Frankreich - Neue Ränge!

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An diesem bereits fortgeschrittenen Mittwochabend heiße ich euch,

werte Leserschaft, wieder willkommen.

Es ist wie verhext hier in Versailles. Pünktlichkeit ist anscheinend

keine meiner Tugenden mehr. Verzeiht erneut diese Verspätung.

Meine Gattin und ich werde heute von König Ludwig in neue Ränge

erhoben, als Dank für die Rettung seines Lebens. Was ich jedoch nochnicht weiß ist, was so ein Berater des Königs exakt für Aufgaben hat undwas von mir erwartet wird. Eine kleine Einführung bekam ich amNachmittag schon mal.

Ich wünsche viel Vergnügen beim Stöbern in meinen Gedanken.

Hochachtungsvoll

Haytham E. Kenway


Kapitel 16

~~~ Neue Ränge ~~~


Meine Frau hatte Benjamins Zustand bemerkt und unterhielt sich kurz mit ihm. Aber auch sie wollte die nächsten Tage noch einmal mit ihm sprechen. Der Wissenschaftler war in gewisser Weise immun gegen ihre neuen Fähigkeiten.

Kurz darauf erschienen der Henker und besagter Richter im Zimmer.
Die beiden neuen Besucher wurden nun vorgestellt. Als erstes war der Richter an der Reihe, Arne van Holten, ein ungefähr 50jähriger dunkelblonder Belgier, welcher sich durch seine gerechten Urteile bei Hofe einen Namen gemacht hatte.
Der Henker war Barabás Radomèr, ein großer stattlicher Herr, welchem man aber seine Berufung nicht unbedingt sofort ansah.
Als wir uns erneut setzten, verlor König Ludwig keine Minute.
„Diese beiden Verbrecher werdet ihr, Monsieur Radomèr, zum Reden bringen! Ich will wissen, wer sie geschickt hat! Außerdem will ich wissen, wie meine persönlichen Wachen so infiltriert werden konnten, dass niemand auch nur ansatzweise diesen Hinterhalt bemerkte!" Seine Wut war mehr als verständlich.
„Eure Majestät, wir werden alles daran setzen, Antworten zu erhalten. Verlasst euch auf mich!" Sprach der Henker mit einem fiesen Grinsen.
„Monsieur van Holten, das Strafmaß brauchen wir nicht bestimmen, da für diese Anschläge der Tod die einzige Strafe ist. Die beiden Herren werden öffentlich hingerichtet durch den Strang. Sie sollen als Abschreckung dienen und jeden weiteren Mörder von seinem Vorhaben abbringen!" Der Monarch hatte diesen souveränen Ton wieder angeschlagen und klang, als könne ihn nichts aus der Bahn werfen.
„So wird es geschehen! Auf Königsmord, auch wenn es nur der Versuch ist, steht die Todesstrafe. Wollen wir hoffen, dass ihr ab jetzt nicht noch einmal in solch eine Bedrängnis geratet!" van Holten neigte dabei seinen Kopf ein wenig.
Sie wurden vom König entlassen, um sich um die beiden Attentäter zu kümmern. Der Richter würde bei den Verhören mit anwesend sein, so erklärte man uns das kommende Prozedere. Nur Ludwig selber wird nicht dabei sein. Er bleibt nach wie vor präsent, damit die Höflinge nicht zu sehr beunruhigt oder verunsichert werden.
Außerdem wollte man keinerlei Gerüchte streuen, die den Monarchen womöglich noch in ein schlechtes Licht rücken könnten.

„Ich verdanke euch mein Leben, Maître Kenway, Maîtresse Kenway! Ihr habt mich heute gleich zweimal vor dem Tod bewahrt! Als Anerkennung für diese rühmliche Tat, werde ich euch in meinen inneren Hofstaat aufnehmen und euch entsprechende Rechte einräumen. Außerdem wäre es mir eine große Ehre, wenn ihr mir weiterhin beratend zur Seite stehen würdet. Eine Position als meine Leibwache kommt natürlich nicht in Frage, da ihr, wie ich vermute nicht vorhabt, euch in Frankreich niederzulassen." Ludwig klang erleichtert und dankbar zugleich.
Ich brachte fürs Erste keinen Ton heraus, so überwältigt war ich. Man räumte uns gerade alle Privilegien am Hofe ein, wir würden eigene Gemächer in der Nähe des Königspaares bekommen, außerdem eigene Wachen. Diese waren zwar nicht von Nöten, weil wir bereits welche hatten, dennoch war diese Geste mehr als großzügig.
Auch war uns nun gestattet, unseren Sohn in unseren Räumlichkeiten zu haben. Insgesamt, so erklärte Ludwig, standen uns 5 Zimmer im Westflügel zur Verfügung. Und die konnten wir jederzeit beziehen, wenn wir in späterer Zeit einmal wieder in Versailles verweilen würden. Das Ganze würde noch schriftlich mit einem Advokaten festgehalten werden und der anstehende Sommerball würde die offizielle Bekanntgabe unserer „Beförderung" darstellen!
Meiner Frau wurde die Position der persönlichen Beraterin der Königin und den Hofdamen zugesprochen.
Ich selber wäre während unserer Zeit hier am Hofe im Beraterstab des Königs vertreten und Master Franklin bekam ebenfalls einen ähnlichen Posten. Seltsamer Weise dachte ich gerade darüber nach, was die Aufgaben eines königlichen Beraters explizit waren. Meine Kenntnisse diesbezüglich waren eher begrenzt, musste ich mir eingestehen.
Ebenso erhielt Master Franklin einen ähnliche beratenden Posten, aber eher im wissenschaftlichen Rahmen.

Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Part 4Where stories live. Discover now