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Am Abend klappte ich seufzend das Lehrbuch zu. Ich hatte genug. Die Symbole flogen kreuz und quer vor meinem inneren Auge. Halb schlafwandeln fand ich in mein Zimmer. Darwin zog gerade das T-Shirt über seinen Kopf. Sofort war ich wieder hellwach. Dieser wunderschöne, trainierte Rücken. Verdammt! Reiß dich zusammen! Bloß nicht sabbern!

Der Werwolf drehte sich um. Wissend grinste er. „Gefällt dir was du siehst?" Ich riss meinen Blick los. „Selbstverliebest Stück!" Rasch ging ich an ihm vorbei und ließ mich aufs Bett fallen. Brav legte sich Darwin auf sein Lager. Trevor hatte ihm bloß eine Decke zugestanden. Ein Werwolf hatte schließlich genug Fell um nicht zu frieren. Blöd nur, dass ich... Ja, ICH... Darwin zwei Mal am Tag nackt sehen musste!

Es waren drei Tage vergangen. Drei. D-R-E-I. Ich glaube, jemand hat heimlich drei Jahre vorgestellt. Aber nein, mein Smartphone, das verräterische Ding, war ebenfalls Verfechter der Drei-Tage-Theorie.

„Wo bist du schon wieder mit deinem Kopf?", mahnte mich Darwin und deutete auf die Schriftzeichen. „Können wir Pause machen?" „Gut. Aber nur, weil du dich sowieso nicht konzentrierst." Er war wirklich ein hartnäckiger und strenger Lehrer. Auf einmal stand Tristan neben mir. „Machst du Pause?" Ich nickte. „Vater will dich sehen." Abermals nickte ich und folgte ihm zu Trevors Büro.

„Ah. Aaron Wie kommst du voran?" Ich grinste. „Taylor ist bestimmt schon weiter als ich." „Das wird schon. Dein Wolf scheint trotz allem ein würdiger Lehrer zu sein." „Ja. Er hat sehr viel Geduld mit mir." „Nun. Warum ich dich herbestellte. Ich habe einige losgeschickt um zu prüfen, ob du der Einzige bist. In ein paar Wochen wissen wir mehr und ich werde dir selbstverständlich das Resultat mitteilen."

Auf dem Weg zurück zur Bibliothek kam mir Taylor entgegen. Sein linkes Auge schwoll bereits an. „Taylor? Alles Ok?" Er ging wortlos an mir vorbei als ob ich nicht da wäre. Verwirrt blieb ich stehen und starrte dem Vampir hinterher. Hinter der nächsten Abbiegung verlor ich ihn aus den Augen. Kopfschüttelnd lief ich weiter.

In der Bibliothek herrschte Chaos. Einige der Tische in den Mittelgängen waren beschädigt und an die Regale verschoben. Andere waren zerkratzt oder in mehrere Teile gespalten. Was zur Hölle? Ich entdeckte ein umgeworfenes Regal. Mit Darwin auf dem Bauch darunter. Moment. Darwin? Sofort war ich bei ihm und versuchte das schwere Regal von ihm zu schieben. Verdammt! Warum war ich bloß so ein Schwächling? Sollte ich kurz Hilfe holen? Nein! Ich konnte ihn nicht alleine lassen!

„Darwin? Darwin! Wach auf!" Verzweifelt rüttelte ich an seiner Schulter, die wie sein Kopf nicht unter dem Schrank begraben wurde. Dabei bemerkte ich eine Blutspur an seiner Schläfe.

„Wach auf!" Überraschend bewegte sich der Kopf des Werwolfs. Murrend versuchte er sich aufzurappeln. „Warte! Der Schrank!" Ich versuchte ihn zurückzuhalten. Doch statt auf mich zu hören, drückte er sich nach oben. Knurrend drückte er sich unter dem Schrank hervor. Faszinierend wie viel Kraft er aufbringen konnte. Krachend landete das schwere Vollholzregal auf dem Marmorboden.

„Bist du OK?" Er nickte, tastete vorsichtig seinen Fuß ab. „Was ist passiert?" Darwin schüttelte den Kopf. „Lass uns weiterlernen." Der Werwolf erhob sich humpelnd um zum nächsten Stuhl zu laufen. Ich folgte ihm schweigend.

„Du blutest.", wisperte ich und sah mir die Wunde an. „Es geht mir gut!", knurrte der Werwolf und zog seinen Kopf weg. Ich zuckte kurz zusammen. „Woah! Ich kann nichts für deine Launen!", fauchte ich zurück, „Sag mir, was passiert ist! Taylor kam mir mit einem blauen Auge entgegen und dich finde ich unter einem Regal!" Darwin starrt mich überlegend an. „Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Er hat mich einfach angegriffen. Er sagte, ich würde dich ihm wegnehmen." „Das hört sich nicht nach ihm an." Der Werwolf seufzte. „Überleg mal. Ich bin sein Lieblingshassobjekt. Er hat seinen Lover verloren und sein Vater hat dich meine Obhut übergeben. Taylor braucht nur jemanden an dem er seinen Frust ablassen kann." Das überzeugte mich nicht im Geringsten.

„Glaub mir, Aaron. Er wird wieder. Aber innächster Zeit sollten wir ihn zufrieden lassen." Missmutig fügte ich mich. „Dusolltest deine Verletzungen verarzten lassen." Darwin winkte ab. „Es sind bloßein paar Kratzer und ein verstauchter Knöchel. Nicht der Rede wert." „Ich werdetrotzdem mit Taylor sprechen." Der Werwolf lachte. „Wenn du dich mit ihmstreiten willst. Bitte, nur zu. Es wird dir nichts bringen. Lass ihn einfach.Ein, zwei Wochen. Dann geht es ihm bestimmt besser." Hoffentlich hatte er damitrecht.


Seit vier Wochen hatte Taylor und ich kein Wort mehr miteinander gesprochen. Begegneten wir uns zufällig im Schloss, ignorierte er mich. Bis auf die gemeinsamen Essen hielt er sich nicht freiwillig im gleichen Raum mit mir auf. Darwin blieb der Überzeugung treu, dass die Phasen der Trauer Taylors seltsames Verhalten erklärten.

Gerade hockten wir zum Abendessen zusammen. Trevor hatte meine Eltern erlaubt das Schloss zu verlassen. Zum Glück. Meine Eltern hatten auch schon wieder eine Phase. Eine Streitphase. Meine Verwandlung war nicht im Geringsten ihre Schuld gewesen. Das hinderte die beiden leider nicht daran sich immer über dieses Thema in die Haare zu kriegen. Jedes Mal, wenn sie drei Millimeter in Berührung mit dem Übernatürlichen kamen, flippten sie aus.

Aber zurück zum Essen. Taylor ließ mal wieder auf sich warten. Möglich, dass er nicht auftauchte. Ich sollte langsam wirklich mit ihm reden. So konnte das nicht weitergehen! Erstens fehlte er mir wirklich sehr. Zweitens konnte Taylor seinen Kummer noch so sehr in sich reinfressen und es würde nichts bringen. Drittens konnte ich Darwin auf die Dauer nicht alleine ertragen. Naja. Ich konnte schon. Irgendwann wird meine Reizschwelle erreicht sein und ich würde ihm nicht mehr widerstehen können. Leicht schielte ich zum Werwolf neben mir. Er genoss sein medium gebratenes Steak mit geschlossen Augen. Er war essenstechnisch tatsächlich schwer zu beeindrucken.


Das Leben zwischen den StühlenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang