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Der Wolf in der Mitte verbeugte sich vor Logan und sprach ein paar Worte. Der Alpha nickte. Die beiden anderen Wölfe stellten sich auf die rechte Seite des Bogens. Auf einmal stieg mir Darrons Duft in die Nase. Ich drehte meinen Kopf leicht nach hinten. Am anderen Ende des Gangs stand er. Über seine übliche Lederkluft trug er eine bodenlange Tunika aus weißem, fast durchsichtigem Stoff. Daneben sein Bruder, der ihn stolz nach vorne führte. Der INV-Soldat staunte nicht schlecht. Darron grinste ihm zu. Die beiden platzten fast vor Freunde. Finn stellte sich zur Linken des Bogens.

Logan sprach ein paar Worte. Mit einem Tuch verband der Alpha die Hände der Beiden. Gebannt schauten sich die Wölfe unter dem Bogen in die Augen. Irgendwie erwartete ich jetzt einen Kuss. Doch der blieb aus. Stattdessen löste Logan das Band und reichte es Darron. Das Paar drehte sich zu den Gästen um. Ein wildes Jubeln ging durch die Menge. Ich schielte zu Taylor. Er hatte genauso viel verstanden wie ich. „Darwin?", raunte ich ihm zu, „Was ist da gerade passiert?" Der Wolf grinste mich an. Dann stand er einfach auf. Ein paar Meter weiter blieb er bei einem Baum stehen und winkte uns zu sich. Wir folgten seiner Aufforderung.

„Also. Der Wolf neben Darron ist Leonidas. Er ist aus Paneura. Die beiden haben sich nach dem Angriff auf Alba Monten kennengelernt. Das was ihr eben gesehen habt, ist eine alte Tradition der Wolfsrudel aus Paneura. Leonidas ist damit in das Rudel meines Vaters eingetreten und hat gleichzeitig Darron als seinen Gefährten bestätigt." „Wow. Das heißt, ohne die Schlacht wären sich die beiden niemals begegnet.", murmelte Taylor. „Ja, vermutlich." Ich schaute zum neusten Mitglied von Logans Familienbund. Er stand, stolz wie Oskar, mit Darron im Arm vor dessen Bruder. Finn hatte sich gesetzt und ließ sich den Rücken massieren. Scheinbar doch nicht so ein guter Tag für ihn. Samu nahm es mit Humor und kümmerte sich um ihn.

Die Wölfe feierten eine ausgelassene Party. Ein ganzes Wochenende lag. Fast ohne Pause.

Seit der Schlacht bei Torrens, wie es heute heißt, sind nun ein wenig mehr als drei Jahre ins Land gezogen. Unser Tagesrhythmus bestand aus viel Papierkram am Tag und viel Kuscheln in der Nacht. Gelegentlich wird der gewohnte Ablauf von Reisen zu verschiedenste Konferenzen oder Empfängen unterbrochen. Darron und Leon, wie sich Leonidas selbst nannte, haben Taylor zu Psychotherapie verdonnert um die posttraumatische Belastungsstörung in den Griff zu bekommen.

Während Tris vorbildlich den Vampirclan übernommen hatte, musste Samu mal wieder häufiger Darwins Rudel unter Kontrolle halten. Beides funktionierte mittlerweile tadellos. Nebenbei musst sich der Samu noch um Finnley kümmern. Er kämpfte bedauerlicherweise noch mit den Folgen seiner Verletzungen – aber es schien endlich besser zu werden.

Weltweit ist es ziemlich ruhig geworden. Der Weltrat hat sogar ein Gesetzt erlassen, dass alle Übernatürlichen und gewöhnliche Menschen auf einer Stufe zu stellen sind. Das dürfte Luraz und Tinur auf Tasma Island sicher gefreut haben. Die beiden haben sich in der Zwischenzeit zwei ausgesprochen hübsche Vampirladies geangelt. Luft und Liebe. Ja, so lässt es sich leben. Gähnend drehte ich mich auf den Rücken. Rechts von mir schlief Taylor tief und fest. Zu meiner Linken hatte sich Darwin eingerollt. Schmunzelnd versank ich ins Reich der Träume. Ruhe und Frieden. Was braucht man mehr?


Das Leben zwischen den StühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt