Virginia - Geburt, Erziehung und Weihe

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Ich heiße euch an diesem schönen Samstag Nachmittag willkommen.
Eine Entschuldigung werde ich nicht mehr aussprechen und
hoffe, eure Neugierde mit diesen neuen Zeilen befriedigen zu können.

Eine Geburt erwartete uns Anfang Mai bei unseren Pferden. Meine
Stute brachte ein gesundes Fohlen zur Welt.

Getrübt wurde die Freude leider durch Edwards Ungehorsam
ein paar Tage später, woraufhin wir wieder in Erziehungsfragen
Kompromisse finden sollten.

Die Weihe unseres Sohnes steht an und es finden sich einige
illustre Gäste auf unserer Plantage ein.

Ich wünsche gute Unterhaltung und verbleibe

Hochachtungsvoll
Haytham E. Kenway


Kapitel 10

~~~ Geburt ~~~


In der Nacht auf den 4. Mai wurden wir von Mr Mackenzie aus dem Bett geholt, weil meine Stute ihr Fohlen bekam.
Ich war so aufgeregt, dass ich mir nur einen Morgenrock überwarf und sogar vor meiner Frau bei den Ställen war. Brida stand in ihrer Box und ich sah den Schweißfilm auf ihrem Fell. Nebenan in seinem Quartier regte sich Fenrir! Wir mussten ihn mit vereinten Kräften zurückhalten um nicht auszubüxen! Ein Vater bei der Geburt seines Kindes, wer konnte es diesem stolzen Friesen übel nehmen?
Alex versuchte meine Stute immer wieder zu beruhigen und sprach leise mit ihr.
Am frühen Morgen hießen wir ein gesundes Fohlen willkommen, welches noch recht wackelig auf den Beinen bei seiner Mutter trank.
Ein wirklich schönes Tier, wenn auch noch etwas struppig.
Alex und ich waren uns ohne groß darüber nachzudenken einig, dass Edward diesen Hengst als Geschenk zu seiner Weihe bekommen sollte.
Das war ein sehr erhabener Moment dieses Wunder miterlebt zu haben. Meine Stute hatte mir immer zur Seite gestanden und verdiente ihr eigenes Glück.
Die Augen meiner Frau liefen vor Tränen der Freude ebenfalls über, als sie ihrem eigenen Reittier zu seiner Vaterschaft gratulierte.
Einen Namen würde dann Edward entscheiden, oder wir machten uns auf die Suche nach etwas passendem zur Hilfe.

~~~ Erziehung ~~~
Unsere neuen Wachhunde wurden unter anderem von unserem Sohn angeleitet, wenn ich nicht selber dabei sein konnte. Ansonsten übernahm einer der Bauern die Aufsicht, damit sie nicht zu Schoßhunden verkamen.
Es kam jedoch ab und an vor, dass ich Schuhe von mir vermisste.
„Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, wo sie abgeblieben sind." Alex' Stimme war dabei so unsicher, dass ich wusste, dass sie sehr wohl wusste, was passiert war.
Unser Sohn hatte Gefallen daran gefunden, den Hunden nicht nur hilfreiche Dinge beizubringen, nein, er brachte ihnen auch bei, wie man zum Beispiel heimlich aus der Vorratskammer stiehlt. Das als kleines Beispiel.
„Es tut mir aufrichtig leid, aber Master Edward muss noch lernen, dass diese Tiere kein Spielzeug für ihn sind." der Herr war erneut erschienen um Bericht über die Erziehung der Tiere abzugeben.
„Ich werde dafür sorgen, dass mein Sohn sich entsprechend verhält." Leider konnte ich wieder nicht aus meiner Haut. Es war mir zuwider, dass unser Sohn so leichtfertig damit umging. Ich musste mir immer wieder eingestehen, dass er erst etwas über 2 Jahre alt war, dennoch hatte ich ihn hinreichend ermahnt.

Mitte Mai kam ich nach der Inspektion der Felder und einer kurzen Erfrischung in mein Arbeitszimmer, weil ich nach einem Buch über die verschiedenen Bodenbeschaffenheiten Virginias suchte.
Zuerst bemerkte ich die Veränderung hier nicht, doch als ich in einem der Regale sah, dass dort Lücken waren, sah ich mich suchend um. Hatte Alex sich neue Lektüre gesucht? Eher unwahrscheinlich, da sie im Moment genug mit ihren eigenen Geschäften und ähnlichem zu tun hatte. Von der Erziehung Edwards mal abgesehen.
Ich sah mich weiter um und ...
DAS durfte nicht wahr sein. Neben der Tür in einer versteckten Ecke des Kamins sah ich lose Blätter liegen und ging näher. Es waren nicht nur ein paar, es waren zwei große Bände von Romanen, welche ich vor einem Jahr teuer erstanden hatte. Seltene Ausgaben von Erzählungen über die babylonischen Kriege und eine Abhandlung über die Kreuzzüge. Im Grunde waren sie unersetzbar und in mir kochte Wut hoch, welche ich nicht unter Kontrolle hielt.
Mein Sohn hatte sich an Büchern vergriffen, welche kostbar waren und mir am Herzen lagen! Wie konnte er es wagen während meiner Abwesenheit hier herein zu kommen und sich einfach so zu bedienen?
Außerdem sah ich die Bissspuren von Fangzähnen! Er war allen Ernstes MIT den Hunden hier drin gewesen?

Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Part 4Where stories live. Discover now