sorge zügelte, schrieb ich Aiden zurück.

Ich: Also zu deiner Frage bzw Aussage. Nein ich sitze nicht nur alleine zu Hause. Meistens ist meine Mom noch da, aber da sie jetzt nicht da ist, gehe ich zur Stadtbibliothek.

Er laß es, antwortete aber nicht. Genau wusste ich auch nicht, warum ich ihm geschrieben hatte. Normalerweise würde ich es ja Mom erzählen, aber weil sie nicht da ist, erzählte ich es einfach ihm. Schaden kann es ja nicht.

Als ich mich zu Fuß auf den Weg in die Bibliothek machte, hörte ich wie immer Musik. So musste ich mir keine sinnlosen Gespräche von den Nachbarn in ihren Gärten anhören. Und wie beim Lesen konnte ich mich komplett darauf konzentrieren und bekam somit die Umgebung eh nicht richtig mit.
Nach dem kurzen Fußmarsch stand ich vor dem Gebäude und betrat es. Ich zog in Geruch tief ein und schlenderte durch die Gänge der hohen Bücherregale. Ich nahm mir ein paar Bücher raus und setzte mich auf einen bequemen Sessel. Eine Weile lang sah ich mir die einzelnen Bücher an, um dann zu entscheiden welche ich kaufen oder ausleihen wollte. Eins hatte mich sehr angetan und nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, brachte ich die übrigen Bücher zurück an ihren Platz und lieh mir das Buch erstmal aus.
Mittlerweile war es schon Mittag und Mom hatte mich bis jetzt noch nicht zurück gerufen. Stirnrunzelnd lief ich weiter und war nach kurzer Zeit in unser Nachbarschaft. Ich bekam eine Nachricht und guckte auf mein Handy.

Aiden: Wie ich sehe, bist du ja endlich zurück
Ich: Definiere „endlich"
Aiden: Naja da ich ein sehr aufmerksamer Nachbar bin, weiß ich, dass deine Mom nicht zu Hause ist und du gleich alleine sein wirst.
Ich: Stalker.

Die Konversation endete hier und ich ging weiter zu unserem Haus. Bevor ich meinen Schlüssel suchen konnte, spürte ich, wie mich jemand beobachtete. Ich guckte nach links und sah sofort Aiden, der an seinem Fenster stand. Als er mich sah, grinste er und zwinkerte wieder. Ich verengte nur wieder meine Augen und suchte weiter. In jeder Tasche hatte ich gesucht - und das mehrmals - aber ich konnte ihn nicht finden.

Aiden: Na, Schlüssel vergessen? ;)
Ich: Nein! Der ist nur in irgendeiner Tasche sehr tief drin.
Aiden: Meine Mom, mein Dad und Haylie sind nicht zu Hause...
Ich: Schön für dich
Aiden: Ich meine damit, dass du auch zu mir hoch kannst. Willst du jetzt etwa da in der Sonne hocken??

Ich schnaubte und ging genervt zu meinem wundervollen Nachbar...
Ich klingelte und sofort machte ein grinsender Aiden die Tür auf. „Du bist nur der Bruder einer Freundin, der mich freundlicher Weise nicht in der Hitze verbrühten lässt!", ermahnte ich ihn und hielt dabei meinen Zeigefinger direkt vor sein Gesicht. Er guckte schmollend in meine Augen und murmelte dann: „Betrunken hast du mir besser gefallen". Ich dachte ich hatte mich verhört, aber das Gegenteil schien der Fall zu sein. Also schaute ich ihn nur ungläubig an und schüttelte seufzend mit dem Kopf. „Wieso bist du eigentlich an so einem heißen Tag so warm angezogen?", fragte er neugierig. Ich schaute ihn mit einem Killerblick an und antwortete einfach: „Es war gemütlich und so heiß ist es gar nicht". Nun schaute er mich ungläubig an. „Ich hole dir ein T-Shirt", sagte er und war schon direkt nach oben verschwunden. Ich setzte mich auf die Couch im Wohnzimmer und schaute mir ein paar Familienfotos an, die auf den Regalen und Fensterbrettern standen. Bei einem Bild blieb ich hängen.... Es sah meinem Foto von meinem Nachtschrank sehr ähnlich. Haylie saß auf Aidens Schultern und die Eltern standen neben ihnen. Ich stand auf und nahm es von dem Regal. Ich schaute es mir näher an und sah, wie süß sie beiden als Kinder waren. Ich lächelte schwach, aber könnte gleichzeitig weinen. Es sah meinem Bild so ähnlich, nur dass alle vier von dem hier noch lebten. Ich hörte Schritte hinter mir und packte das Bild schnell zurück. Zu spät. Aiden hatte es bereits gesehen und fragte einfühlsam: „Möchtest du vielleicht reden?". Ich schüttelte bestimmt meinen Kopf und nahm das T-Shirt dankend an. Ich verschwand im Gästebadezimmer und zog meinen Pullover aus. Ich zog das Shirt an und dachte, dass er eins von Haylie genommen hatte. Doch dieses war viel zu groß und roch auch nach ihm. Ich ertappte mich dabei, wie ich extra nochmal an dem T-Shirt roch. Ich hatte mir selber gerne gegen den Hinterkopf geschlagen, denn so naiv sollte ich nicht wieder sein. Bevor ich raus ging, blickte ich auf meine Unterarme. Mondförmige Narben saßen in meiner Haut, die von ihm stammten. Wenn er mich gepackt hatte, bohrte er bei jeder Gelegenheit seine Fingernägel in mein Fleisch. Als ich daran denken musste, bekam ich wieder diese Gänsehaut und meine Nackenhaare stellten sich auf. Schnell schüttelte ich die Gedanken weg und ging raus. Doch plötzlich stoppte ich. Als Aiden mich heute morgen in Unterwäsche gesehen hatte, hatte er da alle Narben an meinem Körper gesehen? Nervös ging ich weiter und versuchte erneut die Gedanken zu verdrängen. Dabei schaute ich auf den Boden und lief unbeirrt weiter, bis ich gegen eine harte Brust stoß. „Oh mein Gott, das tut mir Leid ich-", sagte ich sofort, wurde aber unterbrochen. „Ist doch alles gut, bist du die selbe Sydney wie eben gerade?", fragte er lachend. Ich schaute ihn grimmig an, wurde dabei aber rot, weshalb ich sofort wieder auf den Boden schaute. Ich spürte eine Hand an meinem Kinn, die mich zusammenzucken ließ. „Hey, ist doch alles gut, wieso bist du so ängstlich? Ich wollte dir nur sagen, dass es süß ist, wenn du rot wirst und es nicht verstecken musst", sagte er ruhig und guckte dabei intensiv in meine Augen, während seine Hand weiter an meinem Kinn lag. Ich verirrte mich in seinen strahlenden Augen und starrte ihn einfach nur an. Sein Blick schweifte für einen Wimpernschlag zu meinen Lippen. Das ging so schnell, dass ich mich auch geirrt hätte können. „Aiden...", flüsterte ich so leise, dass ich mich fragen musste, ob er es gehört hatte. „Hast du Hunger? Wir könnten zusammen kochen", meinte er und wendete sich von mir ab.

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Ich hoffe euch hat Kapitel 10 gefallen <3

The fear of loveWhere stories live. Discover now