44. Le rêve d'une jeune fille

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Nachdem ich meinen Falben unter Kontrolle ausreichend warm gemacht hatte, stieg ich ab, und setzte mich auf einen alten Baumstumpf am Rande der Wiese. Zuerst nutzte der Vierbeiner die Gunst der Stunde und wälzte sich ausgiebig, was ihn kurz darauf als Schimmel wiederauferstehen ließ. Lächelnd beobachtete ich ihn dabei. Er wirkte vollkommen zufrieden, als er sich das kalte Weiß aus dem Fell schüttelte. Anschließend trabte er etwas durch die Gegend, genoss den Schnee unter seinen Hufen. Eine Weile trabte er nur, testete erst die Bodenverhältnisse aus.

Doch es dauerte nicht lange, bis er plötzlich den Schweif aufstellte, nach hinten ausschlug und sich dann in einer Mordgeschwindigkeit einfach gehen ließ. „Pass auf, dass du nicht hinfällst!", rief ich ihm zu, als er sich wieder gefährlich in die Kurve legte. Er antwortete nicht, aber sein Ohr, welches kurz in meine Richtung gezuckt war, schien zu bestätigen, dass er mich zur Kenntnis genommen hatte. Vito buckelte zwischendurch immer wieder und war einfach ein Pferd, welches zu lange in der Box stand. Obwohl er völlig frei war, so rannte er doch nie außerhalb der Hörweite zwischen uns. Zwischendurch sah er sich immer wieder kontrollierend nach mir um, vergewisserte sich, dass ich noch in der Nähe war. Es freute mich, wie sehr er mir vertraute.

Nach einer Weile hatte er sich ausgetobt und trabte nun mit hängendem Kopf in einem großen Kreis über die Wiese. Schnaubend, zufrieden, als würde ich ihn longieren. Doch ich saß nur daneben und sah ihn von außen zu.

„Pferde in völliger Freiheit sind doch schon etwas ganz Wunderschönes, was man nicht alltäglich sieht.", unterbrach mein Meister plötzlich die Stille um mich herum. Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich ihn hinter mir bemerkte. „Ich fang ihn gleich wieder ein.", murmelte ich ertappt, da ich vermutete, er sähe das nicht so gerne. Ich konnte es ihm auch nicht verübeln, so etwas gehörte sich einfach nicht. In völliger Freiheit konnte einem unerfahrenen Pferd schnell etwas zustoßen. „Nee, ist schon ok. Lass ihn noch ein wenig seine Freiheit genießen. Ich beobachte euch schon eine Weile. Dass er selbst auf dich fixiert ist, wenn er sich austoben darf, habe ich durchaus bemerkt. Ich gehe davon aus, dass du ihn auch einfach rufen brauchst und er zu dir kommt?", schmunzelnd folgte sein Blick den Bewegungen des Pferdes.

„Lass es uns doch ausprobieren. Er sieht mittlerweile sowieso so aus, als wäre er fertig... Vito!", rief ich und pfiff zwischen den Zähnen. Sofort warf er den Kopf nach oben und sah mich für einen Moment an, dann trabte er auf mich zu. Kurz vor mir verfiel er noch in den Galopp, ehe er eine Vollbremsung hinlegte und seinen Kopf zu mir senkte. „Ja?", fragte er neugierig und schnupperte an der Bauchtasche meines Pullovers. „Habe leider nichts zu essen, aber ich würde sagen, wir gehen noch eine Runde reiten.", lächelte ich und fuhr ihm über die Stirn. Er schnaubte genüsslich. Jetzt, da ich wusste, dass Mario über alles Bescheid wusste, war es in seiner Gegenwart viel entspannter. Ich musste nicht mehr penibel darauf achten, was ich zu meinem Pferd sagte. „Einverstanden.", antwortete er und ließ sich auf den Boden plumpsen, damit ich bequem aufsitzen konnte. Normalerweise machte er so etwas eher selten, aber er kannte meinen Zustand an Vollmond und so mutete er mir das normale Aufspringen nicht zu. „Es ist schon schön, sich mit ihnen verständigen zu können, nicht?", seufzte Mario verträumt und ich nickte lächelnd. „Bringt fast nur Vorteile mit sich. Aber eben auch Nachteile, wie man später sehen wird." Die Vorstellung der Schmerzen heute Abend ließ mich erschauern. Darauf freute ich mich so ziemlich überhaupt nicht.

Vito stand unter mir auf, schwankte für einen Moment, ehe er sicher auf allen Beinen stand und drehte dann die Ohren zu mir, bereit für ein Kommando meinerseits. Als ich ihn loslaufen ließ, folgte auch Mario uns. Er musste in dieselbe Richtung, jedoch verließ er uns am Stall, um sein nächstes Pferd zu holen. Im gemütlichen Schritt drehten wir so auf dem Hof unsere Kreise, schlenderten über den Asphalt. Ich genoss die sanften, schaukelnden Bewegungen von meinem Falben und die Wärme, die er ausstrahlte. Mehr brauchte ich im Moment nicht.

Moondancer - Maître des ChevauxWhere stories live. Discover now