Albische Gesetze (1|5)

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»Dein Verlobter?«, echote Ludvik mit einem hilfesuchenden Blick zu Bruin, die ein starres Lächeln aufgesetzt hatte.

»Du bist verlobt?«, fragte sie.

Ich wischte mir eine Angstträne aus dem Augenwinkel und nickte.

»Seit wann?«

»Schon seit meiner Kindheit.« Meine Nasenspitze kribbelte und ich schniefte, um das unangenehme Gefühl zu vertreiben. »Das ist bei meinem Volk so Brauch.«

»Eine wahre Liebeshochzeit ...«, spottete Bruin.

»Nun ... Liebe ist für die meisten Alben ein eher fremdländisches Konzept.«

»Aber das ...« Ludvik raufte sich die Haare, bis sie ihm stachelig vom Kopf abstanden. »Ich glaub das nicht!«

»Aber es ist wahr«, hielt ich dagegen. »Eldastin und ich-«

»Eldastin?« Ludvik begann, unruhig in der kleinen Kammer auf und ab zu wandern. »Ist das sein Name oder ein neues Brechmittel?«

»Hey!« Der Vorhang zum Nebenraum teilte sich und ein grobschlächtiger Niederling mit gebogenen Hauern, die über seine wulstigen Lippen hinauswuchsen, erschien auf der Schwelle. »Was macht ihr hier? Hier ist geschlossene Gesellschaft.«

»Genau«, erwiderte Bruin bissig. »Und deswegen wirst du dich jetzt wieder zu deinen Kartentricksern und Falschspielern verkrümeln und uns in Ruhe lassen. Kapiert?«

Der Niederling musterte sie mit halboffenem Mund. Er schien ein bisschen langsam im Kopf zu sein. »Ach du bist es, Bruin«, sagte er schließlich. »Wenn ich das gewusst hätte ...«

Bruin schürzte die Lippen. »Ja, ich bin es. Und jetzt ...« Sie wedelte mit der Hand. »... kusch.«

Der Niederling zögerte noch einen Moment, dann nickte er knapp und kuschte.

»Also ... zurück zu deinem Verlobten.«

»Ich will wirklich nicht über ihn sprechen«, murmelte ich und rieb meine Hände aneinander, in der Hoffnung, auf diese Weise etwas Wärme zu erzeugen.

Bruin ignorierte meinen Einwand und irgendwie war ich ihr auch ein bisschen dankbar dafür. »Du hast mir mal erzählt, dass du Albenheim verlassen hättest, weil die reinblütigen Alben alles andere als nett zu dir gewesen wären. Schließt das diesen Eldastin mit ein?«

»Ja ... nein ... das war anders«, stammelte ich.

»Wie war es denn?«

»Ich habe es Eldastin nicht leicht gemacht.«

Ludvik, der immer noch auf und ab ging, hielt inne und schnaubte verächtlich. »Du hast es ihm nicht leicht gemacht?«

»Lass Lina doch erzählen, ja, Ludvik?«

Ich räusperte mich. »Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Ihr wisst ja, dass ich die Tochter König Zyanes von Albenheim und einer menschlichen Prinzessin bin.«

Bruin nickte und lächelte aufmunternd, als wollte sie mich zum Weitersprechen animieren.

Ich tat ihr den Gefallen. »Halbalben haben in Albenheim keinen guten Stand. Normalerweise hätte mein Vater mich einfach bei meiner Mutter gelassen, aber als sie kurz nach meiner Geburt sehr krank wurde und schließlich verstarb, setzten die Menschen mich vor den Toren Albenheims aus. Notgedrungen nahm mein Vater mich auf. Vermutlich, um meine – und damit auch seine – Position bei Hof zu festigen, verlobte er mich schließlich mit Eldastin Aurelian, dem Sohn einer sehr angesehenen Albenfamilie.« Ich schloss kurz die Augen, um mich zu sammeln, als die Erinnerungen an diesen Tag zu mir zurückkehrten. Mit belegter Stimme fuhr ich fort: »Eldastin war bestimmt nicht gerade glücklich darüber, eine Halbalbin heiraten zu müssen, aber er hat sich in sein Schicksal gefügt. Genau wie ich.«

ALBENBLUTWhere stories live. Discover now