Frankreich - Monsieur de la Sèrre

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Und wieder muss ich mich entschuldigen!

Dieses Versailles bringt meinen gesamten Zeitplan durcheinander.

Dafür haben wir heute persönlich die Bekanntschaft eines hieragierenden Templers namens de la Sèrre gemacht. Wir hoffen,dass er sich - wie schon viele andere vor ihm - unserer Sache ebensoanschließen wird. Ob es uns gelingt, steht jetzt erst einmal noch inden Sternen. Hoffentlich hat der plötzliche Gefühlsausbruch meinerGattin keine weiteren Auswirkungen auf unsere Arbeit hier in Frankreich.

Ich wünsche eine unterhaltsame Zeit beim Lesen meiner neu verfassten Zeilen.

Hochachtungsvoll

Haytham E. Kenway


Kapitel 12

~~~ Monsieur de la Sèrre -

Großmeister der französischen Templer ~~~


An diesem Nachmittag erhielten wir eine Nachricht, welche uns einer der königlichen Diener mit den Worten „Monsieur de la Sèrre wünscht euch zu sprechen" übergab.
Auf dem Papier stand lediglich, WO er zu finden sei und zwar in den unteren Freizeiträumen zur Freude meiner Gattin. Dort war ein beachtlicher Teil der Bibliothek mit untergebracht.
Wir brauchten uns nicht lange umsehen und entdeckten den Herren an einem Tisch mit Schachspiel.
„Ahhhhh, ihr müsst Master Kenway sein, nehme ich an? Und eure bezaubernde Gattin, Mistress Kenway!" begrüßte er uns mit einer tiefen Verbeugung. Der Herr war etwas kleiner als ich, seine dunkelblonden Haare nicht unter einer Perücke wie hier sonst üblich versteckt, sondern im Nacken gebunden. Sein Alter schätzte ich auf Ende 30.
Sein Erscheinungsbild ließ keine Zweifel daran, dass er zu den gut betuchten Personen hier zählte. Nicht ohne Grund war er der Großmeister des hiesigen Ordens!
Das war also der Mann, welcher mir in einer Vision schon gezeigt worden war. Nur war er dort 10 Jahre älter gewesen. Ein seltsames Gefühl stieg in mir empor. Es fühlte sich wie ein schlechtes Gewissen an.
Ich begrüßte ihn nun ebenfalls und sah, wie Alex mir ein leicht neidischen Blick zuwarf. Ihre Sprachkenntnisse waren nicht überragend, aber dafür hatte sie ja mich, dachte ich stolz.

Wir sprachen aber, aus Höflichkeit ihr gegenüber, auf englisch weiter.
Der Großmeister fiel gleich mit der Tür ins Haus ohne große Umschweife, was mir gefiel. So eine forsche Art erlebte man selten.
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass es eure Absicht ist, Bruderschaft und Orden zu vereinen, oder hat man mich falsch unterrichtet?" Diese Neugierde in seiner Stimme ließ mich aufhorchen.
„So ist es, Monsieur. Wir, das heißt meine Frau und ich haben schon große Fortschritte machen können und versuchen ein Netz aufzubauen, Verbündete zu finden und eine Einigung zu erreichen." Versuchte ich einen eigenen Vorstoß, damit er nicht den Eindruck bekam, wir würden nicht wissen, was wir hier taten!
„Warum sollten wir uns mit den Bruderschaften auf einmal verbünden, wenn sie doch alles daran setzen uns weiter zu schädigen und zu minimieren. Ich muss euch sicherlich nicht an die letzten Jahre erinnern, Master Kenway. Ich habe viele gute Männer durch diese Assassinen verloren und bin nicht gewillt mich mit ihnen zusammen zuschließen!" Ich musste ihm zugestehen, dass er Recht hatte. Aber mittlerweile hatte sich das Blatt ein wenig gewendet und man konnte eine Veränderung spüren. Anscheinend aber noch nicht hier in Frankreich.

Alex versuchte einen eigenen Ansatz, in der Hoffnung ihm klar zu machen, was hier auf dem Spiel stand.
„Niemand verlangt, dass ihr von jetzt auf gleich eure Bedenken über Bord werft! Wir alle werden uns langsam annähern müssen! Und wenn ich das anmerken darf, in Amerika und auch England gibt es bereits die ersten Verbindungen. Bedenkt einfach, dass uns auch kleine Schritte ans Ziel führen. Wir müssen sie mit Bedacht setzen und auch die Assassinen wissen das, Monsieur de la Sérre. Ich weiß wovon ich rede und ich konnte durch meinen Handel und die einhergehenden Geschäfte bereits einige der hochrangigen Brüder und Schwestern von unserem Vorhaben überzeugen."
„Ich würde gerne von euch wissen, was uns eine Verbindung zu den Assassinen bringen würde, Mistress Kenway." Dass dieser Herr eine Versicherung wünschte, war verständlich. Jedoch würden WIR sie ihm sicherlich nicht geben können. Das Vertrauen – ein Grundvertrauen – war erforderlich.
Die nächsten Worte wählte ich sorgfältig, um de la Sèrre nicht zu verschrecken.
„Es gibt einen entscheidenden Vorteil! Ihr könntet wieder sicheren Fußes reisen, der Orden würde stabil bleiben und sich sogar noch erweitern. Außerdem wäre es von großem Nutzen wenn man, bedingt durch diese ganzen Unruhen die zu spüren sind, eine größere Vereinigung hätte um sich zur Wehr setzen zu können! Wie gesagt, niemand zwingt euch heute, hier und jetzt eine Entscheidung zu treffen. Wägt es richtig ab und denkt darüber nach. Besprecht euch mit euren eigenen Brüdern und Schwestern. Über kurz oder lang werden wir aber nicht drumherum kommen, uns gegenseitig zu stärken." Innerlich war ich nervös und unsicher, weil hier mehr als nur ein geschäftlicher Vertrag zu verhandeln war. Es galt Verbündete zu finden, sie von unserer Sache zu überzeugen und auch zu bestärken, dass es der bessere Weg sei.

Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Part 4Where stories live. Discover now