-chapter 16-

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„Was?", fragte er und schaute mich entgeistert an. „Du hasst mich nicht oder?", stellte ich meine Frage erneut und lachte gespielt, doch ich hätte weinen können. Innerhalb einer Woche wurde mein Leben auf den Kopf gestellt, ohne dass ich es wollte. Im Gegenteil... ich hatte mich so sehr dagegen gesträubt, doch letztendlich hat es nichts gebracht...
Aiden schwieg und schaute mich an, als wäre ich ein fremder Mensch, der in seinem Bett lag. „Naja... wenn du das alles nur tust, damit ich genügend Aufmerksamkeit bekomme, um still und artig zu sein, kannst du es lassen. Das brauche ich nicht", sagte ich niedergeschlagen und versuchte mich wieder aus dem Bett zu quälen. Aiden packte mich wieder und rüttelte an meinen Schultern. „Sydney, ich habe keine Ahnung wovon du redest, aber bitte- jetzt ist der einzige Zeitpunkt, an dem du still sein musst. Du hast keine Ahnung wovon du redest. Wenn du nicht innerhalb von 5 Minuten schläfst, stelle ich dich unter die eiskalte Dusche!", sagte er und es klang wie ein ernstgemeinter Befehl.
Ich blickte auf meine Hände und zitterte wieder. Ohne einen triftigen Grund bahnten sich Tränen in meine Augen. Ich zog die Luft tief in meine Lungen, als würde ich sonst ersticken. Aiden bemerkte nichts und ging runter zu seinen Freunden. Ich hörte sie kurz diskutieren, doch schon nach wenigen Sätzen blendete ich sie aus. „Ich will zu Mason", murmelte ich unter Tränen zu mir selber und erhob mich. Wie in einer schalldichten Blase lief ich zum Fenster und öffnete es, sodass ich auf den Balkon gehen konnte. Stumpf stand ich unter dem Nachthimmel und guckte hoch. Es war eine sternenklare Nacht und der Halbmond schien in mein Gesicht. „Ich hoffe du bist da oben", flüsterte ich und drehte mich einmal im Kreis. „Ich würde gerne näher kommen Maymay", sagte ich und lächelte.
Mein betrunkenes Ich hatte den Verstand verloren und kletterte auf die dünne Absperrung des Balkons. Ich lächelte und schloss die Augen. Der Wind wehte durch meine pechschwarze Haare. Es hätten nur Sekunden sein können, da ich auf diesem Geländer niemals lange hätte stehen können. Doch das zählte für mich in dem Moment nicht. Ich wollte nur zu Mason und ich dachte, dass ich ihm näher kommen würde, wenn ich an einem höheren Punkt wäre. Tatsächlich hatte ich das Gefühl ihm näher zu sein und lächelte über diese Erkenntnis. Doch natürlich kam ich irgendwann ins Schwanken - es war eben nur ein Geländer.
„Sydney!", hörte ich eine gedämpfte Stimme schreien und im nächsten Moment wurde ich ruckartig von einer Person am Bauch zurück gezogen. Ich ließ mich einfach fallen und tat nichts. Kein Schrei übermannte meine Lippen, kein Zucken meiner Muskeln und dieses Mal auch kein Lächeln auf meinen Lippen. Wie in Zeitlupe plumpste ich auf den Boden, doch bevor mein Kopf den Boden berührte, fiel er auf etwas weicheres, das ich als Beine identifizieren konnte. Ich schaute wieder nach oben, doch statt eines dunklen Nachthimmels sah ich blaue Augen und ein Mund, der panisch Wörter und Sätze formte. Mein Gehör schien wie weggeblasen zu sein. Ich spürte weiche Hände, die durch meine Haare strichen und etwas nasses auf meiner Wange. Ich hob langsam meinen Arm und wischte es weg. Meine Tränen waren es nicht. Ich schaute wieder hoch und sah seine glasigen und panischen Augen. Nun lächelte ich doch, ließ meinen Arm zu seiner Wange wandern und wischte auch seine Tränen weg. Ich wollte nicht, dass er weinte. Ich wollte doch nur näher zu Mason.

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Ich öffnete meine Augen und atmete schnell aus. Sie Sonne schien wie gestern durch das Fenster und ich lag wieder nicht in meinem Bett. Stattdessen lag ich mit dem Rücken zu einer Person, die seine Arme fest und meinen Bauch klammerte - Aiden.
Gedankenfetzen von gestern kamen mir in den Sinn und ich erschrak. „Was ist los?", grummelte er und umschloss meinen Bauch noch fester. „Ich bin so eine Idiotin", flüsterte ich und drehte mich mit dem Gesicht zu ihm. „Was habe ich angestellt?", fragte ich nervös und verunsichert. „Genug", sagte er und öffnete seine wundervollen Augen. Trotz seines letzten Wortes lächelte er und zog mich an seine Brust. „Du hast mir gestern mehrere Herzinfarkte gegeben Syd. Was hast du dir dabei gedacht?", hakte er nach. „Sie hasst mich", hauchte ich und versteckte mein Gesicht in seinem T-Shirt. Mein Körper reagierte wie immer auf jeden einzelnen Körperkontakt mit einer Gänsehaut, weshalb ich schon eine Ganzkörper-Gänsehaut hatte. „Meine Mom...", flüsterte ich. „Ich habe sie angeschrien, woraufhin sie es auch tat. Jaxon und meine alten Freunde würden ihr Leid tun, weil ich nach dem Tod von Dad und Mason zu wenig Aufmerksamkeit hatte und sie so alle genervt hatte. Sie hat bestimmt Recht sonst-", sagte ich, doch weiter ließ er mich nicht reden. Er nahm mein Gesicht und legte seine Hand auf meinen Mund. Verwirrt schaute ich ihn an, woraufhin er sagte: „Laut den Dingen die du mir erzählt hast, stimmt ihre Anschuldigung nicht. Dein- Freund", sagte er und betonte das Freund sehr verbittert, „und du haben euch mit dem Umzug getrennt oder? Und deine früheren Freunde haben sich nach dem Unfall von dir abgewendet. Also sag mir, in wie fern es deine Schuld war. Aufmerksamkeit hast du bestimmt nach dem Unfall gesucht, aber wer tut das nicht? Du hast nie die Liebe bekommen, die du verdient hast. Es war ein stummer Schrei, den niemand gehört hat. Aber ich bin da und vielleicht wirst du irgendwann sagen können, dass du lieben kannst. Aber bitte, bitte verschwinde nicht und liege betrunken auf einer Bank rum. Stell dir mal vor die Jungs hätten dich nicht gefunden oder es hätten dich ganz andere mitgenommen. Eine Frage habe ich... wie weit kannst du dich an Sachen erinnern?"
„Nach dem Streit mit meiner Mom haben sich meine Sinne ausgeschaltet und ich bin irgendwo in ein Supermarkt gelaufen. Da habe ich paar Sachen gekauft und bin weiter gelaufen zu irgendeiner Bank außerhalb der Stadt. Ich habe getrunken und bin irgendwann eingeschlafen. Als nächstes erinnere ich mich an Jackson und daran, dass ich im Bett aufgewacht bin und du gesagt hast ich solle schlafen", murmelte ich leise und schämte mich. „Mehr nicht?", fragte er. Ich schüttelte mit dem Kopf und roch an seinem Shirt. „Wieso bist du nicht zurück gekommen?", fragte er und fuhr sanft mit seinen Fingern über meinen Rücken. „Es war unangenehm wegen dem-", sagte ich und schaute ihn mit großen Augen an. Er nickte verständlich und ließ mich los. Ich richtete mich auf, zog meine Knie an und legte meinen Kopf auf sie. Ich seufzte, schaute an die Wand und dachte nach. Ich sehnte mich nach etwas - nach einer Person. Doch ob es dieses Mal Mason war, wusste ich nicht. „Woran denkst du?", fragte er und funkelte mich mit seinen strahlenden Augen an. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich denken oder fühlen soll", antwortete ich und biss erneut auf meine Unterlippe. Aiden schmunzelte und ich sah, wie er mich anstarrte und dann wieder lächelte. „Was ist?", fragte ich lachend, doch er grinste nur.
„Heute ist doch Montag? Was ist mit der Schule?", fragte ich und richtete mich schnell auf. „Es ist gleich 9 Uhr. Wir könnten zur dritten Stunde hingehen. Dann haben wir eben einen Block verpasst", sagte er schulterzuckend. Daraufhin erhob ich mich und ging zum Türrahmen. Ich zögerte und schaute ihn fragend an. „Saubere Zahnbürsten sind in dem kleinen Schrank unter dem Waschbecken", sagte er und lachte. Ich lächelte zurück und verschwand für die nächsten Minuten im Badezimmer.
Als ich fertig war und eine Kopfschmerztablette einnahm, fuhr ich mit Aiden zur Schule.
Als wir ausstiegen, sah ich Aidens Freundesgruppe auf dem Parkplatz. Sie tuschelten kurz, als sie uns sahen, doch als wir auf sie zugingen, hörten sie auf und sahen uns an. Andrew gab Jackson einen Seitenblick, der sehr komisch aussah. Ich schaute hoch in Aidens Gesicht, in dem sich Panik verbreitete. Ich schwieg, wusste aber, dass hier irgendetwas lief. Vielleicht würde Aiden es mir irgendwann erzählen, aber ich hatte nicht vor ihn auszufragen.

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Hoffe euch hat das 16 Kapitel gefallen <33

The fear of loveWhere stories live. Discover now