Sternenliebe Kapitel 58

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Sternenliebe


Kapitel 58



Merlin lag am nächsten Morgen noch im Bett, als Arthur aufstand und ihn fragend anblickte. Seit Malakir den Morgen davor ihr Quartier verlassen hatte...hatte Merlin ihn nicht gesehen. Auch hatte er sein Quartier nicht verlassen, grübelte und war nicht bester Laune. Arthur ließ ihn in Ruhe, als sie an diesem Abend ins Bett gingen, sprach das Thema auch nicht an. Er kannte seinen Gefährten inzwischen gut genug, um zu wissen, das er etwas Zeit und Abstand brauchte. Doch nun war ein neuer Tag angebrochen.

„Willst du nicht aufstehen?"

„Nein."

Arthur kam wieder neben ihn ins Bett und sah ihn an. Er wusste, das ihm immer noch diese Sache mit Malakir zu schaffen machte. Er konnte einfach nicht nachvollziehen, was Merlin so beschäftigte. Vielleicht lag es auch daran, das er nicht umsetzen konnte, was es bedeutete, eine Familie zu haben und nicht nur daran, das er keine Emotionen hatte. Energiewesen lebten auf Anara bis zu ihrem Tod allein, selbst Freundschaften waren dort nicht erlaubt. Und eigentlich auch nicht möglich, da sie absolut keine Gefühle hatten.

Wenn er ehrlich zu sich selbst war, konnte er den Gedanken, allein zu sein...nicht mehr als selbstverständlich sehen. Er war allein gewesen, bis zu dem Augenblick, als Merlin in sein Leben trat. Danach war er nie wieder einsam, im Gegenteil...es gesellten sich noch Leute dazu. Freunde zu haben war für das einstige alleinlebende Energiewesen etwas Außergewöhnliches, das er nicht mehr missen wollte.

Doch...es so zu sehen, wie Merlin...war ihm nicht möglich, denn sein Gefährte sah das aus emotionaler Sicht...dort, wo Merlin fühlte...dachte er logisch und rational.

„Merlin...ich verstehe dich nicht. Okay...du hast dich mit Malakir gepaart. Das ist aber kein Grund, jetzt so zu reagieren...Malakir sieht das auch locker. Es ist jetzt geschehen und nichts kann das ändern, abgesehen davon, das es schön war."

„Und das ist das Schlimmste, das es mir gefallen hat."

„Du bist das unlogischste Wesen, das ich kenne und total irrational."

„So bin ich eben. Ich kann nicht so sein wie du. Du schläfst mit Barin, ohne das du irgendwelche Probleme hast. Malakir ist wie meine Familie...er und Dalia und auch Barin."

„Es war nur eine Paarung und Barin wollte etwas lernen. Und weiter? Wir paaren uns mit vielen hier auf dem Schiff...und nie hast du irgendwelche Bedenken gehabt, außer hier...ich kann das nicht logisch nachvollziehen. Malakir ist ein männliches Lebewesen wie jeder andere auch, und nicht...ich sage das nochmal in aller Deutlichkeit...und nicht blutsverwandt mit dir. Er fand dich attraktiv und wollte dich. Und? Du wolltest ihn auch, sonst hättest du nein gesagt und du kannst sehr bestimmend nein sagen", antwortete Arthur.

Merlin sah ihn an, seine Ausführungen waren korrekt, wie Arthur sagen würde. Er müsste lügen, wenn er sagte, das er ihn nicht gewollt hatte. Mag sein, das der Alkohol seine letzten Hemmungen ausgeschaltet hatte, aber wenn er ehrlich war...wollte er ihn auch, wenn auch unbewusst. Und bei Gott, er hatte es genossen, von Malakir so hart genommen zu werden...immer wieder.

„Ja, du hast ja recht. Ich denke, ich habe mal wieder überreagiert. Ich kann das eben nicht aus deiner logischen Sicht sehen...bei mir regieren die Emotionen. Und ich dachte eben, das es falsch war, es mit ihm zu tun. Vielleicht hatte ich auch nur Angst, weil bei so etwas die Freundschaft auf der Strecke bleiben kann."

„Das mag ja bei deinem Volk so sein, aber nicht bei Malakirs Volk. Santos und Sharkar sind auch deine Freunde. Und was ist passiert? Nichts, sie sind es immer noch, auch nachdem du dich mit ihnen gepaart hast und das nicht nur einmal", wandte Arthur ein.

Merlin dachte einen Moment nach und sagte

„Ja, du hast wahrscheinlich recht...manchmal sehe ich das viel zu eng. Doch bei Malakir ist es anders...er ist nicht nur mein Freund...er ist Familie. Ich weiß, du kannst mit dem Wort nichts anfangen, weil du nie eine hattest. Aber jetzt, nachdem meine Familie nicht mehr ist...hat diesen Part Malakir eingenommen. Deshalb ist es etwas komisch für mich...ich weiß auch nicht, wie ich es dir erklären soll. Am besten denke ich einfach nicht mehr darüber nach und hake es ab."

„Das wäre auch besser...für alle. Und du musst es ja nicht wieder tun, wenn du dich dabei nicht wohl fühlst.", sagte Arthur und küsste ihn, seine Hände gingen auf Wanderschaft unter der Decke. Er musste schon gestern Abend auf seinen Gefährten verzichten...das ging gar nicht. Merlin lächelte

„Was soll das?"

„Was denkst du?"

„Das du dein wunderbares Teil in mir versenken willst und ich dich vorher dort verwöhne?"

Arthur nickte und küsste ihn wieder

„Es wäre ein Anfang."

Merlin grinste, zog die Decke weg und beugte sich über ihn, das Energiewesen stöhnte, als er es in die Tat umsetzte.

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Am Nachmittag ging er durch das Schiff, Arthur war bei Barin und trainierte mit ihm. Er erschrak, als ihn jemand in eine Nische zog und Malakir vor ihm stand und grinste

„Habe ich dich erschreckt?"

„Ja, schon wieder. Was soll denn das?"

Der Piratenführer wurde ernst

„Ich möchte mich entschuldigen...es war nicht recht, was ich tat. Ich sollte deine Entscheidungen und Empfindungen respektieren. Aber du hast so verflucht sexy ausgesehen und der Alkohol...ja, ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber du warst so heiß und..."

„Malakir...es ist gut. Keine Probleme, gut...ich war am Anfang etwas geschockt, aber Arthur hat recht. Wir wollten es beide und du bist nicht allein schuld...ich hätte nein sagen können."

Er grinste

„Hast du aber nicht und es war gut...nicht?"

Merlin nickte

„Ja, bei Gott...das war es...würde man uns alten Säcke gar nicht zutrauen."

„Wer ist hier alt? Wir machen dem jungen Gemüse doch noch was vor", sagte Malakir amüsiert. Er war froh, das es keine weiteren Probleme gab „Aber Arthur kann keiner toppen...tut mir leid."

„Glaube mir...wenn das jemand weiß, dann ich. Okay...wir hatten eine tolle Nacht und vielleicht reden wir darüber, wenn wir wirklich alt und grau sind", sagte Merlin.

Malakir nickte

„Machen wir, mein Freund."

Er zog Merlin in seine Arme und drückte ihn, fragte

„Lust darauf, etwas auf die Promenade zu gehen?"

Merlin nickte und sie gingen beide weiter...zwei Freunde, die sehr eng befreundet waren, fast wie eine Familie und sich wunderbar verstanden.

Merlin sah ihn von der Seite an und sagte belustigt

„Glaube mir, ich hatte an alles gedacht, als ich dich das erste Mal auf dem Schirm der Starshadow sah, aber auf keinen Fall, das ich mal mit dir im Bett lande."

Malakir lachte

„Das Leben geht manchmal sonderbare Wege."

Ja...das war wahr. Er war der beste Beweis dafür.

Malakir sah ihn einen Augenblick schweigend an...ja, er hatte Merlin gewollt und würde es wieder mit ihm tun, aber er respektierte Merlins Empfindungen ihm gegenüber. Das er ihn als seine Familie sah...machte ihn sehr glücklich und er würde ihn nicht noch einmal so kompromittieren.

Aber diese eine Nacht mit Merlin...bereute er nicht!

Und...sie schliefen nie wieder miteinander, aber dieses eine Mal würden beide nicht vergessen.

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Trotz das sie durch das All wanderten, blieb die Zeit nicht stehen. Merlin stand auf dem Aussichtsdeck, er war allein und bewunderte aus nächster Nähe den Kometen, deren Bahn sie kreuzten. Er war so schön anzusehen und Merlin war der einzige Mensch, der ihn je aus solcher Entfernung sah. Hell leuchtete sein Schweif, der ihn unwillkürlich an Arthur erinnerte.

Sein Gefährte war mit Barin auf Raubzug und Merlin war nicht mitgegangen, weil es zu anstrengend für ihn war. Fünfundzwanzig Jahre waren vergangen...wunderschöne Jahre an der Seite des Wesens, das er so sehr liebte. Merlin war jetzt vierundsiebzig und sein silbernes Haar war immer noch so dicht und voll wie als junger Mann, nur das es halt silbrig war. Er sah noch relativ gut für sein Alter aus, aber die Knochen und Gelenke waren nicht mehr so wie vor dreißig Jahren.

Was ihn aber davon abhielt, auf Raubzug zu gehen...war seine Reaktionszeit und er sah auch nicht mehr so scharf. Bei einem Zwischenfall würde Arthur mehr auf ihn achten und Merlin wollte ihn nicht in Gefahr bringen.

Barin war jetzt der Anführer des Piratenvolkes, Malakir war vor zehn Jahren in den Ruhestand gegangen und hatte seinem Sohn das Zepter übergeben, doch er stand Barin mit Rat und Tat immer noch zur Seite. Er war jetzt fünfundsiebzig, sein langes Haar weiß, aber sein Temperament ungebrochen, obwohl auch sein Körper ihm einen Strich durch die Rechnung machte.

Sie hatten gute und auch schlechte Zeiten erlebt und einige Freunde betrauert. Sharkar starb vor zehn Jahren, als sein Schiff bei der Flucht von einem Planeten, denn sie ausraubten, abgeschossen wurde. Sein Gefährte war zusammengebrochen, als Malakir ihm die schlimme Nachricht brachte. Er lebte nun allein und führte sein Bistro, aber glücklich wurde er nicht mehr. Doch alle waren geschockt und am Schwersten hatte es Malakir genommen. Er kannte ihn seit sie Kinder waren, aber Merlin nahm es auch schwer, er hatte viele schöne Nächte mit ihm erlebt. Doch er hatte sich gehütet zu weinen, denn er wollte nicht, das Arthur wieder traurig wurde. Das Sternenwesen hatte ihn getröstet...es war eine schwere Zeit gewesen...für alle.

Barin hatte eine Gefährtin und einen Gefährten. Arkana und Laslo, seine Freundin und Freund aus dem Kindergarten und der Schule hatten sich gefunden und beschlossen, eine Gemeinschaft zu dritt zu gründen. Arkana hatte mit Barin zwei Söhne und mit Laslo eine Tochter. Die außergewöhnliche Familie lebte glücklich zusammen, die Kinder gingen schon zur Schule.

Merlin wunderte sich immer wieder, welche Harmonie zwischen den drei Liebenden bestand...schließlich war so etwas nicht alltäglich, selbst hier nicht. Aber Barin und seine Gefährten konnten sich nicht für einen entscheiden und so lebten sie nun zu dritt. Aber hier in diesem Volk, das inzwischen auch sein Volk war, konnte alles möglich sein. Sie waren eine außergewöhnliche Rasse und Merlin fühlte sich bei ihnen sehr wohl.

Nach Arthurs Einführung in den Sex hatte Barin kurz darauf sich mit Arkana verabredet, die damals auch neunzehn war, denn er hatte ihr versprochen, ihr Erster zu sein. Sie verliebten sich, doch Merlin vermutete eher, das sie sich schon liebten, als sie jünger waren und wurden Gefährten. Etwas später kam Laslo dazu, der beide liebte und in ihre Gemeinschaft eintrat, weil auch sie ihn liebten. Und Barins ältester Sohn würde wohl der nächste Anführer werden...er war jetzt zwölf Jahre und ein aufgeweckter Junge, wie sein Vater es einst war.

Merlin sah die zwanzig Schiffe, die auf ihn zugeflogen kamen und lächelte...sie kamen zurück. Wieder sah er zu dem Kometen, sie hatten ihn schon mal getroffen...vor...dreißig Jahren, er hatte sich nicht verändert, aber Merlin schon.

Wo waren die Jahre hingegangen? Er konnte sich noch gut erinnern, als Arthur so beeindruckt war, als er die Geburt von Barin miterlebte. Nun führte dieses Baby das Piratenvolk und Malakir hatte gute Arbeit geleistet. Er war ein guter Anführer, wie einst sein Vater und sah viele Dinge ähnlich wie er.

Merlin nahm tief Luft und sah ins All...er liebte das Weltall...es war so unendlich...sein Leben nicht. Er machte sich die letzte Zeit Gedanken...er war alt und eines Tages würde er sterben und Arthur zurücklassen. Das Energiewesen lebte noch mal so lange wie er jetzt alt war. Er machte sich Sorgen um ihn...wer würde auf ihn aufpassen, wenn er wieder einen emotionalen Anfall hatte?

Merlin hatte akribisch darauf geachtet, das ihn die Emotionen nicht umbrachten und er war besorgt. Er wusste nicht, wie lange er noch lebte...es könnte morgen schon vorbei sein. Aber eigentlich hatten sie immer so gelebt, denn sie waren sehr oft in Situationen gekommen, in denen Merlin dachte, das es aus war. Doch immer wieder schlugen sie dem Tod ein Schnippchen. Aber er wusste, das er ihn jetzt nicht mehr austricksen konnte...er würde sich Merlin nehmen...irgendwann.

Er schlief nicht mehr mit anderen...es war schwierig, sein Körper war einfach nicht mehr so fit. Malakir ging es ähnlich und sie beide mussten dann schon mal nach einen Mittel greifen...eine Erektion war nicht mehr selbstverständlich. Doch mit seinem Gefährten schlief er noch, obwohl er sich nicht mehr so wohl dabei fühlte.

Sein Körper war alt und er war nicht mehr so sexy...die Haut verbraucht und die Falten nicht wegzudenken. Er konnte Arthur nicht verstehen, das er ihn immer noch begehrte. Er hatte gestern Nacht zu ihm gesagt „Arthur...ich bin nicht mehr so sexy...was findest du an mir?"
Doch das Energiewesen hatte geantwortet „Merlin...du wirst immer schön und begehrenswert für mich sein und wenn du zweihundert Jahre alt würdest."

Leider wurde er das nicht.

Er bereute nichts...nicht, das er die Erde verlassen hatte, seine Freunde, die sie noch ein paar Mal besuchen waren. Doch beim letzten Besuch war Jilli gestorben, vor sechs Jahren. Sein Herz versagte einfach den Dienst und sein Gefährte fand ihn morgens tot im Bett. Merlin hatte sehr getrauert, aber darauf geachtet, das Arthur das nicht so mit bekam. Die anderen hatten sich über seinen Besuch gefreut, alle schon sehr betagt...der Abschied fiel dementsprechend schwer, denn es war wohl das letzte Mal, das sie sich sahen...das wussten alle.

Sie hatten auch öfter Ceylona besucht und Yarin, wenn auch still und heimlich, da auch Energiewesen auf dem Planet waren...er war jetzt im Ruhestand und sein Sohn führte sein Handelsgeschäft weiter, auch seine Tochter arbeitete dort. Noch immer war Ceylona sein Lieblingsplanet, obwohl er viele andere schöne Planeten gesehen hatte. Auf diesem Planeten war er mit Arthur glücklich gewesen und...unglücklich, als er dachte, das er sich Malakir zugewandt hatte. Gott...wie lange war das her.

Ceylona war ihr Planet...der Ort, wo sie leben wollten und es nicht konnten. Aber sie hatten es beide nie bereut, mit Malakir gegangen zu sein, denn sie waren hier sehr glücklich.

Merlin lächelte vor sich hin, in Gedanken versunken, während er zu dem Kometen sah...er hatte viele wunderbare Dinge gesehen...Kometen, die still und unendlich ihre einsame Bahn durch das All zogen...bunte Spiralnebel, die sich immer wieder neu formten und wunderbare, bizarre Formen annahmen. Planeten...traumhaft schön mit bunter Vegetation...oder Wüstenlandschaft, auch welche mit Meere, unendlich groß und in seltsamen Farben, auch Eisplaneten und welche, die zwei Sonnen hatten oder unendlich viele Monde. Auch Planeten mit beeindruckenden schwarzen oder bunten Ringen, die alle Farben wiedergaben, teilweise unbewohnt und bewohnt. Schwarze Löcher und Sterne, die geboren wurden, auch Sterne, die zur Nova wurden und starben. Das All war kein toter Ort, auch hier herrschte Leben...anderes Leben. Sterne entstanden und Sterne erloschen...Leben entwickelte sich auf jungen Planeten und Leben wurde ausgelöscht, wenn ein Planet durch eine Nova zerstört wurde.

Er hatte Dinge gesehen, für die Astrologen auf der Erde sterben würden, nur um einen Blick darauf werfen zu können.

Asteroidenschwärme, die in Gruppen durch das All zogen und nicht zu vergessen...die vielen unterschiedlichen Lebensformen...so vielfältig und bunt, aber auch faszinierend schön oder wirklich angsteinflössend. Seltsame Tierarten, manche, die als Haustiere gehalten wurden, manche, die tödlich gefährlich waren, keines verwandt mit Tierarten von der Erde. Seine riesigen Kakerlaken, von denen Arthur auf der Erde erzählt hatte, die hatte er nie gesehen und das war auch gut so. Nein, er bereute nichts...sein Leben war ein einziger Abenteuerroman gewesen, mit Kämpfen und Weltraumschlachten...Freundschaft und Glück, auch Kummer und Verlust...Leidenschaft und Sex, aber das wichtigste...eine unendliche Liebe zu einem Wesen, das ihm das Schicksal gesandt hatte. Er liebte Arthur mehr als sein Leben...er war seine Welt, der Mittelpunkt und Merlins Herz.

Arthur war sein Zuhause...sein Anker und seine Liebe.

Dieser trat nun neben ihn und küsste seinen Gefährten, sah aus dem Fenster zu dem Kometen.

„Er ist schön, nicht wahr?"

„Ja", sagte Merlin „Und? Alles gut gelaufen?"

Arthur nickte

„Schiffe sind voll beladen, keine Probleme."

Merlin sah ihn an, er sah aus wie ein Mann Ende vierzig, noch immer war sein Haar strohblond. Nur in seinem Gesicht sah man das etwas reifere Alter von ihm, aber keine Falten wie er und...er war nach Erdenjahren siebenundsiebzig und somit in der Mitte seiner Lebensspanne, denn er würde noch einmal so lange leben.

„Was bist du denn so nachdenklich?"

„Ich denke an uns und das ich vielleicht bald nicht mehr da bin."

„Sag das nicht!", antwortete Arthur bestimmt.

„Aber wir müssen darüber reden...es ist eine Tatsache, das ich..."

„Nein...ich will darüber nicht reden, Merlin...bitte."

Merlin schüttelte den Kopf. Arthur war in dieser einen Beziehung unlogisch, denn er war wie ein Kind, das die Augen verschloss, um das nicht zu sehen, was unvermeidlich war und dachte, das es damit verschwunden war. Aber das würde nicht verschwinden.

Arthur wollte einfach nicht wahrhaben, das er bald nicht mehr hier war, weil er eben nicht so lange lebte, wie er. Merlin wusste, das der Gedanke ihn zu verlieren, Arthur nicht akzeptieren wollte...aber auf längere Sicht hin...musste er das. Sie sprachen einen Moment nicht, doch dann sagte Arthur

„Lass uns zu den anderen auf das Promenadendeck gehen...sie warten schon", sagte er jetzt und Merlin nickte.

Er würde ein anderes Mal mit ihm darüber reden.


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Malakir grinste, als er sie kommen sah. Er saß mit Santos und Dalia am Tisch, beide so alt wie er selbst und der ehemalige Piratenführer sagte amüsiert

„Kommt...setzt euch an den Tisch der Greise. Aber Arthur fällt dabei ja schon auf."

„Ich bin siebenundsiebzig...ich denke, ich passe altersmäßig dazu", antwortete er wie immer logisch.

„Beim Orion...ich gäbe sonst was, wenn ich mit meinen siebzig Jahren noch so aussehen würde, wie er", meinte Dalia...ihr silbernes Haar kunstvoll nach oben gesteckt.

Malakir grinste...noch immer schlief er mit Arthur, nur nicht mehr so oft und so wild wie früher. Auch er musste an manchen Tagen zu Hilfsmitteln greifen, was ihn aber nicht weiter störte...Merlin schon.

„Okay...trinken wir auf einen erfolgreichen Raubzug...Barin versteht sein Handwerk", grinste Malakir nicht ohne Stolz. Er wusste, das sein Volk in guten Händen bei ihm war.

Sie trafen sich öfter in dem kleinen Bistro und saßen draußen auf der Terrasse und unterhielten sich.

„Soll ich heute Abend noch vorbeikommen, Malakir?", fragte Arthur.

„Natürlich."

Auch seine Liebe zu dem Energiewesen war immer noch so tief und beständig, wie am Anfang ihrer Beziehung...die sie eigentlich nie hatten, so gesehen. Aber Malakir liebte ihn, das hatte sich nicht geändert und freute sich auf die Abende mit ihm wie eh und je.

Santos grinste

„Bekommst du denn das noch geregelt...wenn ich mir Arthur so ansehe...jung und stark."

„Sicher...das war ich auch einmal...weißt du noch, Merlin? Wir haben es uns versprochen...wir reden wieder drüber, wenn wir alt sind."

„Über was?", fragte Santos, er war der Älteste von ihnen mit neunundsiebzig.

„Über unsere einzige heiße Nacht, die wir jemals hatten", sagte Merlin und grinste, weil Santos sie überrascht ansah.

„Ihr habt miteinander geschlafen?"

„Ja, vor..." Malakir überlegte „So fünfundzwanzig Jahren...nicht wahr, Merlin.

Dieser nickte und grinste zu Santos

„Wohl unser best gehütetes Geheimnis."

„Hast du das gewusst, Arthur?"

„Natürlich...ich fand Malakir morgens in unserem Bett."

„Da haut es mich doch weg...ihr kleinen Ekel...habt nie ein Wort gesagt", sagte Santos.

„Es war auch eher ungeplant gewesen."

„Aber toll!", sagte Malakir und trank einen Schluck von seinem Drink.

Barin kam und setzte sich zu ihnen. Nach dieser einen Nacht mit Arthur hatte er nie wieder mit ihm geschlafen. Aber er kam des öfteren und fragte ihn dieses und jenes, was den Sex anging und Arthur gab ihm bereitwillig Auskunft. Inzwischen hatte er Erfahrung und brauchte eher keinen Rat mehr, zumal sein Gefährte und seine Gefährtin auch sehr bewandert waren. Alle drei hatten auch diverse Abenteuer...es lag eben in den Genen.

Barin war vierundvierzig jetzt und Arthur sah nicht älter aus als er. Merlin liebte Arthur mit einer Leidenschaft, die in den Jahren an Intensität noch zugenommen hatten. Und auch das Energiewesen betete seinen Gefährten an. Die glückliche Momente und auch die schlimmen hatten sie noch mehr zusammengeschweißt...in Liebe und Glück, auch im Unglück. Ihre Liebe zueinander war ungebrochen und leuchtete hell in ihnen.

„Weißt du noch Merlin, als du mich auf diesem Eisplaneten angegriffen hattest...es war wohl der erbärmlichste Versuch eines Angriffs, den ich je sah.", grinste Malakir.

„Ich war durchgefroren und Arthur verletzt. Außerdem konnte ich da ja noch nicht kämpfen."

Malakir lachte und sagte zu Santos

„Er hatte gedacht, das jetzt ein Eismonster kommt und ihn auffrißt."

„Ha ha...sehr lustig...ich war verzweifelt und ausgerechnet du warst aufgetaucht...wieso eigentlich? Das hatte ich dich nie gefragt."

„Ich kam wegen Arthur...ich wollte ihn retten."

Merlin nickte grimmig

„Natürlich...denn mich hättest du zur Eissäule erstarren lassen. Mein Glück war, das Arthur auch dort war."

Er wandte sich an seinen Gefährten

„Damals dachte er noch, ich wäre ein Energiewesen."

„Du hattest deine Rolle perfekt gespielt...es war damals nicht auszuschließen, das du eines warst", meinte Arthur.

„Ich hätte ihn fragen sollen, ob er sich verwandelt...da wärst du schön aufgefallen."

„Hast du ja nicht...zum Glück."

„Wie ich sehe, habt ihr eigentlich viel miteinander erlebt, bevor ihr beide auf die Ahwahnee gekommen seid", sagte Santos, der ja hier auf dem Mutterschiff geblieben war.

„Abgesehen davon, das Arthur und Malakir sich gegenseitig den Arsch abschießen wollten...hatten sie eigentlich ein herzliches Verhältnis zueinander", lächelte Dalia, die auf der Harakon zu dieser Zeit war.

„Mein Gott...wie lange liegt das schon zurück?", sagte Merlin nachdenklich.

Barin hörte nur zu, er mochte es, wenn sie alle von den alten Zeiten sprachen und war immer neugierig, was sie so erlebt hatten.

„Das war die Zeit, als Malakir uns verfolgte...nach Ceylona, in diese Bar...weißt du noch, Merlin?", fragte Arthur.

„Ja...Sharkar, Malakir und Barun kamen an diesem Abend in diese Orientbar."

Alle wurden ernst und Malakir sagte

„Sharkar...er war immer so gut drauf und verrückt nach mir", sagte Malakir und seufzte „Aber ich konnte ihn nicht so lieben, wie er es gerne wollte."

„Er hatte ja noch sein Glück gefunden, wenn auch nicht so lange."

Alle sahen schräg rüber auf die andere Seite, denn dort war das Bistro, das Sharkars Gefährten gehörte, jetzt allerdings geschlossen war. Es war nur an den Wochenenden offen, denn auch Felin war nicht mehr der Jüngste. Und seit Sharkar tot war...hatte er auch seinen Elan verloren. Trotz den vielen Jahren...trauerte er immer noch um seinen Gefährten.

„Es war eine schlimme Zeit...und heute noch kann ich es nicht richtig glauben. In einem Moment war er neben der Harakon...im nächsten Moment explodierte sein Schiff", sagte Malakir ungläubig und kopfschüttelnd.

„Es konnte immer so etwas passieren, mein Freund...das wussten wir alle, auch er. Es hätte auch die Harakon sein können.", sagte Santos.

„Ja...er wusste es. Aber trotzdem hätte es nicht sein sollen. Dieser Planet hatte keine Abwehr, doch ich war lange nicht dort gewesen. Ich hätte mich besser informieren sollen."

„Jetzt mach mal einen Punkt, Malakir. Du willst doch nicht wirklich dir die Schuld dafür geben? Wieviele sind denn gestorben, als du dich mit Anara angelegt hast und wieviele im Krötenkrieg? Willst du dir dafür auch die Schuld geben? Es kann so etwas immer passieren...wir leben halt gefährlich mit den Raubzügen und eines sage ich dir...Sharkar würde es nicht wollen, das du so denkst", stutzte ihm Dalia den Kopf.

„Sie hat recht, Malakir. Sharkar wäre für dich gestorben...und würde dir jetzt eine runterhauen, wenn er dich so sprechen hören könnte", sagte Santos „Du weißt genau, wie er war."

„Es gibt immer Verluste im Krieg...das ist etwas, was man nicht berechnen kann", sagte Arthur „Man verliert Leute, die Freunde waren...aber verhindern kann man das nicht. So ist es auch mit den Raubzügen und Santos hat recht. Er würde das nicht wollen, das du dir die Schuld gibst."

„Ist es denn falsch, das ich jeden einzelnen Mann betrauere, den ich verloren habe?"

„Nein", antwortete Merlin „Das zeichnet dich als guten Anführer aus, denn es ist dir nicht egal, das sie sterben. Andere schicken ihre Soldaten in den Krieg und es ist ihnen egal, wenn sie sterben...sie sind nur Mittel zum Zweck. Aber Trauer und Schuld sind zwei verschiedene paar Schuhe. Du kannst kein Volk perfekt führen...du hast immer Fehlentscheidungen, die negativ ausfallen. Doch das ist das, was uns ausmacht...wir sind keine Maschinen und auf keinen Fall perfekt."

„Das war das Logischste, was ich jemals von dir gehört habe", sagte Arthur und alle lachten, denn Merlin boxte ihn.

„Sei nicht so frech, Energiewesen."

Arthur küsste ihn und strich durch sein anderfarbiges Haar.

„So...ich muss mich etwas hinlegen, denn heute Abend kommt diese blonde Wucht zu mir und ich will nicht die weiße Fahne schwenken", sagte Malakir und stand auf. Santos grinste

„Wenn das mal gut geht."

Er zuckte die Schultern und meinte grinsend

„Wenn nicht...ich habe Aufputschmittel für bestimmte Teile...funktioniert immer."

Alle lachten und Malakir winkte ab und ging Richtung Lift. Santos sah zu Arthur

„Es ist doch bestimmt komisch für dich, mit so alten Männern zu schlafen?"

„Nein...ich sehe das anders. Malakir liebt mich und ich möchte ihn nicht verletzen, indem ich mich verweigere. Attraktivität ist ein zweischneidiges Schwert und nicht nur das Äußere kann attraktiv sein. Es kommt auf die innere Werte an...sie sind am wichtigsten, denn sie verändern sich nicht und...werden am wenigsten beachtet. Merlin ist auch nicht mehr jung, aber ich begehre ihn wie eh und je. Er ist meine Liebe und sie kann nicht alt werden."

Santos sah unter sich und meinte etwas verlegen

„Du beschämst mich, Arthur. Es tut mir leid, denn was du gesagt hast...ist wahr.", er seufzte „Manchmal denke ich nicht nach, bevor ich den Mund aufmache. Selbst Sirin würde mir jetzt eine runterhauen, wenn sie hier wäre. Sag ihr bloß nichts."

„Nur...wenn du die nächste Runde bezahlst", sagte Dalia grinsend.

„Erpresserin", murmelte er und hob die Hand.

Doch Merlin sah zu Arthur...er war so glücklich und auch stolz, das er das gesagt hatte. Nein...ihre Liebe würde nicht alt werden, sie war so jung und frisch wie am ersten Tag.

Was hatte er nur für einen Gefährten...er könnte ihn nicht mehr lieben, als er es schon tat.

SternenliebeWhere stories live. Discover now