-chapter 20-

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„Syd, bitte höre mir zu. Wir gehen heute nach der Schule zusammen zu mir und ich erkläre dir alles okay?", sagte er und sah mich aus seinen blauen Augen flehend an. Andrew seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich habe dich echt gern Aiden, aber du wolltest es und jetzt steh auch verdammt nochmal dazu", konfrontierte er ihn. Aiden schaute mich panisch an und schüttelte mit dem Kopf. „Andrew lass es. Ich erkläre es ihr, wenn wir an einem anderen Ort sind - nicht hier", sagte er und sah nun zu Andrew. Dieser schüttelte mit dem Kopf. „Das tust du nicht".
Die nächsten Worte ließen alles zusammen fallen. Alles, was jemals zwischen mir und Aiden war. All das Vertrauen und auch die Zuneigung, die er von mir bekommen hatte und ich von ihm, war wie weggeblasen. Es bestätigte meine Gedankenzüge, die ich hatte, bevor ich ihn richtig kennengelernt hatte. Es ließ mich die Angst vor der Liebe spüren...
„Sydney du warst nur eine Wette. Hast du dich nie gefragt, warum er schon seit Anfang an bei dir war? Oder wieso er dich nach dem Sport nach Hause gefahren hat. Und wieso er an dem Freitagabend dich betrunken mit zu sich genommen hat. Es hatte alles nur einen Grund. Er hat sich freiwillig dafür gemeldet, dass er es schaffen wird dich rumzukriegen. Der einzige Grund, warum er noch bei dir ist ist, weil die Wette war, dass du zu ihm „Ich liebe dich" sagen musst. Ich fand das schon ganze Zeit nicht gut und war auch nicht dafür, dass er das mit dir abziehen sollte, aber er wollte sich beweisen. Als du einmal in deinem Zimmer warst und wir alle bei Aiden im Zimmer, habe ich dich gesehen. Weißt du, was er an dem Tag gesagt hat? Er meinte, dass die Wette leicht wird, da du ein erbärmliches Mädchen bist, was eh noch nie jemand richtigen hatte. Du warst nur eine Wette für ihn und mehr nicht".

Ich konnte es nicht glauben. Ich wollte es nicht wahr haben. Ich habe der Liebe eine zweite Chance gegeben und wieder wurde ich verletzt. Und er wusste es. Er wusste, was ich durchgemacht hatte. Er wusste, was er mit mir gemacht hatte. Und er wusste auch, dass ich nie richtige Liebe verspüren konnte. Aiden war der erste. Ich hatte es zwar nie zugegeben, aber wenn diese Gefühle, die ich hatte Liebe waren, dann war es die richtige Liebe.

Mein Körper zitterte. Tränen fielen wie ein Wasserfall aus meinen Augen und strömten über meine Wangen. Ich hatte das Gefühl, als wenn ich nichts mehr hören konnte. Plötzlich waren meine Sinne ausgeschaltet. Diese Worte waren schlimmer, als jeder einzelne Schlag, Stritt oder eine andere körperliche Verletzung. Ich war mir bei Aiden einfach so sicher, doch letztendlich wusste ich, dass ich für ihn rein gar nichts war. Er hatte mir vorgespielt mich zu mögen oder Interesse zu haben. Er hatte mich geküsst. Mir gezeigt, dass er mich anscheinend liebte. Wenn ein Herz zersplittern könnte, dann tat es meines gerade.
Verletzt und fassungslos guckte ich zu Aiden hoch. Er starrte einfach auf den Boden. Eine stumme Träne kullerte ihm übers Gesicht. War das sein Ernst? Wieso sollte er denn jetzt heulen? Heulte er, weil seine Wette aufgeflogen war und er sie nicht mal geschafft hatte? Wahrscheinlich.

Ohne auch nur noch einen Blick in seine Augen, die so wunderschön waren und mich sicher gefühlt lassen haben, trugen mich meine Beine zu der großen Tür der Bibliothek. Dabei lief ich an Andrew vorbei, der mich entschuldigend ansah. Ich schaute geradeaus und lief Mitten in die Schülermasse hinein. Als wäre es eine andere Welt, ging hier alles schnell. In dem Raum mit Aiden und Andrew hat es sich so angefühlt, als würde die Zeit stehen bleiben, aber hier verging sie wie im Fluge. Einige Schüler schauten mich komisch an oder tuschelten mit ihren Freunden. Mir war das alles egal.

„Sydney!", hörte ich Aidens Stimme, doch kurz darauf war ich aus dem Gebäude raus und lief von dem Schulgelände weg. Je weiter ich mich entfernte, desto stärker wurde der Schmerz. Nun wahr ich mir komplett sicher... ich hatte diesen Jungen geliebt. Aber wie schon letztes Mal hatte ich sie nicht verdient. Irgendwas wollte nicht, dass ich geliebt werde. Vielleicht war das der Kompromiss mit dem Tod. Ich durfte weiter leben, während Mason und Dad sterben mussten. Als Bestrafung würde ich niemals geliebt werden. Doch wenn das wertvollste, was ein Mensch besaß, nämlich das Leben, für mich nicht wertvoll sein kann, wie sollte ich dann überleben. Ich war zu schwach, um auf eigenen Beinen zu stehen. Aiden war meine Schütze, doch die wurde mir nun auf brutalste Weise weggerissen.
Je länger ich über die ganze Sache nachdachte und auch über die Worte von Andrew wurde mir alles klar. Natürlich war er von Anfang an bei mir... ich war seine Wette. Er hatte mir geholfen, mich nach Hause gebracht, mich zu ihm bringen lassen, mich beschützt und mich sicher fühlen lassen. Alles nur aus diesem einen Grund... ich war seine Wette. Diese Worten hallten in meinem Kopf und ich hatte das Gefühl, dass sie von tausenden Menschen in meinen Kopf geschrien wurden. Ich fasste an meine Schläfe und rieb mir über mein Gesicht. Die Tränen flossen von alleine weiter und machten meine Wangen komplett nass.

Meine Beine brachten mich einfach irgendwo hin und es stellte sich als den Wald heraus. Dieses Mal hörte ich nur keine Vögel, kein Wind, der durch die Baumkronen zog und auch kein Geraschel der Blätter, die meine Füße vor sich her warfen. Nur diese Stimmen in meinem Kopf, die nicht gehen wollten. Sie brüllten weiter auf mich ein und ließen mich verrückt werden. Ich hatte das komplette Raumgefühl verloren. Genau so wie das Zeitgefühl und meinen Orientierungssinn. In mir machte auf einmal gar nichts mehr Sinn. Dieses kaputte Herz, das überforderte Gehirn, die nach Luft ringenden Lungen, die schwachen Muskeln und das Blut, dass stark durch meinen Körper gepumpt wurde.

Schon nach wenigen Schritten auf dem kühlen Waldboden, gaben meine Knie nach und ich fiel auf sie. Ich zitterte am ganzen Leibe und schaute auf meine Hände. Die Stimmen wurden immer lauter und meine Gedanken an Aiden verdoppelten sich. Und dann schrie ich. Es war ein herzzerreißender Schrei und bereitete mir selber eine Gänsehaut. Diese Lüge, dieser Betrug, dieses Vorspielen, diese scheiß Wette! Sie lösten mächtige Gefühle in mir aus - Angst, Hass, Wut, Schmerz und Trauer. Ich wollte, dass es mit Aiden klappt. Ich wollte ihn fragen, ob etwas aus uns werden könnte. Und so kitschig es auch klingen mochte, ich wollte, dass wenn ich an meinem Abschlussball unsere Treppe herunter gehe ihn sehen würde. Niemand anderen. Ich wollte einfach nur, dass Aiden mich liebte.
Aber es sollte so nicht sein.

Erschöpft legte ich meinen Kopf auf meine Beine und legte meine Arme schützend über sie rüber. Ich weinte bitterlich und hoffte einfach nur, dass ich irgendwann nicht mehr weinen könnte. Ich hoffte, dass der Schmerz vergehen und nie wieder zurückkehren würde. Konnte man an einen Punkt angelangen, an dem es so viel Schmerz in einem geben würde, sodass nicht mehr rein kommen könnte? War irgendwann Stop und es könnte nur noch besser werden, da man an dem tiefsten Punkt im Leben angelangt war? Ich dachte ich war an diesem Punkt. Was sollte jetzt noch schief gehen? Letztendlich eine ganze Menge, doch mehr Schmerz wie jetzt, ging nicht. Es war vorbei und könnte nicht mehr werden. Selbst Alkohol könnte nichts vertuschen. Ich war naiv und daran wird niemals irgendetwas ändern können.

Ich bin wieder an dem selben Ort, wie vor einiger Zeit. Ich wollte nur noch zu Mason und egal mit welchen Mitteln oder Wegen. Er war der einzige Mensch, der mir immer treu geblieben war und ich wollte zu ihm.

Koste es was es wolle.

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Hey friends :))
Ich hoffe ihr seid mir nicht all zu böse, aber die Idee mit der Wette hatte ich schon von Anfang an.
Freut euch auf die nächsten Kapitel <33

The fear of loveWhere stories live. Discover now