Virginia - Erinnerungen und freudige Erwartungen

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Willkommen wehrte Leserschaft!

Meine heutigen Zeilen gelten meiner Patentochter, die wie ich hoffe,

bald über die Geschehnisse hinwegkommen wird.Es wird noch ein langer Weg sein, aber sie ist nicht alleine dabei.

Etwas erfreuliches habe ich auch zu verkünden, soviel sei gesagt:

Wir sind guter Hoffnung!

Damit überlasse ich auch dem Lesevergnügen und verbleibe wie immer

Hochachtungsvoll

Haytham E. Kenway 


Kapitel 18

~~~ Ein Gespräch unter vier Augen ~~


Nachdem ich mich mit einem ausgiebigen Frühstück stärken konnte, beschloss ich mit meiner Patentochter zu sprechen.
July hatte sich seit wir wieder hier waren nicht zu dem Vorfall auf unserer Reise geäußert. Wie ich dieses Gespräch beginnen sollte, war mir noch nicht ganz klar. Wie kann man jemanden ermuntern über einen begangenen Mord zu sprechen? Man bedenke auch ihr Alter, sie war keine Erwachsene.
„July, hast du einen Moment für deinen Patenonkel?" fragte ich vorsichtig nach, als sie gerade auf dem Weg nach draußen war um mit den anderen zu spielen.
„Aber ich wollte gerade ..." als sie jedoch meinen Blick einfing, nickte sie und folgte mir.
Im Garten suchte ich uns ein ruhiges Plätzchen im Schatten und wir setzten uns einfach auf den Rasen.
Meine Gedanken sortierend sah ich mir das kleine Mädchen an. Sie hatte soviel von Faith, hatte sie auch diese Stärke ihrer Mutter?

„Du kannst dir sicherlich denken, warum ich ein wenig mit dir alleine reden möchte, nicht wahr?" meine Worte waren weiterhin vorsichtig gewählt, ich wollte sie nicht verschrecken und mit der Tür ins Haus fallen.
„Das weiß ich, Onkel Haytham. Du willst bestimmt wissen, wie ich mich fühle wegen dem toten Mann? Stimmts?" natürlich wusste sie worum es ging, ich hatte eigentlich nichts anderes erwartet.
„Genau darum geht es. Weißt du? Auch ich habe als Junge einmal einen Mann mit dem Schwert niedergestreckt um meine Mutter zu schützen. Der Moment ist mir noch gut in Erinnerung und ich werde diese Bilder sicher nie vergessen können. Auch du hast dich und deine Familie schützen wollen. Daran ist nichts falsch!" begann ich einfach zu sprechen.
„Wie alt warst du damals, Onkel Haytham? Hat der andere Mann dich auch angegriffen gehabt? Weil ich mich ja nur gewehrt habe und ich wollte nicht, dass er Imhotep auch etwas tut!" July gingen also wirklich ähnliche Dinge durch den Kopf wie mir damals. Aber ich wollte eigentlich auf die psychischen Folgen hinaus.
„Es war genau mein zehnter Geburtstag, in der Nacht gab es einen Überfall auf unsere Familie. Mir ging es wie dir, July. Seine Familie sollte man immer beschützen, sie sollte immer an erster Stelle stehen." ich machte eine kurze Pause, weil ich nicht genau wusste, wie ich auf ihre Gefühle eingehen sollte.

„Glaubst du, dass du noch einmal so handeln würdest?" fragte ich in der Hoffnung, tiefer in sie zu dringen.
„Ich denke schon, Onkel Haytham. Es war so als hätte man mir gesagt, dass ich mir das Messer nehmen soll. Trotzdem fühlt es sich nicht richtig an..." flüsterte sie plötzlich und sah hinaus in den Garten.
„So etwas sollte sich auch nie richtig anfühlen. Das ist wichtig, das musst du dir merken! Du hast umgekehrt jedoch richtig gehandelt, instinktiv tatest du das Richtige! Imhotep, Cillian, dein Vater, dein Großvater und auch ich sind stolz auf dich! Vergiss das nicht. Du bist deswegen nämlich kein schlechter Mensch geworden." mittlerweile hielt ich ihre kleine Hand und sah meine Patentochter eindringlich an.
„Ich habe einen Menschen umgebracht..." hauchte sie mit Tränen in den Augen. „Werden diese bösen Träume irgendwann aufhören, Onkel Haytham?"
„Nein, leider nicht, July. Aber du wirst sie verstehen lernen und kannst sie irgendwann als das sehen, was sie wirklich sind. Deinen Mut zu handeln, wo es notwendig war! Deinen Instinkt, das zu tun, was uns alle beschützt hat. Vergiss nicht, ich bin immer da, wenn du in Zukunft jemanden brauchst, um darüber zu reden." versprach ich meiner Patentochter und nahm sie in den Arm.
„Ich hab dich lieb!" flüsterte sie an meiner Schulter.
„Ich dich auch, July!" vorsichtig strich über ihren Rotschopf.
Für einen Moment saßen wir noch beisammen ohne ein weiteres Wort, bis es Zeit für mich wurde aufzubrechen.

Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Part 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt