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„Halt dich gut fest.", riet mir Finnley ehe sie zurück zur U-Bahn-Station rannten. Und schon machte der schwarze Wolf einen mächtigen Satz nach vorne. Ich krallte mich erschrocken in sein dichtes Fell. Gerade noch konnte ich einen Schreckschrei unterdrücken. Wie ein geölter Blitz sprintete Darwin durch die Landschaft. Vorbei am Industriegebiet. Dann tauchte das Unigelände vor uns auf und zischte an uns vorbei. Ich fragte mich wirklich, wie schnell Darwin laufen konnte. Als Letztes passierten wir das Wesen-Krankenhaus. Dann erhob sich endlich der Wolfswald vor uns. Der südwestliche Teil. Ich konnte über den Baumwipfeln bereits Alba Montem erkennen. Darwin lief am Fluss entlang. Die Zugbrücke war heruntergelassen. Nichts Außergewöhnliches. Jeder der Verteidigungsringe war vollständig bemannt. Das war ungewöhnlich.

Darwin trabte durch die Tore bis ganz nach oben. Dort wartete Samu bereits ungeduldig. Erleichtert atmete er bei unserem Anblick auf. Völlig fertig legte sich der Alpha aufs Plato mitten in die Sonne. Sein Beta stellte ihm einen Napf voll Wasser vor die Schnauze. Hechelnd rappelte sich Darwin auf und schlabberte den Napf leer. Anschließend legte er sich wieder erschöpft auf seine Pfoten. „Er braucht jetzt Ruhe." Samu schob mich ein gutes Stück von ihm weg. „Wir haben ein Problem." „Ja. Taylor ist weg!" „Das auch. Aber mit ihm der Vampirschlüssel.", ergänzte der Beta, „Taylor trug das steinerne Armband als er entführt wurde." Schockiert starrte ich den Wolf an. Das waren gleich zwei schlechte Nachrichten hintereinander. „Und was machen wir jetzt?" Samu drehte sich prüfend zu Darwin. Dieser döste friedlich in der Sonne. „Wir haben einen Gussabgleich vom Original gemacht. Wenn sich ein Vampir hier einschleicht, müssen wir vielleicht den Armreif zerstören." „Das funktioniert nicht.", murmelte Darwin. Gähnend kam er auf uns zu. Um seine Hüfte trug er nur das Badehandtuch, auf dem er vorhin gelegt hatte. Hier und da waren darauf ein paar dünne, schwarze Strähnen seines Wolfsfells zu sehen.

„Du solltest dich ausruhen." „Alles gut, Schatz." Er gab mir einen Kuss auf die Schläfe. „Ich muss nur wieder mehr und öfter Sport treiben." Dann wandte er sich an seinen Beta. „Wie willst du bitte Diamaratstein zertrümmern? Er ist federleicht, ja. Gleichzeitig unzerstörbar." Samu rümpfte die Nase. „Alles ist zerstörbar. Vorerst würde es reiche den Vampir einzufangen und dingfest zu machen." Da stimmte der Alpha zu. „Ich will, dass die Wachen verdoppelt werden." Samu nickte. „Das habe ich bereits veranlasst. Finn ist im Moment bei deinem Vater. Wenn es Probleme gibt, bekommen wir sofort Unterstützung." Ich war beeindruckt. Doch Darwin nickt nur ohne jede Regung. „Gut. Zusätzlich brauche ich dich als Wache für Aaron." Mein Kopf schnellte herum. „Wieso das?" „Ich bin mir sicher, dass die fremden Vampire Misstrauen sähen wollen. Diesmal geht es nicht um dich, mein Schatz, sondern um Taylor und mich. Ich bin der Köder." Samu und ich schauten uns zweifelnd an. „Ist das eine gute Idee?" Bestimmend nickte der Alpha. „Und wenn sie doch auf Aaron aus sind?" „Dafür bist du bei Aaron. Sollte ich mich tatsächlich irren, musst du ihn unter allen Umständen beschützen!"

Bis zum Abend wurde die Atmosphäre immer drückender. Samu wich kaum von meiner Seite. Er war selbst nicht weniger nervös als ich. „Das ist kein guter Plan." Samu nickte stumm und spielte auf seinem Smartphone herum. „Ich hoffe..." Plötzlich erklang eine helle Glocke. Erschrocken schielte ich zum Beta.

„Eindringlinge!", hörten wir jemanden auf dem Gang vor der Tür rufen. Samu biss sich auf die Unterlippe. Er würde jetzt sicher gern sein Zuhause verteidigen. Doch es lag mal wieder an mir. Ich schaute mich im Raum um. Hier und da hingen Dolche und Schwerter an der Wand.

„Sind die echt?" Samu folgte meinem Blick und bejahte. „Warum sitzen wir dann hier noch?" Ich nahm mir ein Schwert aus der Wandhaltung. Es erinnerte mich an das, mit dem ich einmal mit Trevor trainiert hatte. Entschlossen öffnete ich die Tür und stürzte mich ins Getümmel. Samu rief wütend hinter mir her. Unbeirrt lief ich zum Plato. Ich rannte direkte in eine Auseinandersetzung. Blöde Idee. Darwin kämpfte dort auf verloren posten, umzingeln von diesen Werwolfsmarionetten. Anders konnte man diese Zombies nicht bezeichnen. Mit Verspätung bemerkten sie mich. Siegessicher stellte ich mich vor einen der Wölfe. So abgemagert bezogen sie ihre Kräfte kaum von ihrem eigenen Körper. In der Zeitverzögerung blieben sie schutzlos. Doch weit gefehlt. Die Pranke des Werwolfs traf mich mit einer solchen Wucht, dass ich mehrere Meter zurücktaumelte. Dabei verlor ich mein Schwert. Vier tiefe Einkerbungen waren auf der Klinge zu sehen. Es schlitterte von mir weg während der Eindringling auf mich zu hetzte. Flucht war unmöglich. Er würde mich sofort einholen. Dann eben Taktik ‚Weißer Hai'. Ich packte meinen Mut zusammen und rannte schreiend auf den Wolf zu. Was dachte ich mir eigentlich dabei? Ein Wolf war kein Hai. Es bestand trotzdem die Möglichkeit auf Erfolg. Wenn ich im richtigen Moment abdrehte, konnte ich das Schwert vielleicht zu fassen bekommen. Denkst. Plötzlich wechselte der Marionettenwolf seine Richtung. Er steuerte auf das Schwert zu. Konnte der Gedanken lesen oder was? Um ein Haar erreichte er die Waffe vor mir. Ich konnte gerade noch stoppen um nicht in die Klinge zu laufen. Beim Bremsen stolperte ich über meine eigenen Beine und fiel nach hinten. Einen Moment später hatte ich mein eigenes Schwert an der Kehle. Verdammt! Warum bin ich nicht im Zimmer geblieben? Die Marionette holte zum finalen Schlag aus. Ängstlich schloss ich die Augen. So sah also mein Ende aus und das nur, weil ich nicht hören wollte.


Das Leben zwischen den StühlenDär berättelser lever. Upptäck nu